„Wir haben Nachholbedarf“

„Die Preise werden am Markt gemacht, unabhängig, ob jemand 25 % der deutschen Milchmenge bündelt.“ Die beiden Vordenker des neu fusionierten Molkereikonzerns DMK, Josef Schwaiger und Albert Große Frie, haben in einem Interview der Lebensmittelzeitung schon mal vorsorglich kräftig auf die Euphoriebremse getreten.

Viele Milcherzeuger erwarten, dass das neu firmierte Deutsche Milch Kontor (DMK) mit seiner Marktmacht – immerhin bündelt der Konzern rund 22 % der gesamten deutschen Milchmenge, bei den Preisverhandlungen dem Handel und insbesondere den Discountern endlich mal Paroli bietet. Doch scheint die neue Konzernspitze noch nicht so ganz davon überzeugt, beide Molkerei-Vorstände wiegeln schon mal vorsorglich ab: Die Preise würden am Markt gemacht, erklärt DMK-Frontmann Schwaiger, „unabhängig ob jemand 25 % der deutschen Milchmenge bündelt. Die Machtverhältnisse werden sich durch die Fusion nicht ändern.“ Man dürfe nicht übersehen, dass man am Konsummilchmarkt nur 16 % Marktanteil habe“, ergänzt Große Frie. Allerdings, darin sind sich die beiden Manager einig, sei man jetzt ein wesentlich berechenbarer Partner, der dem Handel mehr Möglichkeiten bietet.
In den kommenden Jahren sei geplant, wie bisher auch schon, 1,7 Mrd. Kg Milch zu Frischprodukten zu verarbeiten. Ausgebaut werden soll hingegen das Käsegeschäft: „Die Kapazitäten können wir mit wenigen Mitteln deutlich erhöhen.“

Vernunftehe, keine Liebesheirat

Angesprochen auf die Fusion erklären die beiden Konzernlenker, dass es sich um eine Vernunftehe, nicht jedoch um eine Liebesheirat handelt. Die Alternative wäre ein Wettbewerb um Rohstoffe, bei Investitionen, Innovationen und im Vertrieb gewesen. Das wäre zu Lasten der Landwirte gegangen.
Die fusionsbedingten Synergieeffekte (Kostensenkungen) beziffert Humana-Chef Große Frie auf 60 Mio. € (ab 2013). „Die kommen auf die Höfe“. Darüber hinaus werde es noch Markteffekte geben, die man noch nicht beziffern könne. Unter dem Strich gehe man von einer Rendite von 1 % aus (entspricht 40 Mio. € bei einem Umsatz von 40 Mrd. €). Man sei gut beraten, keine Heldentaten anzukündigen, die man nachher nicht erreichen könne.
Angesprochen auf die Zukunftsmärkte in Afrika und Asien gibt die neue Nr. 1 des DMK, Josef Schwaiger, klar zu, dass die benachbarten Molkereien in Holland (FrieslandCampina), Dänemark (Arla) oder Frankreich (Lactalis, Bongrain) wesentlich besser auf den Wandel der Märkte vorbereitet sind. „Die sind schon seit Jahrzehnten dort unterwegs , wir haben hier noch Nachholbedarf“. Konkrete Aussagen darüber, in welche Zukunftsmärkte und welche Summen dort investiert werden sollen, ließ sich der Konzernchef nicht entlocken. Klar scheint nur zu sein, dass sich binnen 3 Jahren der Umsatz in den Schwellenländern verdoppeln soll.