Arbeitsbelastung

Wer den ganzen Tag arbeitet, hat keine Zeit, Geld zu verdienen ...

… weshalb auf Wachstumskurs steuernde Milchviehhalter einen oder mehrere Mitarbeiter einstellen sollten. Denn nur so ist gewährleistet, dass auch Zeit „über bleibt“, um sich um das Herdenmanagement und die Betriebsentwicklung zu kümmern, so Spezialberater Thomas Eib vom Milchviehberatungsdienst Ravensburg auf der Fachtagung für Milchviehhalter in Amtzell.

Bei einem Gewinn von 10 bis 12 Cent pro Liter Milch verkraften bereits Milchprofis mit 100 Kühen die zusätzlichen finanziellen Belastungen. Eib forderte die Milcherzeuger auf, endlich mit dem Mitarbeiter-Marketing zu beginnen.

Mit 400 €-Aushilfen üben"

Hermann Dorfmeyer, Personalcoach (farmconnect) stellte klar, dass Milchviehbetriebe unaufhaltsam weiter wachsen werden, da unser gesamtes Wirtschaftssystem auf Wachtsums beruhe. Davon werde sich die Milchproduktion nicht abkoppeln können. Auch zwinge die moderne Technik Milcherzeuger zur Ausweitung der Produktion. Die Grenzen der Arbeitsbelastung sieht der Personalberater in vielen Familienbetrieben bereits erreicht. 50 bis 60 Kühe könne eine Arbeitskraft managen, mehr schaffe selbst ein Profi nicht.
Der Berater empfiehlt zunächst 400 €-Aushilfen zu suchen, die im Melkstand aushelfen, da das Melken den größten Teil der täglichen Arbeitszeit verschlingt. Da in der Regel keine gelernten Fachkräfte zur Verfügung stehen, sollten Milcherzeuger versuchen, fachfremde Arbeitskräfte abzuwerben und dann anzulernen. Das gelingt umso besser, je ausgefeilter das Personal-Marketing ist. Milchviehbetriebe, die einen modernen Arbeitsplatz präsentieren können und den Bewerbern eine angemessene Bezahlung und geregelte Arbeitszeiten garantierten, haben laut Dorfmeyer durchaus Chancen, einen Mitarbeiter engagieren zu können. Wer hingegen nur einen Arbeitsplatz in alten dunkeln, feuchten Stallungen anbieten kann, keine Sozialräume vorhält, wird kaum jemanden überzeugen können.
Stellenanzeige

Beispiel für eine Stellenauschreibung (Melker) in einem lokalen Anzeigenblatt. (Bildquelle: Elite Magazin)

„Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei!“

Milcherzeuger Albrecht Buck aus Riedlingen (100 Kühe) glaubt, dass 50 % der Lohnkosten allein durch die bessere Lebensqualität wieder eingespielt werden. Buck hat seit vier Jahren einen gelernten Zimmermann in seinem Milchviehbetrieb angestellt, der jährlich 1.800 Stunden ableistet. „Im Winter habe ich jetzt täglich drei Stunden Zeit, mich intensiv um meine Familie zu kümmern“, erklärte Buck. „Das ist mir enorm wichtig!“
Auch Thomas Zimmer aus Bad Saulgau, der seine Fleckviehherde (180 Kühe) von drei AMS melken lässt, möchte trotz der Technik seinen fest angestellten Vollzeit-Mitarbeiter nicht mehr missen. Dieser vertritt ihn in Abwesenheit, so ist Zimmerer vom Betrieb abkömmlich. „24 Stunden an 7 Tagen an den Hof angebunden zu sein, diese Zeiten sind vorbei“, bekräftigte der Unternehmer. „Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei!“