Winterfütterung 2018/19: Knappes Grundfutter und mindere Qualitäten

Wie soll man sie gestalten oder über die Runden bekommen, die Fütterung in den kommenden Monaten und im Frühsommer? Dieser Herausforderung müssen sich viele Milchkuhhalter stellen. Nochmal Aktuelles und Tipps zur Futterplanung.

Mittlerweile liegen erste Analyseergebnisse der Maissilagen aus 2018 vor und die Milcherzeuger haben ihre Futterplanung mit Aussicht eines auch nur knappen vierten Grünlandschnittes wiederholt aufgestellt. Fütterungsberater Arndt Borgstede berichtet beim gestrigen Treffen (26.09.2018) der LWK-Beratungsbetriebe Münsterland-Nordost (Nordrhein-Westfalen) über die gegenwärtige Situation und aktualisierte Empfehlungen für die Winterfütterung.

Futterplanung und Kontrolle unbedingt durchziehen

Unter den Bedingungen der Grundfutterknappheit bleibt es in den kommenden Wochen und Monaten wichtiger denn je, immer wieder die Futtermengen zu kontrollieren und durchzuplanen. Nur so ist man in der Lage frühzeitig genug reagieren zu können (Rationsumstellung, Komponentenzukauf, Tierbestand), anstatt im April plötzlich" vor fast leeren Silos zu stehen. Das Erfassen der Ist-Bestände sollte jetzt zunächst grob" über eine Volumenberechnung erfolgen (vom Trockenmasse-Gehalt auf die Dichte pro Kubikmeter und auf die Silofläche schließen). Später, wenn aus den Silos gefüttert wird, ist sollte man mit regelmäßigen Markierungen an den Silowänden bzw. der Bodenplatte von Flachmieten arbeiten, um den Vorschub zurück- und damit auch wieder vorausrechnen zu können.
Aufmerksamkeit sei ganz besonders bei den Maissilagen geboten, um diese nicht vom Vorrat her zu überschätzen: Denn oft sind die Trockenmassegehalte des eher kolbenschwachen bzw. kolbenlosen Maises zu hoch geraten ( 35 % TM), sodass die Silagen nicht sehr fest verdichtet werden konnten. Heißt: Fluffiges Material, viel Volumen, aber wenig Masse. Der Vorschub rückt schneller vor als üblich!

Grassilage reicht oft nur bis Mai 2019

Viele Milchkuhbetriebe aus dem westlichen Beratungsgebiet kommen auf Basis ihrer durchgeführten Grundfuttermengen-Planung zu dem Ergebnis, dass die Grassilage (1. und 2. Schnitt) ausschließlich zur Fütterung der Milchkühe und dann häufig nur bis Mai 2019 reicht. Bei Weidebetrieben kann das noch schlechter aussehen, hier sind die Silage-Vorräte teils schon im Februar-März am Ende! Gleichzeitig ist oft noch der Silomais knapp und von geringer Qualität.
Die fütterungsbedingte Konsequenzen: mögliches Grundfutter ggf. noch zukaufen, den erfolgten Zwischenfruchtanbau bzw. zusätzliche Ackergras-Neuansaaten noch in den kommenden Wochen nutzen und auf gute Bedingungen für eine frühe Ernte im Frühjahr 2019 hoffen! Sodass im frühen April der 1. Schnitt beim Ackergras erfolgen kann. Eine weitere Möglichkeit ist für die anstehende Futterlücke im Frühsommer Wintergetreide als Ganzpflanzensilage zu ernten. Hier sollte aufgrund der Wartezeiten auf robuste Getreidearten gesetzt werden, um Fungizidbehandlungen vermeiden zu können (Roggen, Triticale).
Die ohnehin aufgrund der niedrigen TM-Gehalte begrenzte Möglichkeit fehlendes Grundfutter durch alternative Komponenten wie Biertreber, Pressschnitzel und Trester oder Ausschusskartoffeln zu ersetzen, ist mittlerweile in vielen Regionen ausgeschöpft. Trotzdem kann es sich lohnen den Markt weiter zu beobachten; Pressschnitzel seien etwa kürzlich wieder angeboten worden. Auch noch möglich kann der Einkauf von Luzerneheu aus Frankreich sein; 1 kg Luzerne kann 2 bis 3 kg Grassilage ersetzen.
Das Jungvieh wird oft sparsamer versorgt werden als üblich. Wer genügend Mais hat, hat bereits bei ganzjähriger Stallhaltung die Rationen auf grassilagelos umgestellt und hier zwecks Verdünnung kurzes Futterstroh und zwecks Eiweißgehalt Rapsextraktionsschrot zugesetzt (z.B. 12-15 kg Silomais, 3-5 kg Stroh, 1-2 kg RES). Alternativ sind oft die erfolgten und eingefahrenen Pflegeschnitte/Schröpfschnitte des dritten Schnitts für die Winterfütterung des Jungviehs eingeplant.
ACHTUNG: Nicht zu vergessen sind im Hinblick auf eine gute Grasernte 2019 jetzt spätestens die zwingend notwendigen Nachsaaten im Dauer-/Grünland – in den Höhenlagen ist der Zeitpunkt schon überschritten! Bei den nach wie vor oft noch trockenheitsgefährdeten Beständen bietet die Schlitzsaat dabei den höchsten Erfolg. Hier wird der Grassamen in 1 cm Tiefe in den Bodenspalt gelegt und hat damit die besten Chancen auch bei wenig Niederschlag zu keimen und sich zu etablieren.

