European Dairy Farmers

Sonstige Erlöse entscheiden über ökonomischen Erfolg

Beim diesjährigen Herbsttreffen der European Dairy Farmers in Køge und Nyborg (Dänemark) konnten sich die Mitglieder von der intensiven dänischen Milchviehhaltung überzeugen. Drei Betriebe öffneten ihre Tore. Sehen Sie selbst!

Beim Herbsttreffen der European Dairy Farmers im dänischen Køge und Nyborg stand wie immer die EDF-Produktionskosten-Analyse im Fokus. Sie erlaubt, es die Wettbewerbsfähigkeit bzw. Wirtschaftlichkeit der Milcherzeugung in den verschiedenen (EU-)Ländern annähernd zu vergleichen. Auf dem Herbsttreffen wurden vor allem die Zahlen aus Dänemark, Schweden, Deutschland und den Niederlanden unter die Lupe genommen. Beim Break even point II* (BEP II) zeigte sich, dass, wie schon in den Jahren zuvor, die Ergebnisse der dänischen EDF-Milchviehbetriebe hinter denen der deutschen und schwedischen Mitglieder zurückliegen. Einzig die Niederländer benötigen einen höheren Milchpreis, um ihre Kosten decken zu können (Übersicht 1).
Die unterschiedliche ökonomische Situation der europäischen EDF-Mitglieder wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. So ermelken die dänischen Milcherzeuger im Schnitt mit 10.909 kg zwar deutlich mehr Milch als beispielsweise die deutschen EDF-Betriebe mit 9.326 kg oder die niederländischen mit 8.821 kg und liegen auch mit den Vollkosten von 4.185 €/Kuh im Mittelfeld. Dennoch fällt ihr Break even point im EU-Vergleich (EDF) deutlich ab. Woran kann das liegen?

Dänemark

Schweden

Deutschland

Niederlande

Vollkosten €/Kuh

4.185

4.465

3.649

4.002

Milchleistung kg/Kuh

10.909

10.642

9.326

8.821

Sonstige Erlöse (ohne Milch) ct/kg

3,4

9,9

6,3

5,9

Milchpreis ct/kg

28,7

29,1

27,4

31,5

Arbeitsintensität h/Kuh

29

46

42

31

Arbeitskosten €/h

22,4

22,1

16,1

21,7

Futterfläche ha/Kuh

0,49

0,85

0,52

0,37

Remontierung (Tiere/10 Kühe)

9,2

9,3

7,9

6,5

Merzungsrate (% der Herde)

32,6

37,5

26,8

26,8

Kraftfutteraufnahme (kg/Kuh/Tag)

9,1

10,2

7,0

5,9

Kraftfutter-Effizienz (g/kg ECM)

303

349

276

310

Zum einen liegt das sicherlich an den hohen Kosten für Arbeit. Trotz einer niedrigen Arbeitsintensität von 29 h/Kuh können die Dänen durch die hohen Arbeitskosten von 22,4 €/h ihre Vorteile nicht ausspielen. Zum anderen ermelken die dänischen Milchviehbetriebe ihre Milchleistung mit einem hohen Kraftfuttereinsatz. Vor allem aber die sonstigen Erlöse entscheiden über den Erfolg der Betriebe. Und die liegen bei den dänischen Betrieben deutlich unter denen der anderen EU-Länder (Übersicht 3). So erwirtschaften die Dänen 3,4 ct/kg (ohne Milchgeld), die Schweden jedoch 9,9 ct/kg. Gründe sind neben den Subventionen besonders die Erlöse für den Tierverkauf (Schlachtkühe, Bullenkälber).

