Unfaire Verbraucher: Nur 25 % als fair gehandelt

Nur etwa 25 % der "Fairen Milch" wird aktuell tatsächlich unter dem Markennamen „Faire Milch“ vermarktet und den Milchviehhaltern mit 40 Cent/kg vergütet. Die übrigen 75 % muss die Milchvermarktung Süddeutschland (MVS) zu normalen Konditionen absetzen.

Rund ein Jahr nach der Markteinführung der „Fairen Milch“ hat sich die Anzahl der Milcherzeuger, die an die Milchvermarktung Süddeutschland liefern, stark vergrößert. Aktuell liefern die der MVS angeschlossenen Milcherzeuger rund 66 Mio. kg Milch jährlich ab. Das gab der Geschäftsführer der MVS, Jakob Niedermaier, in einer Pressekonferenz in Berlin bekannt. Die so verkaufte Milchmenge habe sich seit dem Start des Programms verzehnfacht. Trotz des geringen Absatzes fair" gehandelter Milch (der Verkaufspreis liegt bei 89 bzw. 99 Cent je Liter) werten die MVS und der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDMI) als Gesellschafter der MVS die aktuellen Zahlen als „Erfolgsgeschichte“. Seit September sei die H-Milch nicht nur in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, sondern auch in NRW erhältlich. In allen genannten Ländern seien auch Molkereien gefunden worden, die MVS-Milch im Lohn abfüllten. So könne man die Milch nah am Produktionsort verarbeiten und auf kurzem Wege in die Geschäfte bringen, betonte Niedermaier. Die Macher der Fairen Milch streben nun an, den Vertrieb auf die nördlichen Bundesländer auszudehnen. Die Verhandlungen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern seien dafür im Gange.
Als Meilenstein sieht die MVS die Ausweitung des Produktsortimentes: Großverbrauchern werde jetzt Frischmilch im 10-Liter-Eimer und Sahne im 5-Liter-Eimer angeboten. Bald soll es auch fairen" Joghurt und faire" Butter geben.

Längere Nutzungsdauer der Kühe

„Faire Milch“ muss unter Rahmenbedingungen erzeugt worden sein, die für die Landwirte verbindlich eine Begrenzung des Kraftfuttereinsatzes auf 1.50 kg pro Kuh und Jahr sowie einen Maisanteil von höchstens 30 % in der Ration vorschreiben. Der höhere Grasanteil in der Ration im Vergleich zu anderen Produktionsformen soll sich in einem höheren Anteil von Omega-3-Fettsäuren in der Milch niederschlagen. Deshalb sei die Milch gesünder, so BDM und MVS. Das von den Landwirten zugekaufte Kraftfutter darf keine gentechnisch veränderten Organismen enthalten. Außerdem wird aktiver Einsatz für ein Tier- oder Naturschutzprojekt gefordert. Laut MVS zeichnen sich die Herden der angeschlossenen Milchlieferanten durch eine überdurchschnittliche Nutzungsdauer aus. Laut ersten Zahlen erreichten die Kühe im Durchschnitt 5,4 Kalbungen.