Weltweit jährlich 1,7 % mehr Milch

Die Organisationen FAO und OECD haben ihre Prognose für das jährliche Wachstum der globalen Milcherzeugung bekanntgegeben. Sie erwarten, dass die Weltmilchmenge bis 2028 auf jährlich 981 Mio. Tonnen Milch steigt.

Die internationalen Organisationen FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) und OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) haben ihre Prognose für die Agrarmärkte für den Zeitraum 2019 bis 2028 veröffentlicht. Für die Milchwirtschaft erwarten sie weiteres Wachstum im kommenden Jahrzehnt. Sie prognostizieren, dass die Weltmilcherzeugung (81% Kuhmilch) bis 2028 auf 981 Mio. t wächst. Daraus ergibt sich ein ein durchschnittliches Wachstum von +1,7 % pro Jahr. Das Kapitel zum globalen Milchmarkt im Original finden Sie als pdf, wenn Sie folgendem Link folgen: "Dairy and dairy products, Chapter 7 in OECD-FAO Agricultural Outlook 2019-2028"

Mehr Kühe, aber auch mehr Leistung pro Kuh

Der größte Teil des Wachstums wird laut den beiden Organisationen auf die Vergrößerung der globalen Milchviehherde um +1,2 % zurückzuführen sein. Die restlichen 0,4% des Wachstums werden auf einer Leistungssteigerung pro Kuh bzw. Büffel, Schaf, Ziege oder Kamel basieren.
Stärkstes Wachstum in Indien und Pakistan
Über 50% des Wachstums in den kommenden zehn Jahren soll sich voraussichtlich allein in Indien und Pakistan generieren. Und im Jahr 2028 sollen dann mehr als 30% der gesamten auf der Welt erzeugten Milch auf diese beiden Länder entfallen. Der Großteil dieser Milch wird aber auch in diesen Ländern konsumiert werden.
Unterdurchschnittliches Wachstum in der EU
Für die EU, den zweitgrößten Milcherzeuger der Welt, prognostizieren die beiden internationalen Organisationen ein unterdurchschnittliches Wachstum. Hier wird erwartet, dass die Milchviehherden leicht schrumpfen und zwar mit einer durchschnittlichen Abnahme um -0,5 % pro Jahr. Die Milchleistungen pro Tier werden hier aber weiter steigen und zwar im Rahmen einer Erwartung von +1,1% pro Jahr.
Für Nordamerika werden weitgehend unveränderte Kuhzahlen und kontinuierlich steigende Milchleistungen erwartet.
1 Milchproduktion und -leistung in ausgewählten Ländern/Regionen
Milchproduktion und Milchleistung in ausgewählten Ländern und Regionen

Das größte Wachstum in der Milchproduktion wird in Indien und Pakistan erwartet. (Bildquelle: FAO/OECD)

Die Nachfrage nach Milchprodukten wächst

Weltweit gesehen schätzen die FAO und die OECD den Konsum von Milcherzeugnissen als weiter steigend ein. Der Verbrauch von Frischprodukten insgesamt soll um durchschnittlich +1,0% jährlich steigen und damit etwas stärker als in der Vergangenheit. Getrieben wird dieses Nachfragewachstum ebenfalls durch die Entwicklung in Indien und Pakistan, die von steigenden Einkommen und Bevölkerungswachstum profitieren wird.
In Europa und Nordamerika werden hingegen in abnehmendem Maß Frischprodukte konsumiert, wobei ein Trend zu fettreichen Produkten wie Vollmilch und Sahne festzustellen sei. Letzteres weil Studienergebnisse zeigen, dass Milchfett positive Effekte auf die Gesundheit hat und weil die Konsumenten sich hier wieder mehr für Geschmack und für weniger stark verarbeitete Produkte interessieren.
In Regionen, die keine Selbstversorger sind, wie Afrika, Südostasien und der Mittlere Osten wird der Verbrauch stärker wachsen als die Produktion. Folglich werden die Milchimporte in diesen Ländern ansteigen.
2 Die Exporte von Milchprodukten ausgewählter Regionen
Export von Milchprodukten ausgewählter Regionen

Die EU wird führender Exporteur von Käse bleiben, mit etwa 48% Anteil in 2028.. (Bildquelle: FAO/OECD)

Nichts ist mehr sicher!

Die beiden Organisationen verweisen in ihrem Bericht auf die zahlreichen Unsicherheiten, die für die kommenden Jahre auf dem globalen Milchmarkt wirken werden. So kann die Produktion durch verstärkt unvorhersehbare Wetterereignisse beeinträchtigt werden. Der Klimawandel erhöhe das Risiko von Dürre, Überflutungen und Krankheiten, die den Milchmarkt bereits heute schon in unterschiedlicher Weise beeinflussen.
Des Weiteren kann die Gesetzgebung für den Umweltschutz einen starken Einfluss auf die Milcherzeugung nehmen. Und das vor allem in den EU-Ländern, aber auch in Neuseeland und Irland. In Letzteren aufgrund der prozentual hohen Anteile der Treibhausgasemissionen, die in diesen Ländern der Milchproduktion zugeschrieben werden. Als weitere Unsicherheiten nennen die Organisationen einen möglicherweise stärker reglementierten Einsatz von Antibiotika bei Mastitis, der zunehmenden Beliebtheit von pflanzlichen/veganen Milch-Alternativen, Handelsabkommen und politischen Entwicklungen.
Quellen: ZMB; FAO & OECD


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