Dänemark

Schweden

Deutschland

Niederlande

Sonstige Erlöse (nicht Milch) ct/kg

3,4

9,9

6,3

5,9

Tierverkauf (€/Kuh)

363

625

371

325

Gekoppelte Subventionen, andere Verkaufserlöse (€/Kuh)

3

402

208

189

Schlachtkuhpreis (€/kg Körpergewicht)

1,17

1,95

1,02

0,91

Bullenkälber-Preis (€/Kalb)

145

281

181

117

Neuseeland in Dänemark

Neben der Auswertung der ökonomischen Zahlen bekamen die EDF-Mitglieder jedoch auch einen Einblick in drei sehr interessante und ökonomisch erfolgreiche Betriebe.
Milchviehhalter Søren Madsen setzt voll auf das neuseeländische System der Blockabkalbung. Bereits seit 1997 lässt er seine knapp 700 Jerseykühe zwischen Juni und Mitte August abkalben. Für ihn bringt dies viele Vorteile mit sich. Denn nach einem längeren Aufenthalt in Neuseeland im Jahr 1993 war er sich sicher, dass er auf seinem Milchviehbetrieb nicht jeden Tag des Jahres die gleichen Arbeitsroutinen durchführen wollte. Durch die Saisonabkalbung muss er sich immer nur wochen-/monatsweise um einen Bereich kümmern. Das hat zwar zur Folge, dass ich zwei Monate lang nur Abkalbungen und Frischabkalber manage, danach kann ich mich aber gedanklich wieder mit anderen Sachen auf dem Betrieb beschäftigen." Ein weiterer Vorteil ist für ihn, dass er vor allem dann Milch produziert, wenn die Milchpreise saisonal bedingt am höchsten sind. Mit dieser Strategie erreicht er einen enorm niedrigen Break even point II von nur 25,7 ct/kg ECM (!).

Höchste Intensität

Die Kühe auf dem zweiten Betrieb Gjorslev Manor, den sich die EDF-Mitglieder anschauten, werden von Christian Pedersen gemanagt. Hier werden insgesamt 300 Kühe gehalten, die eine Jahresleistung von sage und schreibe 13.000 kg im vergangenen Jahr erreicht haben. Einen Erfolgsfaktor für diese Leistung sieht der Herdenmanager in einer hohen Liegedauer. So ist sein Ziel, dass die Kühe im Schnitt täglich 12,5 Stunden liegen. Dies erreicht er u.a. durch die Gestaltung der Liegeboxen, die großzügig mit separierter Gülle eingestreut sind. Neben der Leistung zeugen auch die Fruchtbarkeitskennzahlen von einem intensiven Management. Bei den Jungrindern erreicht er beispielsweise ein Erstkalbealter von 22,7 Monaten.

Das Auge des Betriebsleiters

Auch auf dem drittem Betrieb von Hans Chr. Halmø Kristensen werden 1.000 Jerseykühe gehalten. Diese weisen eine Jahresleistung von knapp 9.900 kg (abgeliefert) auf. Ein Grund für die hohe Leistung ist für Kristensen die klare Verteilung der Verantwortungsbereiche. Hierzu hat er für den Betrieb ein Organigramm erstellt, dass die Zuständigkeitsbereiche der einzelnen Familienmitglieder und Mitarbeiter klar regelt. Wichtige Aufgaben im Herdenmanagement übernimmt er aber nach wie vor selbst!
 

*BEP II beschreibt den Milchpreis, mit dem ein Betrieb in der Lage ist, die Vollkosten zu decken. BEP II = Vollkosten - sonstige Erlöse (ohne Milchgeld)

Die European Dairy Farmers sind ein unabhängiger Club für Milcherzeuger aus ganz Europa sowie einigen Nicht EU-Ländern wie der Schweiz, Kanada, Australien, Neuseeland und den USA. Gegründet wurde der englischsprachige Club im Jahr 1990 in Stoneleigh, England. Leitmotiv der Mitglieder ist es, gegenseitig Wissen und Erfahrungen auf internationaler Ebene auszutauschen sowie sich zu vergleichen (benchmarken). 
Bearbeitet: Ostermann-Palz