Herdenmanagement

Wann die Kuh besamen?

Dank genetischen Fortschritts produzieren heutige Kühe deutlich mehr Milch als die Generationen davor. Viele Kühe werden weit vor dem Break-Even-Point schon wieder besamt. Warum?

Früher galt die goldene Züchterregel, „die Kühe bis zum 60. Tag tragend bekommen“ und nach einer 60-tägigen Trockenstehzeit und insgesamt 365 Tagen wieder kalben zu lassen. Damals waren Herdendurchschnitte von 12.700kg jedoch die Ausnahme. Die Kühe später in der Laktation zu besamen, indem man die freiwillige Wartezeit verlängert, hat Vor- und Nachteile.

Längere Wartezeit erhöht Trächtigkeitsraten

Eine Studie an der Cornell Universität von Julio Giordano hat die Fruchtbarkeitsleistung, Abgangswahrscheinlichkeit und Laktationsleistung von Kühen mit freiwilliger Wartezeit von 60 und 88 Tagen untersucht. Etwa 2.700 Kühe auf drei Betrieben im US-Bundesstaat New York wurden untersucht. Alle Kühe befanden sich in der ersten Besamung im Doppel-OvSynch-Programm. Folgendes fanden die Wissenschaftler heraus:
 

  • Eine Verlängerung der Dauer bis zur ersten Besamung erhöht die Trächtigkeitsrate von 41% (60 Tage) auf 47% (88 Tage). Dabei hatten Kühe in der ersten Laktation den größten Vorteil (46% vs. 55%). Kühe in der zweiten oder einer höheren Laktation hatten einen geringeren Vorteil (36% vs. 40%).
  •  Kühe am 88. Tag in Milch waren körperlich besser vorbereitet für eine Trächtigkeit; u.a. aufgrund besserer Gesundheit der Gebärmutter und BCS.
  • Kühe mit längerer freiwilliger Wartezeit wurden später tragend und hatten ein höheres Abgangsrisiko, besonders ältere Kühe.
  • Spätere Laktationen aufgrund verlängerter freiwilliger Wartezeit (im Durchschnitt 13 Tage länger) hatten eine höhere Gesamtmilchleistung zur Folge.


Die Forscher vermuten komplexe Zusammenhänge zwischen Fruchtbarkeitsleistung, Abgang und Milchleistung. Zusätzlich sind offenbar der Einfluss des Alters und die Festlegung der freiwilligen Wartezeit wichtig.

 

Laktation nicht zu früh beenden!

In Zeiten, in denen jeder Tropfen Milch in den Cash Flow geht, könnte die Verlängerung der freiwilligen Wartezeit eine brauchbare Option sein. „Wenn man hochtragende Kühe sehr früh wieder besamt, begrenzt man die Laktation am Ende zu früh“, sagt Steve Pavelski, Auendienstmitarbeiter bei SCR . „Das hat einen hohen Einfluss auf das produktive Leben dieser Kühe. Das und der Verlust des Profits am Ende der Laktation sind der Grund für die hohen Kosten für die Betriebe bei frühen Trächtigkeiten."

Mit einer Verlängerung der freiwilligen Wartezeit können Kühe ihr Laktationspotenzial besser ausschöpfen. Das Fruchtbarkeitsmanagement muss dabei jedoch von bester Qualität sein, damit die Kühe nicht zu lange „leer“ bleiben. Um das Risiko dafür zu minimieren, sind sowohl terminierte künstliche Besamungen sowie Aktivitätsmessungen geeignete Maßnahmen. Durch das Messen der Bewegung und Aktivität von Kühen werden extrem viele Daten gesammelt, die verarbeitet werden müssen. „Mit zusätzlichen Daten steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit der Trächtigkeit“, sagt  Pavelski. „Landwirte können ihre Kühe dann besamen, wenn es am wirtschaftlichsten ist und nicht auf Grundlage ihrer Laktationstage.“

Quelle: Dairy Herd Management


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