Fleckvieh Zuchtwertschätzung Dezember 2011

Wille setzt sich durch

Es ist faszinierend, mit welcher Gleichmäßigkeit die Winnipeg-Söhne den Prüfeinsatz beenden und im Zuchtprofil nahezu deckungsgleich sind. Die neue Nummer Eins der Fleckviehzucht ragt allerdings aus dieser Gruppe heraus: Wille prüft sich nicht nur als starker Fitnessvererber, sondern überragt seine Halbbrüder im Leistungsniveau.

Mit nahezu +1.400 kg Milchmengen-ZW schaffen es seine Töchter trotzdem noch, ihm einen positiven Eiweißgehalt zu bescheren. Das gute Persistenzverhalten am Laktationsende bringt nochmal vier Punkte im MW. Rothenburg ist der Gewinner der Dezember- Zuchtwertschätzung (+ 7 Punkte gGZW). Er ist bisher ein unbeschriebenes Blatt und taucht zum ersten Mal bei den geprüften Bullen auf. Mit hervorragenden Anfangsleistungen kann er sein genomisches Ergebnis deutlich übertreffen und ist somit der beste Roibos-Sohn.
Langlebigkeit versprechen die Töchter von Serano. Sie zeigen in den Stallungen enorme Härte und lassen den ZW Nutzungsdauer um 7 Punkte steigen. Dies wirkt sich auch auf den GZW aus. Unter den Safir-Söhnen ist er somit die Nummer eins.

Name

Vater

gGZW

Veränderung

Organisation

Rothenburg

Roibos

122

+ 7

BayernGenetik

Serano

Safir

126

+ 5

Neustadt/a.

Wille

Winnipeg

147

+ 4

RZV Tirol

Wyoming

Weinold

132

+ 4

BayernGenetik

Huascaran

Humid

126

+ 4

Bayern Genetik

Nur wenige Weinold-Söhne haben sich für die TOP-Liste empfohlen. Doch die hervorragenden Ergebnisse der Wyoming-Töchter in den Zweitlaktationen lassen den Milchwert klettern. Nicht nur auf eiweißschwache Kühe ist sein Einsatz zu empfehlen! Er sollte zwar nicht auf Kalbinnen verwendet werden, doch der bislang schwache ZW für Kalbeverlauf konnte sich jetzt verbessern. Eine erfreuliche Entwicklung ergibt sich für Huascaran. Gute neue Töchter aus dem Zweiteinsatz bringen Pluspunkte im Milchwert, sein GZW steigt um vier Punkte an. Somit ist er der beste aktuell verfügbare Humid-Sohn.

Starkes Auftreten von Winnipeg-Söhnen

Als der beste Neuzugang erweist sich Winsler (MV: Ruap), der seit August auch als genomischer Jungvererber erhältlich war. Er ist ein Paradebeispiel aus der großen Gruppe der Winnipeg-Söhne mit enormen Zuchtwerten in den drei Merkmalsblöcken Milch, Fleisch und Fitness. Überragend ist sein Zuchtwert für Bemuskelung (FW 127), sodass er sich auf den leichten Kuhtyp bestens empfiehlt. Der enorm hohe Leistungszuchtwert von über 1.300 kg von Wipeg ist bereits durch 47 Töchter mit Probemelken belegt. Im Merkmal Melkbarkeit ist er mit ZW 139 absoluter Listenführer. Bei Willem*TA (MV: Romel(A)) ist zwar der Milchmengenzuchtwert relativ knapp (+506 kg), aber wer hohe Inhaltsstoffe will, kommt an ihm nicht vorbei. Die tadellosen Fundamente (115) gehören zu den herausragenden Merkmalen im Exterieurbericht.

