Tirol Milch droht Bauernflucht

Die eingeleitete Fusion der Tirol Milch mit der oberösterreichischen Berglandmilch hat offenbar bei Weitem nicht alle Tirol Milch-Bauern überzeugt. Der Tirol Milch drohen nun hunderte Lieferanten abhanden zu kommen.

Nun wird im Zillertal über die Zukunft von 200 bisherigen Tirol Milch-Lieferanten beraten. Die privat geführte Sennerei-Zillertal mit Sitz in Mayerhofen („Zillertaler Bergmilch“) will ihre Nachbarn in Zell am Ziller, die Sennerei Zillertal-Mitte, übernehmen. Dieser Betrieb hatte bisher die Tirol Milch bedient, nun wird seine Verpachtung neu ausgeschrieben. Es habe bereits konkrete Verhandlungen mit der Geschäftführung und dem Obmann gegeben. Dem Vorstand und dem Aufsichtsrat habe er sein Konzept vorgestellt, berichtet Sennerei-Zillertal-Chef Heinz Kröll. Entschieden werde über den Deal bei einer Generalversammlung im November.
Kröll`s Betrieb, der ausschließlich Heumilch verarbeitet, lockt die bisherigen Tirol Milch-Lieferanten (neun von zehn sind Heumilchbauern) mit einem Milchgeld von 38 bis 39 Cent pro Liter. Mit der Übernahme würde die Sennerei-Zillertal mit einem Schlag um mehr als die Hälfte wachsen – von derzeit 360 auf 560 Lieferanten. „Dieser Betrieb ist nur drei Kilometer von unserem Betrieb entfernt. Das ergibt ökologisch sinnvolle Wege bei der Anlieferung und eine wesentliche Kostenersparnis“, erklärt Kröll. Er ist davon überzeugt, dass die Marke Zillertal mit der Übernahme gestärkt würde. Bei der Milchmenge geht es hierbei um eine Summe von neun Mio. Liter Milch – das sind vier Prozent der Tirol Milch von 217 Mio. Liter im Jahr. gesamten Milchmenge.
Berglandmilch-Boss Josef Braunshofer lässt sich davon nicht beirren. Auf die Fusion habe ein mögliches Ausscheren der Zillertaler keinen Einfluss, versichert er. Er sei allerdings über jeden einzelnen Landwirt traurig, der sich für ein anderes Angebot entscheide, betont Braunshofer. Ob er um die Zillertaler kämpfen wolle? „Es geht nicht ums Kämpfen. Wir haben ein seriöses Angebot vorgelegt, das wir ehrlich gemeint haben. Die Bauern müssen entscheiden, was für sie das beste Angebot ist“, betont der Bergland-Chef.

Hintergrundinfo:

Ende September haben die Eigentümer der Tirol Milch und der Berglandmilch der angestrebten Milch-Ehe zugestimmt. In den jeweiligen Generalversammlungen sprachen sie sich dafür aus, das operative Geschäft zusammenzuführen.
Die oberösterreichische Berglandmilch ist derzeit die größte Molkerei Österreichs. Mit der Übernahme der Tirol Milch, der - nach Umsatz - Nummer vier, will sie ihre Vormachtstellung am heimischen Milchmarkt weiter ausbauen. Oberösterreicher und Tiroler werden nach der Hochzeit" insgesamt rund 16.000 Lieferanten auf sich vereinen und den Abstand auf die derzeit auf Platz zwei befindliche NÖM AG vergrößern.
Bei einer Milch-Ehe dürfen sich die Tiroler Lieferanten nach Angaben von Bauernvertretern neben einer von den Oberösterreichern zugesicherten Milchabholung von 55.000 Liter pro Jahr über einen Zuschlag von zwei Cent pro Liter rückwirkend zum 1. Januar 2010 freuen. Außerdem sollen die Schulden der Tirol Milch übernommen werden. Die Tirol Milch musste 2009 einen Umsatzrückgang hinnehmen - um knapp 9 Prozent auf 136,2 Mio. Euro. Nach einem Verlust von 5,145 Mio. Euro erzielte die Molkerei einen Bilanz-Überschuss von 352.000 Euro. Von rund 4.000 Bauern wurden in etwa 217 Mio. Kilo Milch angeliefert.