Sturmwarnung für den Milchmarkt

Die MEG Milch Board warnt vor unruhigen Zeiten am Milchmarkt und einem weiteren Auseinanderlaufen der Erlös-Kosten-Schere. Der Milchmarkt gleite aktuell wieder in einen Überschussmarkt hinein, da die Erzeuger aktuell definitiv mehr produzierten als der Markt vertrage.

Die diese Woche veröffentlichten Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) belegen nach Ansicht der MEG, dass sich die durchschnittlichen Produktionskosten der Milcherzeuger im Bundesgebiet von Januar bis April um 0,79 Cent/kg auf 45,95 Cent/kg je Kilogramm Rohmilch erhöht haben, während der Milchpreis im gleichen Zeitraum um 0,86 Cent auf 40,60 Cent/kg gesunken ist. Die Unterdeckung der Erzeugungskosten vergrößere sich damit von acht auf zwölf Prozent. Zur Kostendeckung hätten den Milchviehhaltern somit 5,35 Cent/kg oder 12 % gefehlt, teilte die MEG Milch Board mit. Der Milch-Marker-Index MMI stieg im  um 2 Punkte auf 111.
Unterdeckung

(Bildquelle: Elite Magazin)

Volle Ställe und gute Silagen lassen Milch weiter sprudeln

Die unbeschwerte Marktlage, welche den deutschen Milcherzeugern mit einigermaßen guten Milchauszahlungspreisen (40 Cent plus) Zeit zum Aufatmen gegeben hat, ist laut der MEG Milch Board vorüber. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Alle wichtigen Erzeugungsregionen haben ihre Produktion im letzten Halbjahr massiv ausgeweitet. In der EU schlägt ein Plus von 5,4 % zu Buche, in Neuseeland sind es satte 11,5 % Mehranlieferung gegenüber dem Vorjahreszeitraum - und auch die USA treten aufs Gas (+1,7 %). Mittelfristig sei mit einem Rückgang der Produktionsmengen nicht zu rechnen, denn laut EU-Marktbeobachtungsstelle wurden die Kuh- und Jungviehbestände kontinuierlich aufgestockt. Auch die Grundfuttersituation ist positiv zu bewerten. Das milde erste Halbjahr hat Grünland- und Ackerbauern gleichermaßen hohe Erträge mit guten Qualitäten beschert. Am Eiweißmarkt zeichnet sich weltweit eine Rekordsojaernte ab.
Der Vorsitzende der Milcherzeugerorganisation, Peter  Guhl, befürchtet eine Talfahrt der Preise für Milcherzeugnisse: „Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen, aber die Zeichen stehen auf Sturm. Wir gleiten aktuell wieder in einen Überschussmarkt hinein. Die Ukraine-Krise verschärft diese Entwicklung nun zusätzlich. Wir produzieren aktuell definitiv mehr als der Markt verträgt”, so Guhl.