Stroh, das dritte Grundfutter

Dem Einsatz von Futterstroh kommt jetzt zwangsweise eine hohe Bedeutung zu. Die Qualitäten sind dabei – als positiver Effekt der Dürre – zum Glück hervorragend. Die große Herausforderung ist dabei, es zu schaffen, dass die Rinder und Kühe die Rationen nicht selektieren.
Hier ist auf einheitlich kurze Häcksellängen zu achten (3 bis 4 cm) und ggf. mit Strohmühlen nach zu arbeiten. Auch das Zusätzen von Wasser in die Mischrationen ist hier eine Möglichkeit. Dabei müsse es nicht immer gleich eine Kompakt-TMR sein, doch ihre Grundsätze zählen für eine erfolgbringende Umsetzung auch hier: Ein Mischprotokoll aufstellen (z.B. gleichmäßige Zugabe von 4 bis 6 kg Wasser/Kuh/Tag in den Mischwagen; z.B. nach dem Laden von Mais, um einen Gesamt-TM-Gehalt von 38 bis 40 % in der Mischration zu erreichen) sowie gleichbleibende Mischzeiten, damit die Struktur der Ration jeden Tag konstant ist.
Arndt Borgstede macht sich bei den Milchkühen angesichts der aktuellen Fütterungssituation Sorge um die Tiergesundheit. Erste Untersuchungen von Maissilagen zeigen deutlich geringere Stärkegehalte aber höhere Zuckergehalte. Statt 400 g Stärke liegt das Mittel derzeit bei nur 240 g Stärke/kg TM. Dazu fallen sie recht trocken aus. Heißt, es muss mehr Stärke aus Körnermais und/oder Getreide in die Rationen, um das Leistungsniveau annährend zu halten. Aber auch hier sind Grenzen! Also mehr Kraftfutter und trockene Maissilage (zumindest bislang; viele füttern jetzt die Silage von vorab geernteten Beständen) = ein erhöhtes Risiko, dass die Kühe Futterselektieren und damit für azidotische Entwicklungen im Pansen! Auch hier helfe oft schon, wie oben bereits genannt, der Zusatz von 4-6 kg Wasser/Kuh/Tag und längere Mischzeiten. Das Fressverhalten und die Futteraufnahme sollten gut im Auge behalten werden.
Dass mehr Stroh gefüttert wird, zwingt einige zum Umdenken beim Einstreumaterial. Teilweise wurde Maisstroh gepresst. Auch beim Einstreumaterial in den Tiefboxen der Kühe wird nach Alternativen zu Stroh Ausschau gehalten.

Mindestens 1,5 bis 2 Cent höhere Futterkosten

Allein durch den höheren Kraftfuttereinsatz rechnen Fütterungsberater damit, dass die Futterkosten um 1,5 bis 2 Cent/kg Milch ansteigen. Dazu kommen, betriebsindividuell und damit sehr unterschiedlich, ggf. noch Zusatzkosten durch Grobfutterzukauf und den eventuell einzukalkulierende Leistungsrückgänge.
In puncto Leistungsrückstände und knappes Futter sollten sich einige Betriebe auch Gedanken darüber machen, dass es deutliche Vorteile bringen kann, jetzt sofort mögliche Überbelegungen abzubauen. Je nach Ausmaß kann hier erhebliches Leistungspotential ausgebremst sein! Der Effekt von weniger Kühen liegt hier auf der Hand: weniger Futterverbrauch bei gleichzeitig steigender Einzeltierleistung und dabei der gleichen oder gar höheren Milchmenge im Tank.
Quelle: LWK NRW, Hörstel


Mehr zu dem Thema