Wer wird 2020 noch melken?

Im kommenden Jahr werden deutlich mehr Milcherzeuger im Norden die Produktion einstellen als in diesem Jahr. Der während der „Hochpreisphase“ 2007/08 verzögerte Strukturwandel wird in 2010 nun nachgeholt. Bis zum Jahr 2020 werden sich die durchschnittlichen Herdengrößen nahezu verdoppeln. Das ist das Ergebnis einer Studie des vTI Braunschweig.

Um abzuschätzen, wie sich die Milchproduktion in Niedersachsen, im „deutschen Milchland Nummer 1“, bis zum Jahr 2020 entwickeln wird, haben Birthe Lassen und Gesa Busch vom vTI Braunschweig drei unterschiedliche Szenarien diskutiert:
  • Milchpreis 25 Ct/kg, Weizenpreis 14 €/dt, konstante Pachtpreise
  • Milchpreis 30 Ct/kg, Weizenpreis 18 €/dt, leicht steigende Pachtpreise
  • Milchpreis 35 Ct/kg, Weizenpreis 22 €/dt, deutlich steigende Pachtpreise

Ergebnis: Langfristig wird das Milchaufkommen (in Niedersachsen) nur zu halten sein, wenn sich der Milchpreis bei 35 Cent (3,7 % Fett; 3,4 % Eiweiß zzgl. MwSt.) einpendelt. Nur bei diesem Preisniveau dürfte der Strukturwandel im bekannten Tempo weiter fortschreiten (Niveau 2003 bis 2007; Halbierung der Milchviehbetriebe in 10 Jahren). Aussteigen werden vor allem kleinere und mittlere Betriebe, die keinen Hofnachfolger finden. Trotz der Betriebsaufgaben könnte das Milchaufkommen sogar um bis zu 17 % zulegen, da die verbleibenden Milcherzeuger die Milchproduktion kräftig ausweiten werden.
  • Milchpreis 25 Ct/kg, Weizenpreis 14 €/dt, konstante Pachtpreise
  • Milchpreis 30 Ct/kg, Weizenpreis 18 €/dt, leicht steigende Pachtpreise
  • Milchpreis 35 Ct/kg, Weizenpreis 22 €/dt, deutlich steigende Pachtpreise

40 bis 60 % der Milcherzeuger werden die Produktion einstellen, sollten sich die Milchpreise bei 30 Ct/kg einpendeln, die Weizenpreise auf 18 €/dt ansteigen. Laut Expertenaussagen reicht der Milchpreis nicht aus, um den Investitionsstau, der auf vielen Höfen aufgelaufen ist, abzubauen. Trotz des Einbruchs bei den Erzeugern dürfte die Milchmenge aufgrund des Herdenwachstums aber nur um 6 % sinken.
Pendelt sich der Milchpreis hingegen auf einem niedrigen Niveau von nur 25 Cent ein, so muss damit gerechnet werden, dass im Vergleich zu 2009, ca. 60 bis 70 % der Milcherzeuger die Kühe abschaffen. Unterm Strich wird in diesem Fall der Milchausstoß um knapp 30 % sinken. Selbst in den typischen Milchregionen (entlang der Küste) dürfte bei diesem niedrigen Preisniveau weniger Milch produziert werden.
Unabhängig vom Milchpreisniveau der kommenden Jahre wird erwartet, dass 60 bis 90 % der Haupterwerbsbetriebe mit kleineren Herden die Produktion aufgeben werden. Vielerorts werden die Ausstiegsraten vom Alter der Betriebsleiter bestimmt und weniger vom Milchpreis. Die heute schon „Großen“ müssen weiter produzieren, da sie sich durch Investitionen an die Kühe gebunden haben oder aber da ihnen das Kapital fehlt, in alternative Betriebszweige zu investieren. Diese Betriebe werden auch bei geringen Milchpreisen weiter moderat ihre Herden aufstocken, um die Festkosten besser zu verteilen. Langfristig wird denn auch der Trend zu größeren Einheiten fortschreiten (gilt für alle 3 Szenarien!). Die durchschnittlichen Herdengrößen werden sich nach Einschätzung der Experten bis 2020 nahezu verdoppeln.
Die vollständigen Ergebnisse der Studie finden Sie auf www.agribenchmark.org/dairy.html