Bullenname

Vater

gGZW

Sicherheit gGZW

Station

Winsler

Winnipeg

142

75 %

Bauer/BayernGenetik

Wipeg

Winnipeg

140

79 %

Hohenzell

Willem*TA

Winnipeg

137

82 %

Höchstädt

Vander

Vanstein

135

80 %

Genostar

Winnrad

Winnipeg

134

82 %

Bauer/BayernGenetik

Vander ist zwar der beste Vanstein-Sohn unter den Geprüften nach GZW, aber das Ergebnis ist sehr durchwachsen. Seine mittelrahmigen Töchter haben nur selten trockene Sprunggelenke. Allerdings sind erst 22 Töchter beschrieben. Das Leistungsniveau in den ersten 100 Tagen ist mit durchschnittlich 2.700 kg enorm hoch. Winnrad  verbessert sich im GZW und MW deutlich. Seine Töchter zeigen gutes Persistenzverhalten. Die Anpaarung empfiehlt sich nur auf euterstarke Kühe.

Linienvielfalt rückt wieder in den Focus

Das starke Auftreten der Winnipeg-Söhne hat, wie viele Dinge im Leben, zwei Seiten: Einerseits ist die enorme Ausgeglichenheit der Winnipeg-Nachzucht eine hervorragende Grundlage zur weiteren Entwicklung der Doppelnutzung, andererseits kann die Linienvielfalt in den nächsten Generationen gefährdet werden. Es liegt in der Verantwortung aller Beteiligten am Zuchtgeschehen, diese Herausforderung zu meistern und für einen maßvollen Umgang mit dieser Halbgeschwistergruppe zu sorgen.

Alternativen: Es gibt sie noch!

Als ein relativ später Mandl-Sohn kann Mark (MV: Sponsor) bezeichnet werden. Seine hervorragenden Eigenschaften sind das deutliche Zentralband und die gute Strichstellung bei den Töchtern. Die Anpaarung sollte nur auf rahmige Kühe erfolgen. Die Nachkommen von Randy sind zwar nicht selten, aber von seinem Sohn Valepp wurden nur drei Söhne getestet. Valetta (MV: Don Juan) stammt aus einer Prüfbullentochter und kann seinen Vater in puncto Fundament deutlich übertreffen. Seine rahmigen Töchter zeigen straffe Euter mit tadelloser Strichstellung. Auf große Kühe bietet Remitent*TA eine interessante Alternative. Der Remus-Sohn (MV: Romel) kann auf einen deutlich höheren Milchwert verweisen, im Vergleich zum genomischen Ergebnis im August. Die Töchter zeigen einen hohen Milchfluß und stehen auf tadellosen Fundamenten. Die Ausbeute bei den Vanstein-Söhnen lässt momentan noch Wünsche offen. Keiner kann an die Qualitäten seines Vaters anknüpfen. Entweder die Fundamente erweisen sich als grenzwertig, oder der Milchwert ist für einen Spitzenvererber zu knapp. Vanel*TA, der als Bullenvater eine starke Verbreitung gefunden hat, stabilisiert sich jetzt auf das immer noch recht gute Niveau vom August und ist nach wie vor als Exterieurverbesserer interessant.

Mythos und Willenberg lassen nach

Neue Töchter in der dritten Laktation kosten Mythos vier Punkte in der Milch. Willenberg bekommt 32 neue Töchter aus dem Prüfeinsatz hinzu, diese erfüllen nicht ganz die Erwartungen. Seine Stärke sind aber nach wie vor hohe Fitnesszahlen und bestes Fundament. Eine Flut an neuen Töchtern korrigieren bei Don Juan den ZW Nutzungsdauer um 10 Punkte. Hinzu kommt ein leichter Rückgang in der Leistung.

