Unter der Armutsgrenze

… demächst Hartz IV? Das verfügbare Haushaltseinkommen vieler Milchproduzenten ist im Jahr 2009 auf 1.225 € abgesunken – damit liegt es unter der Armutsgrenze. Das meldet die niederländische Unternehmensberatung Gibo International.

Laut Auswertungen der Beratungsorganisation hat sich das verfügbare Einkommen im vergangenen Jahr halbiert. Verfügten die Milcherzeuger in 2008 noch über 12 Cent pro Liter Milch, standen ihnen in 2009 nur noch 5,6 Cent zur Verfügung. Da von diesem Betrag noch die Abschreibungen bzw. Zins und Tilgung bestritten werden müssen, bleiben für Privatausgaben maximal 1,6 bis 2,6 Cent pro Liter Milch über. Das entspricht einem durchschnittlichen Monatseinkommen von gerade mal 1.225 € pro Familie. Damit sind die Milcherzeuger bzw. deren Familien stark armutsgefährdet.
Legt man die verfügbaren Einkünfte (14.700€/Jahr) allein auf die in der Milchproduktion geleisteten Arbeitsstunden (3.000) um, errechnet sich ein Stundenlohn von max. 4,90 €. Dieser liegt deutlich unter den von vielen Experten als angemessen erachteter Mindestlohn von 7,50 €. Laut EuroStat ist das reale Einkommen je Arbeitskraft im Jahr 2009  in Deutschland schätzungsweise um 21,0 % gesunken.
In Deutschland gelten Familien mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei einem verfügbaren Jahreseinkommen von weniger als 19.677 Euro oder 1.640 € monatlich als armutsgefährdet (alleinlebende Personen, wenn sie weniger als 9.370 € im Jahr beziehungsweise 781 € im Monat zum Leben hatten).
Viele Milchviehbetriebe mussten im letzten Jahr tief in die Rücklagenkiste greifen, um ihre Verbindlichkeiten bedienen zu können. Doch die verfügbaren Reserven sind nun weitestgehend aufgezehrt, eine weitere längere Durststrecke, ähnlich wie in 2009, werden viele Milcherzeuger nicht mehr so ohne Weiteres durchstehen können, warnt die niederländische Beratungsorganisation. Sollten die Milchpreise erneut deutlich absinken, dann müssten gezwungenermaßen Vermögenswerte (Boden) aufgelöst und zur Schuldentilgung eingesetzt werden. Laut Deutschem Bauernverband (DBV) haben im Wirtschaftsjahr 2008/09  fielen die Ergebnisse (Bruttogewinn) der Haupterwerbsbetriebe 2008/09 gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt um 45,3 % auf 29.324 €.