Wer frisst, bleibt gesund!

Aufgrund bekannter Gesundheitsprobleme sollten keine weiteren Steigerungen der Milchleistung angestrebt werden. Ein Plädoyer für ein Umdenken in der Leistungszucht!

Auch wenn die physiologischen, biochemischen und hormonalen Systeme der modernen Milchkuh unmittelbar (direkt) keine Leistungsgrenzen erkennen lassen, nehmen mit steigender Milchleistung die Erkrankungsraten doch deutlich zu (Erkrankungen der Gebärmutter, Euterentzündungen, Erkrankungen der Verdauungssysteme, Klauenerkrankungen). Unter Umständen kann in einer Laktation mehr als die Hälfte der Kühe von einer oder mehreren Erkrankungen betroffen sein. Das hat in den letzten Jahren zu einer Verringerung der Nutzungsdauer geführt.
Wer frisst, bleibt gesund

(Bildquelle: Elite Magazin)

In den letzten Jahren durchgeführte wissenschaftliche Untersuchungen haben aufgezeigt, dass die negative Energiebilanz (NEB) in der Frühlaktation ein wichtiger pathogenetischer Faktor ist. Die NEB ist mit einem Anstieg der freien Fettsäuren (NEFA) im Blut verbunden, die eine  Leberverfettung verursachen. Darüber hinaus ergeben sich durch die NEB bedingte indirekte NEFA-unabhängige Wirkungen, die zu Störungen der Vormagenverdauung (subakute Azidose), einer geringeren Immunantwort und einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit führen können.
Negative Energiebilanz in der Frühlaktation
… ist die Konsequenz der Selektion auf hohe (Einsatz)Leistungen
… gefährdet die Gesundheit der Tiere,
… ist kausal für die  Enstehung von Krankheiten verantwortlich
… führt zu hohen ökonomische Verlusten
Ausmaß und Dauer der NEB haben sich infolge der Selektion auf Milchleistung vergrößert, da die Herabilität für die Milchleistung erheblich größer ist als die für das Futteraufnahmevermögen. Hinzu kommt, dass der schnelle Anstieg der Milchleistung nach der Geburt und die verzögerte Zunahme der Futteraufnahme eine Mobilisierung von Körperreserven verursacht, wodurch wiederum der Stoffwechsel noch zusätzlich belastet wird.
Wer frisst, bleibt gesund

(Bildquelle: Elite Magazin)

Das Reproduktionsgeschehen bei einer energetischen Unterversorgung gehört zu den „entbehrlichen“ Funktionen. Eine erneute Trächtigkeit in der Phase einer energetischen Unterversorgung ist biologisch nicht erwünscht, d.h. das Ausbleiben des Zyklus der Kuh unmittelbar nach der Geburt ist als physiologische Reaktion anzusehen. Problematisch aus Sicht der Tierhalter (Milcherzeuger) ist, dass sich dieser Trend auch durch die Behandlung mit Protaglandinen und GnRH weder stoppen noch verbessern lässt.

Bleibt festzuhalten:

Eine weitere Ausdehnung der NEB (Ausmaß und Dauer) wird die bekannten Gesundheitsprobleme weiter verschärfen. Deshalb sollten keine weiteren Steigerungen der Milchleistung angestrebt werden, solange diese Leistungssteigerungen die Futteraufnahmekapazität in der Frühlaktation übersteigen!
Trotz der vielfach nachgewiesenen Beziehung zwischen Leistungssteigerungen auf der einen und der Zunahme von Erkrankungen auf der anderen Seite, ist zu beobachten, dass auch in äußerst leistungsstarken Milchkuhbeständen manche Tiere bereits nach der ersten Besamung (60. Tag oder früher) wieder tragend werden und dadurch letztlich hohe Lebensleistungen erbringen. Diese „Ausnahmen“ sollten dazu anspornen, künftig verstärkt Kühe mit hohem Futteraufnahmevermögen („Fressertypen“) zu selektieren bzw. das Zuchtziel in diese Richtung zu verschieben.
Wer frisst, bleibt gesund

(Bildquelle: Elite Magazin)

Quelle: Prof. Dr. Holger Martens, Berlin
Die Milchkuh: Leistung und Leistungsgrenzen – Was der Physiologe dazu zu sagen hatVortrag auf der Rinderfachtagung  Maximum Optimum (26. 11.2010)

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