Milchmarkt

Wie wird Corona die Milcherzeugerpreise beeinflussen?

Folgt auf die Corona- auch die Milchpreiskrise? Schwer zu beantworten. Fest steht nur: Die Absatzsituation der Molkereien entwickelt sich sehr unterschiedlich, entsprechend müsste sich die Preisentwicklung verhalten.

Anderthalb Monate nach Beginn des Corona bedingten Shutdowns zeichnen sich die Entwicklungen und das Ausmaß auf den Milchmarkt klarer, also in Zahlen, ab. Übergreifend lässt sich sagen, dass die verschiedenen Molkereien sehr unterschiedlich betroffen sind. Entsprechend gespannt wird jetzt erwartet, wie sich die Milcherzeugerpreise für April und Mai 2020 weiterentwickeln. So steht es um die Signale auf dem Markt:

Molkereien unterschiedlich betroffen

Wie sich die Milcherzeugerpreise entwickeln könnten ist schwer vorhersehbar, denn die Molkereien sind bundes- und EU-weit sehr unterschiedlich von den Effekten der Corona-Krise betroffen. Das bestätigt auch Peter Manderfeld Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Genossenschaftlichen Milchwirtschaft (IGM): Während einige der Molkereien derzeit einen hohen Milchbedarf haben, um die Versorgung der Bevölkerung mit Milchprodukten sicherzustellen, sehen sich andere mit Absatzproblemen und wegbrechenden Märkten konfrontiert."

Großgebinde und Kunden in Südeuropa sind ein Problem

  • Der Absatz der Molkereiprodukte hat sich in den vergangenen Corona-Wochen drastisch verschoben. Das merken derzeit vor allem die Molkereien, die vor der Krise Großgebinde an Gastronomie und Kantinen geliefert haben. Hier ist der Absatz fast vollständig zusammengebrochen. Damit haben auch Molkereien zu kämpfen, deren Hauptauslandmärkte in Südeuropa (Spanien, Italien, Griechenland) liegen, in denen der Tourismus zum Erliegen gekommen ist. Hier sind je nach Molkerei bis zu 90 % der Mengen weggebrochen. Auch Hersteller von regionalen Käsespezialitäten seien stark betroffen.
  • Dem gegenüber hat sich die Nachfrage des Lebensmitteleinzelhandels um etwa 5 bis 10% erhöht (Absatzvolumen). So bewegten sich im März 2020 z.B. die Abverkäufe von Konsummilch um +21,3% und die von Butter um +18,4% über dem Vorjahresniveau. Auch die Exporte von Produkten für Endverbraucher (!) bleiben zurzeit stabil. Ursache dafür ist der Corona-Effekt - die Menschen müssen sich Zuhause ernähren.

Preisstabilisierend wirkt auch die Entscheidung der EU, die private Lagerhaltung zuzulassen und Russlands Ankündigung, wieder Milchpulver aus Westeuropa zu importieren.

Auswirkungen auf den Milchpreis und den künftigen Absatz

Die große Frage bleibt natürlich, wie sich diese heterogene Entwicklung auf den Milchpreis auswirken wird.
  • Die Verbraucherpreise für Milchprodukte im deutschen Lebensmitteleinzelhandel jedenfalls haben sich im März 2020 im Vergleich zum Februar kaum verändert. Butter wurde im Schnitt preisgünstiger eingekauft.
  • Der Kieler Rohstoffwert Milch verringerte sich hingegen im April 2020 um 5,1 Cent bzw. 15,9% auf 27,0 Cent je kg Milch.
  • Auch die ersten Molkereien senken ihre Milchpreise. So hat FrieslandCampina für im Mai 2020 gelieferte Milch einen Garantiepreis von 33,0 € pro 100 kg Rohmilch angekündigt. Damit verringert sich dieser gegenüber April um 2 Cent pro kg Milch und liegt auf dem niedrigsten Niveau seit drei Jahren.
  • Einige Molkereien haben indessen angekündigt, den Milchpreis erst einmal stabil halten zu wollen. Um das zu erreichen, haben sie eine Mengenreduktion ins Spiel gebracht.
  • Für die Großen der Branche, Arla und DMK, kommt diese Option derzeit aber nicht infrage.

Außer-Haus-Verpflegung bleibt rückläufig?

Und wie wird sich der Absatz und damit die Milchpreise künftig weiterentwickeln? Vieles hängt sicherlich von den Entscheidungen (Beschränkung des öffentlichen Lebens) der Bundesregierung und anderer europäischer und asiatischer Staaten ab. Analysten (Broker Shore Capital) gehen jedoch davon aus, dass ein Teil des momentanen Nachfragerückgangs in der Out-of-home-Verpflegung (Kantinen) irreversibel ist. Denn viele der aktuell wegen der Pandemie ins Home-Office Gewechselten werde nicht in die Büros zurückkehren, sondern schwerpunktmäßig weiter von zuhause aus arbeiten.
Weitere Infos zu diesen Themen:
Rohstoffwert Milch beträgt im April 27 Cent
FrieslandCAmpina senkt den Garantiepreis im Mai um 2 Cent
Quelle: Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, AMI, AgE, moproweb, Shore Capital, ZMB, FrieslandCampina, Verband der Milcherzeuger Bayern


Mehr zu dem Thema