Planet Kuh Wissensforum

Weibliche Nachzucht genotypisieren - mehr als nur Kosten?

Die Typisierung eines einzelnen Tieres kostet 49 Euro, im Rahmen einer Herdentypisierung immer noch ca. 30 Euro. Doch wer investiert, kann informierte Entscheidungen treffen.

Als die genomische Zuchtwertschätzung 2009 eingeführt wurde, war sie zunächst nur für Besamungsbullen und Bullenmütter relevant. Technische Weiterentwicklung und schlicht mehr Typisierungen haben den Preis so weit gedrückt, dass eine genomische Analyse nun auch für ganz normale" Kühe und Jungrinder interessant wird. Auf der Planet Kuh-Veranstaltung (Masterrind) in dieser Woche in Fischbeck/Wardenburg, beschrieb Dr. Dierck Segelcke vom vit Verden die Vorteile der Genotypisierung der eigenen Herde: 
  • Selektionsentscheidungen frühzeitig treffen: Bei Teilnahme an den Herdentypisierungs"-Programmen der Zuchtverbände liegen für Kälber im Alter von zwei bis drei Monaten die gleichen Zuchtwerte vor, wie man sie für Besamungsbullen kennt. So lässt sich bereits früh entscheiden, welche Kälber in der Herde verbleiben sollen.
  • Das senkt die Aufzuchtkosten und
  • steigert den Zuchtfortschritt. 
  • Zudem ist die Anpaarung gezielter möglich: Erbfehler können ausgeschlossen, erwünschte Merkmale wie Hornlosigkeit oder Kasein-Status geplant berücksichtigt werden.

  • Selektionsentscheidungen frühzeitig treffen: Bei Teilnahme an den Herdentypisierungs"-Programmen der Zuchtverbände liegen für Kälber im Alter von zwei bis drei Monaten die gleichen Zuchtwerte vor, wie man sie für Besamungsbullen kennt. So lässt sich bereits früh entscheiden, welche Kälber in der Herde verbleiben sollen.
  • Das senkt die Aufzuchtkosten und
  • steigert den Zuchtfortschritt. 
  • Zudem ist die Anpaarung gezielter möglich: Erbfehler können ausgeschlossen, erwünschte Merkmale wie Hornlosigkeit oder Kasein-Status geplant berücksichtigt werden.

So steigt die Effizienz: Die Tabelle zeigt die Daten eines größeren Betriebes, der die nachrückenden Rinder schon länger genotypisiert. Würden die Tiere allein anhand ihrer Abstammung selektiert (rechts), ist der Unterschied zwischem bestem und schlechtestem Viertel deutlich kleiner. Die Auswahl ist deutlich ineffektiver als mit genomischen Zuchtwerten! Gerade die „schlechtesten Tiere“ werden dann falsch einsortiert und würden gemerzt, obwohl sie eigentlich eine akzeptable Leistung abliefern.
Effizienz der Genotypisierung

(Bildquelle: Elite Magazin)

(Mehr zu Vorteilen und Kosten der Herdentypisierung - auch bei den anderen Rassen - finden Sie in der kommenden Elite 6/17!)

Genetik im Vergleich geringster Kostenblock - mit großer Wirkung

Wer die gesamte Herde typisieren lässt, zahlt dennoch bis zu 34 Euro pro Tier (Masterrind). Auf die Frage, ob sich diese Investition lohnt, findet Dr. Bernd Heidemann, Unternehmensberatung Koesling & Anderson, eine ganz klare Antwort: Ja! Denn im Vergleich zu großen Kostenblöcken wie Futter oder Personal sind die reinen Spermakosten meist vernachlässigbar. Die Milchleistung, langfristig am stärksten beeinflussbar durch die Genetik, ist jedoch eine der größten Stellschrauben, um die Wirtschaftlichkeit des Betriebs zu steigern.
Dieser Meinung ist auch Marc Benninghoff (Benninghoff Milch und Energie), der in Niedersachsen einen Betrieb mit 1.100 Kühen und 700 Jungrindern führt (11.800 kg Milch, 3,75% F, 3,40% EW, dreimaliges Melken). Er nimmt an dem Projekt „KuhVision“ teil und genotypisiert die Herde und die weibliche Nachzucht. „Ich hatte bereits früh genomische Vererber eingesetzt, da war der Schritt zur Typisierung klein“, berichtet er. Benninghoff schätzt, dass er durch eine Probe auf eine Vielzahl von Informationen zurückgreifen kann: von Gesamt- über Leistungs- bis hin zu Zuchtwerten für funktionale Merkmale. Die Typisierungsergebnisse nutzt er, um mit den besseren Färsen über eine leistungsorientierte Anpaarung und Embryotransfer einen rascheren Zuchtfortschritt in der Herde zu generieren. Das sieht man bereits: Die Tiere der jüngeren Geburtsjahrgänge weisen im Schnitt höhere Zuchtwerte auf.
Ergebnisse Benninghoff

(Bildquelle: Elite Magazin)

 
In seiner Herde passen die tatsächlichen Leistungen der Jungrinder gut zu den Schätzungen. Natürlich seien vereinzelt Ausreißer dabei. Auch habe am Anfang die Nachlieferung mit Ohrmarken gehakt. Mittlerweile klappe das aber gut.
„Überzählige“ Tiere sollen künftig noch stärker als bisher entsprechend der Typisierungsergebnisse in den Export verkauft werden. Nach der vergangenen Aufstockungsphase sollen künftig nur noch die tatsächlich benötigten Tiere plus 10% Reserve auf dem Betrieb abkalben. Verbessern will Benninghoff künftig vor allem noch die Nutzungsdauer, die Tiergesundheit und die Fruchtbarkeit. Sein Plan: Komplette" Bullen ohne Extremwerte einsetzen ( 1.000 kg Milch, Schwerpunkte auf funktionalen Merkmalen), im Jungviehbestand verstärkt selektieren, die besten weiblichen Tiere für „Nachzucht-Besamungen“ und ET verwenden. „Ich möchte als kommerzieller Betrieb möglichst viel Milch pro Stallplatz melken“, fasst Marc Benninghoff seine Strategie zusammen, „aber mit einem größeren Fokus als bisher auf funktionale Merkmale.“

Fazit

Die Genotypisierung der eigenen Herde kann ein wichtiges Instrument darstellen, um früher informiertere Entscheidungen zu treffen. Doch sollten stets auch alle anderen verfügbaren Informationen (lineare Einstufung, Gesundheitsdaten, ...) einbezogen werden, um Rückschlüsse zu ziehen! 
Quelle: Planet Kuh Wissensforum, Vortragsveranstaltung von Masterrind

Autor: C. Stöcker