26. Grünlandtag Baden-Württemberg

Steile Flächen nicht vernachlässigen

Wie man Grünland in Ungunstlagen am besten nutzt und bewirtschaftet, dieses Thema stand im Mittelpunkt der Vorträge und anschließenden Freiland-Demonstrationen beim Grünlandtag Baden-Württemberg.

„Die Landwirte leisten hier durch die Bewirtschaftung und damit Freihaltung der Flächen, auch solchen mit Hangneigungen von 50% und mehr, einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung dieser besonderen Kulturlandschaft. Damit sie das auch in Zukunft tun, ist der Rückhalt aus Politik und Gesellschaft unerlässlich, sprach Prof. Dr. Martin Elsäßer vom LAZBW Aulendorf in seinem Grußwort die Unterstützung für die Landwirtschaft im Schwarzwald an. Ministerialdirigent Joachim Hauck vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz stimmte Elsäßer zu: „Wir brauchen tragfähige, überbetriebliche Lösungen.“ Er merkte aber auch an, dass für die Erarbeitung solcher Lösungen – z.B. im Bereich der Gülleausbringung, der Offenhaltung von Flächen und der Erhaltung von artenreichem Grünland – die  Bereitschaft aller Beteiligten notwendig sei.

Eine Rasse für den Schwarzwald

Ein Projekt der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) zum Thema „Nachhaltige Grünlandnutzung in ausgewählten Problemgebieten Baden-Württembergs“, das in diesem Rahmen vorgestellt wurde, schließt unter anderem eine Praxisuntersuchung zur Bedeutung der Rasse für eine erfolgreiche Milcherzeugung vom Grünland ein. Vorgestellt wurde diese von Juliane Dentler, derzeit Doktorandin am LAZBW Aulendorf. Genauer betrachtet wurden der Einfluss des Weideanteils, der Jahresfutterration, des Kraftfutters und der Grundfutterleistung auf die Milchleistung, die Gesundheit und die Zwischenkalbezeit. Letztere diente als Indikator für die Fruchtbarkeit. Dazu wurden die Daten von 15 Milchviehbetrieben, die am EIP-Projekt teilnehmen, und insgesamt 2.485 Kühen von den Jahren 2002 bis 2017 ausgewertet und dahingehend überprüft, ob Genotyp-Umwelt-Interaktionen vorliegen. Das war hier der Fall, wenn die Leistungsunterschiede der Tiere beider Rassen in verschiedenen Umwelten nicht gleich groß sind.
Es konnte gezeigt werden, dass Holstein Friesian Kühe zwar in allen Umwelten zwar die meiste Milch lieferten, doch dieser Vorteil fiel in einer Umwelt mit geringer Kraftfuttergabe, Vollweide, einer grasbetonten Jahresfutterration und hohen Grundfutterleistungen sehr gering aus. Teilweise bestand sogar kein signifikanter Unterschied mehr zur Vorderwälder Kuh. Diese Rasse zeigte in den genannten Umwelten dagegen einen höheren Milchfett- und Milcheiweißgehalt sowie eine bessere Fruchtbarkeit und Gesundheit. „Hinzu kommt, dass eine hohe Milchleistung pro Kuh nicht gleichbedeutend mit dem höchsten Nettogewinn pro Kuh bzw. mit dem höchsten Nettogewinn in diesem Betriebszweig sein muss“, fügte Dentler hinzu. „Zudem harmonieren ein verringerter Kraftfuttereinsatz, hohe Leistungen aus dem Grundfutter und geringere Gesamtmilchleistungen ökonomisch vor allem mit Weidehaltung und Ökolandbau. Daher sollte in diesem Bereich über die Wahl der Milchkuhrasse wieder neu nachgedacht werden.“ Dentler merkte ebenfalls an, dass aus den Unterschieden zwischen Holstein Friesian und Vorderwälder Kühen in dieser Studie noch keine endgültigen Empfehlungen zur Eignung der beiden Rassen für die untersuchten Umwelten abgeleitet werden können.
Neue Technik für die Gülle

Damit die Milchkühe, egal ob Vorderwälder oder Holstein Friesian, aber vom Grünland satt werden, ist auch auf steilen Flächen eine optimale Düngung und somit eine möglichst gleichmäßige Ausbringung von Gülle notwendig. Dazu stellte Jörg Messner vom LAZBW Aulendorf bei einer der Felddemonstrationen die Vorteile separierter Gülle anschaulich dar. Über zwei Solarfelder, die der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren, ließ er zuerst ein unverdünntes Substrat fließen. Mithilfe eines Strommessgeräts konnte er deutlich zeigen: Die dicken Klumpen darin verhinderten die Einstrahlung auf die Solarzellen stark. Über das zweite Solarfeld ließ Messner separierte Gülle laufen. Sie floss ohne Probleme ab, und schon nach kurzer Zeit produzierten die Solarzellen ebenso viel Strom wie vor der Demonstration.
„Was ich Ihnen damit demonstrieren wollte, ist folgendes: Verbleiben Feststoffe der Gülle auf dem Boden, noch lange nachdem ich sie ausgebracht habe, erreicht das Licht die Gräser nicht mehr vollständig und sie wachsen schlechter. Darum brauche ich mich bei separierter Gülle nicht zu sorgen“, fasste Messner zusammen. „Hinzu kommt, dass die Verdünnung mit Wasser im Verhältnis 1:1 häufig teurer ist, als in die Separierung zu investieren.“ Thomas Reinhold, der die Flächen seines Betriebes für die Demonstrationen des diesjährigen Grünlandtages zur Verfügung stellte, nutzt bereits eine mobile Separierungsanlage für seine Gülle. Allerdings, das räumt auch Messner ein, ist für die optimale Ausbringung der Feststoffe, die bei der Gülletrennung bleiben, ein Miststreuer mit Teller am besten geeignet.
Bearbeitet: Kathrin Kortendieck