Stress für Kälber minimieren

Am liebsten alle Behandlungen gleichzeitig durchführen? Nicht, wenn es nach neuesten Studienergebnissen geht: Futterwechsel, Enthornen oder Umstallen lieber mit ein paar Tagen Abstand!

Kälber werden mit einem vollständig ausgestatteten, aber noch nicht vollständig arbeitendem Immunsystem geboren. Das Immunsystem stellt sich langsam von einer passiven Immunisierung (über die Gabe von Biestmilch) auf eine aktive Immunisierung (über Kontakt mit Keimen der Umgebung) um.

Zwischen dem 10. und 21. Lebenstag ist die Immunabwehr des Kalbes am schwächsten ausgeprägt. Werden die Kälber in dieser Zeit Stressoren ausgesetzt, kann ihre Krankheitsanfälligkeit deutlich steigen. Solche Stressoren sind z. B.:

  • Umstallen/Gruppenwechsel
  • Behandlungen (Impfen)
  • Enthornen
  • Schlechte Haltungbedingungen
  • Umstellen der Fütterung
  • Schlechtes Futter

Tipp: Diese Maßnahmen nicht gleichzeitig und nicht genau in dieser Immunitätslücke durchführen! Lieber die Arbeiten verteilen und einige Tage dazwischen verstreichen lassen. Besonders das Enthornen der Kälber sollte nicht in dieser Zeit durchgeführt werden. Darüber hinaus spielen auch das Stallklima und die Temperatur eine wichtige Rolle. Dadurch wird der Stress für die Tiere sowie die Wahrscheinlichkeit von Folgeerkrankungen vermindert.

Gerade Durchfall ist ein Problem. Durchfälle schädigen den Darmtrakt des Kalbes. Dies kann die Nährstoffaufnahme in Teilen des Darmes einschränken und wirkt sich auf die spätere Milchleistung des Tieres aus. Denn das Futteraufnahmevermögen bestimmt die Leistungsfähigkeit bei Kühen!

Bei tragenden Kühen Stress vermeiden

Jegliche Art von Stress sowohl bei tragenden als auch bei trockenstehenden Kühen wirkt sich auch auf das ungeborene Kalb aus. 

Ein Stressor für die Kühe ist zum Beispiel Hitzestress. Dieser reduziert nicht nur die Milchleistung, Futteraufnahme und Fruchtbarkeit von Kühen, sondern beeinflusst auch auf die Gesundheit des Fötus. Der Blutfluss zwischen Gebärmutter und ungeborenem Kalb wird verringert. Es wird vermutet, dass dabei das Fötenwachstum beeinflusst wird. Denn Kälber von hitzegestressten Kühen werden mit einem niedrigeren Geburtsgewicht geboren als Kälber mit Müttern ohne Hitzestress.

Die Unterschiede im Gewicht sind in den meisten Fällen bis zum Alter von 12 Monaten vorhanden.
Wissenschaftlich belegen lässt sich die schlechtere Immunglobulin-Versorgung von Kälbern mit hitzegestressten Müttern. Diese Kälber sind nicht in der Lage die Immunglobuline vollständig aufzunehmen. Nach ihrer ersten Kalbung geben die Kälber von hitzegestressten Kühen sogar weniger Milch als Kälber, deren Mütter dem Stressor Hitze nicht ausgesetzt waren!

Versuchen Sie also, Stressoren in Ihren Betrieben zu identifizieren und diese für eine nachhaltige und bessere Tiergesundheit anzupassen bzw. bestenfalls zu entfernen. 


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