Name

Vater

gGZW

Veränderung

Organisation

Mythos

Mandl

121

- 5

BayernGenetik

Willenberg

Wal

134

- 5

CRV Deutschland

Don Juan

Dimsal

116

- 4

BayernGenetik

Safari

Safir

116

- 4

Höchstädt

Narr*TA

Naab(A)

118

- 4

Marktredwitz

Zwar ist Safari immer noch einer der Stiere mit den höchsten 100-Tageleistungen, aber die Steigerung in der dritten Laktation entspricht nicht ganz den Vorschätzungen. Ein leichtes Minus in den Fitnessmerkmalen kommt hinzu. Narr*TA leidet etwas unter dem rückläufigen Fleischwert. Neue Söhne aus dem Zweiteinsatz mit Schlachtergebnis sind dafür verantwortlich.

Alt und bewährt

Rumgo Töchter aus dem Zweiteinsatz hinterlassen einen sehr guten Eindruck. Das drückt sich auch im aktuellen Zuchtwert aus und bringt ihm drei zusätzliche Punkte im GZW. Vanstein ist eine lebende Legende unter den Fleckviehbullen: mittlerweile sind 230.000 Erstbesamungen durchgeführt und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Manitoba ist ein Paradebeispiel für Kontinuität und wird bereits über seine hoch positiven Söhne im Zuchtprogramm weiter punkten.

Name

Vater

gGZW

Sicherheit gGZW

Station

Rumgo

Rumba

137

96 %

CRV Deutschland

Vanstein

Randy

134

99 %

Neustadt/CRV

Manitoba

Malefiz

134

99 %

Bayern Genetik

Imposium

Regio

129

96 %

Neustadt/A.

Round up

Raubling

127

96 %

Bayern Genetik

Imposium eignet sich wegen seines hohen Eiweißgehaltes als sehr guter Kreuzungspartner in der Holsteinzucht. Er sollte in der Reinzucht auf größere Kühe angepaart werden. Ein Manko ist die Euterreinheit. Die Töchter von Round up sind absolut zuverlässig in Milchleistung und Exterieur. Neue Ergebnisse aus dem Zweiteinsatz bestätigen das hohe Niveau und bescheinigen eine ausgeprägte Doppelnutzung.

Vanstein-Sohn an der Spitze der genomischen Jungvererber

Die neue Top-Liste der genomischen Jungvererber (GJV) umfasst 86 Bullen und hat somit den gleichen Umfang, wie im August. Die Stationen haben z.T. neue Vererber im Angebot, um den Einsatz breiter zu streuen. An der Spitze steht mit Vanadin wieder ein Vanstein- Sohn, gefolgt vom stark eingesetzten Rau-Sohn Rave. Vanadin hat bereits die ersten Ergebnisse aus dem Prüfeinsatz. Er wird im April 2012 in die Gruppe der geprüften Bullen wechseln. MG wurde von der Station CRV aus dem Angebot genommen, da er im letzten Quartal bereits sehr viele Besamungen absolviert hat.

Name

Vater

gGZW

Sicherheit gGZW

Vanadin

Vanstein

143

69 %

Rave

Rau

140

69 %

Valig

Vanstein

140

71 %

Meru

Manitoba

140

70 %

Iwinn

Resolut

138

66 %

Leichte Veränderungen im Zuchtwert beruhen auf dem neuen Kalibrierungslauf, auch in Abhängigkeit vom neuen väterlichen Ergebnis aus der konventionellen Schätzung. Insgesamt ist wieder ein breites Angebot an väterlichen Abstammungen verfügbar.
Insgesamt ergibt sich für die Fleckviehpopulation ein sehr erfreuliches Gesamtbild, da  die aktuellen genetischen Trends der züchterisch bearbeiteten Merkmale eine Aufwärtsentwicklung zeigen. Ein Zuchtprogramm mit Augenmaß, ohne Bevorzugung  extremer Zuchtrichtungen, sollte auch in Zukunft der Garant für Erfolg sein. Zum April werden die Exterieurzuchtwerte auf Grundlage der neuen 100-Punkteskala berechnet. Somit werden sich geringfügige Veränderungen ergeben.
 
Die bunte Liste können Sie hier downloaden:
 

Quelle: Bernhard Luntz, LfL Tierzucht Grub