DLG-Forum Emissionen 2017

TA Luft muss warten – Klimaschutz nicht

Beim DLG-Forum Emissionen in Kassel diskutierten die Teilnehmer den aktuellen Stand der Richtlinien und Vorgaben zum Klimaschutz. Vordergründig sind Milchviehbetriebe zwar nicht betroffen, doch im Hintergrund rumort es!

Deutschland hat sich nicht zuletzt im Rahmen des Kyoto-Protokolls verpflichtet, die Emissionen der verschiedenen Wirtschaftszweige zu senken. Leider sind gerade die Ammoniakemissionen in Deutschland seit den 90er Jahren nur unwesentlich gesunken. Infolgedessen ziehen nun die Anforderungen an: Minus 40% bis 2020, minus 55% bis 2030 und minus 80 bis 95% bis 2050; verglichen mit dem Ausstoß 1990. Die Landwirtschaft soll ihre Treibhausgasproduktion um gut ein Drittel verringern. Dass also etwas getan werden muss, steht fest. Doch wie?

Tierschutz vs. Klimaschutz

Landwirtschaftliche Emissionen stammen aus der Stickstoffumsetzung im Boden, aus der Tierhaltung und aus der Trockenlegung von Mooren, erklärt Heinz Flessa vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz. Im Ackerbau gilt es, Stickstoff effizient einzusetzen und regionale Nährstoffüberschüsse abzubauen, z.B. durch Güllebörsen. Moore sollten wieder vernässt werden, in Ackerböden auf mehr Humus geachtet werden.
Bei Schweinen und Geflügel gelten vermehrt strengere Regeln in Bezug auf den Ausstoß von Klimagasen. Hier greifen die Vorsorgeanforderungen der TA Luft, welche die „beste verfügbare Technik“ (BVT) zur Pflicht macht (Abluftwäscher, Phasenfütterung etc.). Kühe und Rinder sind dort bislang nicht explizit genannt. Dennoch könnten auch Milchviehhalter künftig beim Stallbau Probleme bekommen. Denn ein weiterer Teil der TA Luft, die sog. Schutzanforderungen, gelten für alle nach Baurecht genehmigten Anlagen und somit auch für Kuhställe. Hier werden z.B. schärfere Auflagen zum Stickstoffeintrag in „empfindliche Biotope“ gefordert – Kuhställe müssten einen größeren Abstand wahren. Mehr zu den Folgen dieser Überlegungen finden Sie hier.
In der laufenden Legislaturperiode wird die neue TA Luft nicht mehr in Kraft treten. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks nennt als Begründung fehlendes Wissen über die Vereinbarkeit von Tier- und Klimaschutz. Denn eins ist klar: Wer Klimaschutz ernst meint, muss eigentlich geschlossene Ställe bauen, aus denen die Abluft gefiltert und den Tieren nicht zu viel Platz („emittierende Fläche“) zur Verfügung gestellt wird!

Landwirt, Planer, Ausstatter: Wer haftet für die Emissionsangaben?

Eine tierfreundliche Haltung (mehr Platz, Auslauf, offene Ställe) verschärfen also die Emissionsproblematik. Wer die Zielwerte einhalten will, muss darum entweder den Tierbestand abstocken oder in technische Lösungen (emissionsarme Stallböden, Gülleansäuerung, ...) investieren.
In Bezug auf den Neu- oder Umbau klimafreundlicher Ställe müssen neben den eigentlichen Regeln auch noch juristische Folgen geklärt werden. Darauf weist Stallplaner und Ingenieur Wilfried Eckhof hin: „Um Ställe genehmigen zu können, müssen wir wissen, welche Stoffe in welchem Umfang in die Umgebung eingetragen werden. Doch das ist gar nicht so leicht, wie es sich jetzt anhört.“ Zwar stehen verschiedenste Datenbanken aus Messungen zur Verfügung. Doch diese basieren auf ganz unterschiedlichen Methoden und sind häufig nicht detailliert genug (z.B. emittieren Kälber und Jungrinder anders als Kühe, im Winter sind die Austräge anders als im Sommer). Zum anderen müssen Planer Emissionskennzahlen für jeden Teil der Stalleinrichtung vorliegen haben, um die Umwelt- und Klimawirkung eines Stalles korrekt berechnen zu können. Diese liegen in den seltensten Fällen vor. „Wer trägt die Verantwortung, wenn am Ende ein Stall doch mehr emittiert als berechnet? Auch das ist ungeklärt!“, gibt Eckhof zu bedenken.
Fazit: Die Milchviehhaltung muss langfristig weniger Emissionen produzieren. Inwiefern neue gesetzliche Regelungen die Entwicklungsmöglichkeiten eines einzelnen Betriebes begrenzen werden, wird erst in einer künftigen Legislaturperiode entschieden. Zeit, sich für eine praxisgerechte Regelung einzusetzen!
Welche Methoden im Stall und in der Fütterung bei Milchkühen dazu dienen können, weniger Emissionen auszustoßen, lesen Sie in einer der kommenden Ausgaben von Elite!
Quelle: DLG-Forum Emissionen 2017, 30.05.17, Kassel
Bearbeitet: C. Stöcker