WJ 2018/19: Hohe Verluste in den Futterbaubetrieben

Um bis zu 50 Prozent brachen die Gewinne der Futterbaubetrieb im vergangenen Wirtschaftsjahr ein. Die dürrebedingt extrem schlechten Grundfuttererträge und damit erhöhten Aufwendungen trafen zusammen mit gesunkenen Erlösen für Milch und Rindfleisch.

Erste Auswertungen von Buchführungsdaten zeigen, dass im vergangenen Wirtschaftsjahr (WJ) 2018/2019 die Gewinne der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Deutschland im Durchschnitt über alle Betriebsausrichtungen und Höfe sowie Regionen im Vorjahresvergleich um ein Viertel gesunken sind. Stark beeinflusst wird dieses Ergebnis durch die dürre- und marktbedingt großen Verluste in den Futterbaubetrieben. Das berichtete der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) vergangene Woche. Laut dem Verband ging das mittlere Unternehmensergebnis über alle Betriebsausrichtungen so um -18.000 € oder -25,7% auf 52.000 € zurück. Bei allen Betrieben habe der Gewinn nicht ausgereicht, um die eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit voll zu entlohnen. Im Norden ergaben sich so Eigenkapitalverluste, während es im Südwesten durchschnittlich betrachtet noch möglich gewesen sei, Rücklagen zu bilden.

Futterbaubetriebe: Gewinneinbrüche von bis zu 50%

Verantwortlich für die gesamt-negative Entwicklung sieht der Verband der Landwirtschaftskammern die dürrebedingt unterdurchschnittlichen Ernten in Verbindung mit den rückläufigen Preisen für Milch sowie Rind- und Schweinefleisch. Besonders betroffen seien die Futterbaubetriebe gewesen, die unter einem Rückgang der Milch- und Rindfleischpreise bei einem gleichzeitigen Anstieg der Futterkosten gelitten haben. Die Gewinne brachen hier gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2017/18 um bis zu -50% ein! Es ergab sich eine Bandbreite von 40.000 € in Schleswig-Holstein bis 65.000 € in Rheinland-Pfalz.
Die extreme Trockenheit im Sommer 2018, die teils mit großer Hitze einher ging, beeinträchtigte die Ernten auf Acker- sowie Grünland extrem. Die Betroffenheit war, je nach den regionalen Witterungs- und Standortbedingungen, unterschiedlich. Qualität und Menge der pflanzlichen Produkte fielen dadurch regional sehr unterschiedlich aus.
Die Niederschlagsdefizite ließen die Vegetation auf dem Grünland zeitweise komplett zusammenbrechen. Die tierhaltenden Betriebe konnten nur unzureichende Grundfuttermengen minderer Qualität bergen. Insgesamt war auf dem Grünland im Jahresdurchschnitt ein Ertragsausfall von -30% bis -50% zu verzeichnen. Bei Mais ging der Massenertrag kammerübergreifend zurück, in der Spitze um bis zu -40%. Durch die fehlenden Grundfuttermengen entstand in den Bullenmast- und Milchviehbetrieben eine große Futterlücke.
Überwiegend schwach waren auch die Erträge von Getreide und Raps, was einerseits zusätzliche Erlöse für Futterbaubetriebe mit Überschüssen bringen konnte bzw. andererseits steigende Kosten bei Zukauf von Energie- und Eiweißfuttermitteln heimischer Herkunft. Beim Getreide ohne Körnermais lagen die Erträge in Schleswig-Holstein mit nur 59 dt/ha um -26% unter dem im Sommer 2017. In Niedersachsen musste man sich mit 61 dt/ha begnügen, der schlechtesten Getreideernte der vergangenen 20 Jahre. Während man in Nordrhein-Westfalen mit einem Ertragsrückgang von -4 % auf 74 dt/ha eher glimpflich davonkam, war in Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Vergleich zum Vorjahr kein Rückgang zu verzeichnen. Die Hektarerträge von Winterraps verfehlten das Fünfjahresmittel ebenfalls deutlich. Die ausgebliebenen Niederschläge haben zu einer nur kurzen Blütezeit und daraus resultierend zu einem geringen Schotenansatz geführt. Die Erträge in Norddeutschland sanken am stärksten und erreichten geradeso die 30-Dezitonnen-Grenze, was einem Rückgang von mehr als -10 % entsprach.
Die Preise für Getreide legten bundesweit zwischen +15% und +20% zu. Die Betriebe im Testbetriebsnetz erlösten zwischen 17,40 €/dt in Schleswig-Holstein und 18,30 €/dt in Nordrhein-Westfalen. Wegen eines ebenfalls sehr geringen Angebots gab der Rapspreis im Vergleich zum bereits niedrigen Vorjahr nicht noch einmal nach.

Milch- und Rindfleischpreise gaben nach

Sehr zum Leidwesen stiegen nicht nur die Aufwendungen, sondern gleichzeitig fielen die Erlöse. So lagen die Milchpreise im WJ 2018/19 unter dem Vorjahresniveau. Im Mittel des Wirtschaftsjahres verzeichneten die Betriebe aus Schleswig-Holstein mit einem Rückgang von fast -7 % auf 34 Cent/kg Milch netto das stärkste Minus. Erstaunlich ist, dass die Milchleistung je Kuh trotz der angespannten Grundfutterproblematik in fast allen betrachteten Regionen gesteigert werden konnte. Erstaunlich ist auch die zu beobachtende Spannweite zwischen den erreichten Unternehmensergebnissen. So zeigt eine Auswertung nach Bestandsgrößenklassen für Nordrhein-Westfalen eine Gewinnabnahme in einer Spanne zwischen -32 und -52 % im Vergleich zu 2017/18. Mit zunehmender Kuhanzahl stiegen bei den Milchspezialisten jedoch im Mittel auch die Unternehmensergebnisse. Beachtlich ist die durchschnittliche Gewinnspanne von fast 85.000 € zwischen der kleinsten (bis 39 Kühe) und größten (140 und mehr Kühe) Kuhklasse.
Ebenfalls rückläufig waren im vergangenen Wirtschaftsjahr die Schlachtrinderpreise. Wegen der dürrebedingten Futterknappheit wurden Altkühe vorzeitig geschlachtet. Das relativ große Angebot wirkte sich auch auf die Preise der Jungbullen aus, die das Vorjahresniveau nicht erreichten. Selbst die Färsen- und Kälberpreise standen im vergangenen Wirtschaftsjahr spürbar unter Druck. So mussten die Rindermäster Umsatzrückgänge bis zu -13 % verkraften.

Bio machte es nicht viel besser

Gewinneinbußen verzeichneten trotz der vermeintlich höheren Erlöse für Milch und Fleisch die Ökobetriebe. Sie litten durch die extensivere Wirtschaftsform ebenfalls stark unter den Vegetationsbedingungen des Sommers 2018 und mussten nicht selten auf Futterzukäufe aus konventioneller Erzeugung zurückgreifen. Der Erzeugerpreis für Biomilch blieb mit 48,50 Cent/kg allerdings gegenüber dem konventionellen Milchpreis im Vorjahresvergleich stabil. Das mittlere Unternehmensergebnis der Ökobetriebe ging gegenüber 2017/18 im Schnitt um -23 % auf 56.200 € zurück. Diese Situation rief bei so manchem starke Bedenken hervor: Denn wie soll das politische Ziel einer Extensivierung der konventionellen Bewirtschaftung in einer Zukunft funktionieren, in der sich gleichzeitig klimawandelbedingt Dürreereignisse häufigen dürften, wenn nicht die Produktpreise steigen?
Quelle: AgE