Dänemark

Trotz oder wegen Wachstum massiv überschuldet!

Die Kreditbelastung der dänischen Milchbauern hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen. Der Durchschnittsbetrieb steht mit drei Millionen Euro in der Kreide – Folgen eines massiven betrieblichen Wachstums. Ein Teufelskreis.

Eine vom Beratungsunternehmen des Landwirtschaftverbandes LF durchgeführte finanzielle und wirtschaftliche Analyse kommt zu dem Schluss, dass der durchschnittliche dänische Milcherzeuger mit rund drei Millionen Euro in Form von Darlehen bei den Banken in der Kreide steht. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Fremdkapitalbelastung um satte 140.000 Euro. Zurückzuführen ist die Fremdkapitalzunahme u.a. auf die verstärkten Investitionen, von durchschnittlich rund 75.000 Euro pro Unternehmen.

Eigenkapital schmilzt wie Eis in der Sonne

Ende letzten Jahres verfügten die Milcherzeuger im Durchschnitt, laut der Auswertung, über ein Eigenkapital in Höhe von 730.000 Euro. Im Vergleich zu 2010 verringerte sich das Eigenkapital um ca. 250.000 Euro, vor allem aufgrund der niedrigeren Bewertung der Flächen und der Milchquote. Ein typisches Unternehmen hatte im vergangenen Jahr einen Quotenbuchwert in Höhe von 157.000 €. Beim letzten Handelstermin im August wurden die Milchquoten zu einem Preis von 0,15 €/kg gehandelt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Quotenpreis fast halbiert.
Positiv zu bewerten ist, dass in den Buchführungsabschlüssen im Durchschnitt wieder schwarze Zahlen zu finden waren. Auch wenn das betriebswirtschaftliche in Höhe von 26.000 Euro nur dürftig ausfällt, so konnte zumindest der negative Trend gestoppt werden. In den Jahren zuvor hatten die Milcherzeuger immer wieder deutliche Verluste verbuchen müssen.

In zehn Jahren Produktionsumfang verdoppelt

Seit nunmehr zehn Jahren verharren die Ergebnisse (Gewinne) der dänischen Milchfarmen nun in etwa auf dem gleichen Niveau – nur dass sich die Milchproduktion auf den Betrieben seitdem verdoppelt hat. „In dieser Zeit haben die Milchviehbetriebe die Kuhzahlen fast verdoppelt und die Milchleistung pro Kuh um rund 1.000 kg gesteigert. Die Kreditbelastung pro Unternehmen hat um den Faktor 3,5 zugenommen“, erklärten die Analysten. Die massive Expansion hat den Milchfarmen denn auch nicht weitergeholfen. Allerdings werden auch die Milcherzeuger vom Strukturwandel weggespült, die sich den Wachstumsschritten verweigern. Die Zahl der Milch produzierenden Unternehmen hat sich während der letzten Dekade fast halbiert. Derzeit wird  noch auf ca. 3.800 dänischen Milchviehbetrieben gemolken.

So langsam kommen auch die Banken in's Straucheln

Viele Milchviehbetriebe können inzwischen ihre Kredite nicht mehr bedienen, immer wieder müssen deshalb die Banken gewährte Darlehen abschreiben. Das führt dazu, dass mittlerweile einige Geldhäuser in schweres Fahrwaser geraten. Erst vor wenigen Tagen hat die Vestjysk Bank, die 9. größte Bank in Dänemark, bekannt gegegben, einen Betrag von 134 Millionen Euro (1 Mrd. Kronen) abzuschreiben. Dies könnte sich aber als nicht ausreichend erweisen. Die Unsicherheit über die Entwicklung in Teilen der Landwirtschaft, besonders in der Milchviehhaltung, könnte zu einem noch größeren Bedarf an Abschreibungen führen, so die Vestjysk Bank.