Trendwende bei den konventionellen Milchpreisen

Bedingt durch den anhaltenden Hitzestress und dürrebedingt knappes Grundfutter gehen die Milchmengen zurück. Trotz Trendwende bei den Milchpreisen im Juni bleibt abzuwarten, wie stark dies die Preise in den kommenden Monaten beeinflussen wird.

Im Juni 2018 sind die Auszahlungspreise für Rohmilch in Deutschland ins Plus gedreht. Nach Schätzung der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) zahlten die Molkereien in Deutschland im Juni 2018 durchschnittlich 32,7 Ct/kg für konventionell erzeugte Milch (3,4 % Eiweiß, 4,0 % Fett) – knapp 0,6 Cent mehr als im Mai. Nach sieben Monaten mit einer rückläufigen Preisentwicklung ist damit voraussichtlich eine Wende eingetreten. Dabei sind laut der AMI die Preise in allen Teilen der Republik gestiegen.
Erzeugerpreise im Juni im Plus.

Nach sieben Monaten ist der Milchauszahlungspreis im Juni 2018 das erste Mal wieder gestiegen. (Bildquelle: Quelle: AMI)

Hitzebedingt geringere Milchmengen können Preis positiv beeinflussen

Milchmarktexperten erwarten, dass die weitere Entwicklung der Milchpreise von der sommerlichen Preisdelle am Milchmarkt sowie von der andauernden Hitzewelle geprägt sein wird. Die jetzt bemerkbar werdende produktionsdämpfende Wirkung der Witterung dürfte dabei die Oberhand behalten und für weiter steigende Preise sorgen, prognostiziert die AMI.
Geringere Milchanlieferung:
Regional werden teils starke Rückgänge der Milchanlieferungsmengen erwartet. Anhalten kann diese Entwicklung auch über die Sommermonate hinaus, aufgrund des knappen Grundfutterangebots mit gleichzeitig voraussichtlich unterdurchschnittlichen Qualitäten. Regional weisen die Silomaisbestände wenig Masse, unterentwickelte Kolben oder gar keine Kolben auf. Der zweite Grasschnitt ist dazu vielerorts gering ausgefallen und beim dritten Schnitt wurden Totalausfälle, Mindererträge sowie Ernten überreifer Aufwüchse mit minimaler Masse verzeichnet.
Gestützt wird der prognostizierte Trend stabiler bis steigender Milchpreise auch durch die Garantiepreise von Juli sowie die ersten Preisankündigungen für August. So hat etwa FrieslandCampina für August angekündigt, den im Juli gezahlten Garantiepreis von 35,75 Cent/kg (3,47 % Eiweiß, 4,41 % Fett) beizubehalten. Dieser war ausgehend vom Juni-Garantiepreis um 1,5 Cent/kg angehoben worden. FrieslandCampina begründet diesen Schritt damit, dass sie auch von Mitbewerbern stabile bis steigende Milchauszahlungspreise erwartet.
Sommerliche Preisdelle:
Aktuell ist die Haltung der Milchverarbeiter mit einer bislang nur stabilisierenden Preisbildung allerdings auch noch abwartend einzuschätzen. Zuletzt hatte sich die Nachfrage nach Milchfett- und Milcheiweißprodukten (Käse ausgenommen) aufgrund der hohen Temperaturen und Ferienzeit rückläufig entwickelt. Sowohl die Spotmarktpreise als auch der Kieler Rohstoffwert (siehe hier) hatten sich im Juni und Anfang Juli verringert. Auch die jüngsten Auswertungen des IGMilchbarometers aus Juni 2018 (siehe hier) zeigten insgesamt noch geringere börsenbasierte Milchwerte für die kommenden Monate.
Ende Juli jedoch ist die Abwärtsentwicklung an den Spotmärkten zum Halten gekommen (mehr dazu hier). Dazu passt, dass die Molkereien in der Woche zum 15. Juli 2018 bundesweit einen im Vorwochenvergleich um 0,7 % geringeren Milcheingang verzeichneten. Dennoch lag die Menge dabei um 2,9 % über der Vorjahreslinie (siehe hier).
Erwartungsgemäß müssten die Spotmilchpreise aber in Kürze, aufgrund des sommerlichen Rückgangs beim Milchaufkommen und der sich nach den Sommerferien wieder festigenden Nachfrage nach Milcherzeugnissen, wieder steigen. Zeitverzögert ist dann auch bei den Erzeugerpreisen mit einem Preisaufschlag zu rechnen, heißt es im aktuellen Marktkommentar im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben (NRW).
Wie stark sich die erwarteten rückgängigen Milchanlieferungen tatsächlich auf den Milchmarkt und damit die Milchauszahlungspreise im (Juli,) August und September auswirken werden, bleibt damit derzeit noch abzuwarten.
Quellen: AMI, AgE, EU Kommission, ife, IGM, Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben


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