Tipps zur diesjährigen Silomaisernte

Die dürregeschädigten Maisbestände erfordern in 2018 eine durchdachte Ernte. Der Erntezeitpunkt, die Heterogenität der Bestände und die Gefahr der Nacherwärmung werfen ganz neue Fragen auf. Silomaisexperten haben in einer Praxisstunde Tipps gegeben!

Die von langer Trockenheit und Hitze gekennzeichneten Maisbestände erfordern in 2018 eine sehr frühe Ernte. Aufgrund der in diesem Ausmaß nie dagewesenen Situation, fand am 9. August eine Praxisstunde für Landwirte zum Thema Mais unter der Leitung von Ludger Rottmann (Pioneer) in Drensteinfurt statt.

Auf vertrockneten Sandstandorten läuft die Ernte auf Hochtouren

In einigen sandigen Landesteilen des Münsterlandes sind aktuell bereits ca. 30 % der vertrockneten Maisbestände geerntet. Für die nicht trockengeschädigten Maisbestände rechnet man zudem insgesamt mit einer ca. drei Wochen früheren Abreife. Dabei werfen große Unterschiede in der Entwicklung innerhalb von Beständen Fragen bezüglich des Erntezeitpunktes und des Siliervorganges auf.
Bei der extremen Trockenheit 2018 hatte die Wasserhaltefähigkeit des Standortes und der Blütezeitpunkt der angebauten Sorten den größten Einfluss auf den Maisertrag. Der Mais konnte sich im Mai und Juni diese Jahres witterungsbedingt bestens entwickeln, zum Hauptwasserbedarf im Juli fehlen allerdings allerorts die notwenidgen Niederschlägen!

Erntezeitpunkt je nach Bestand

Bei der Frage nach dem optimalen Erntezeitpunkt des Silomaises lassen sich derzeit fünf verschiedene Praxisfälle unterscheiden.
Zweitfrucht-Mais:

  • Silomais, der als Zweitfrucht angebaut wurde, ist fast überall kolbenlos und hat sehr stark unter der Trockenheit gelitten. Hier empfiehlt sich keine separate Ernte, sondern eine gemeinsame Ernte mit besseren Hauptfruchtflächen. Ansonsten besteht das Risiko einer ungenügenden Verdichtung und Problemen in der Fütterung (besser gemischtes Material, als nur minderwertiges!).


Kolbenloser Mais:

 

  • Kolbenloser Mais sollte mit einem TS-Gehalt von unter 30 % gehäckselt werden. Ansonsten verschlechtert sich der Futterwert und die Verdichtbarkeit nimmt stark ab.
  • Schnellstens gehäckselt werden sollte, wenn die kompletten Blätter nekrotisch braun sind oder die Pflanze sich rot einfärbt. Die Rotfärbung ist ein Zeichen für eine Zuckersättigung der Pflanze, da der Kolben als Speicherorgan für das Umlagerungsprodukt Stärke fehlt.
  • Es wird empfohlen, den TS-Gehalt der Pflanzen jetzt mittels einer Wringprobe abzuschätzen. Nur so lässt sich genauer bewerten, wie weit die Bestände noch vom Ziel-TS-Gehalt zur Ernte von kolbenlosem Mais entfernt liegen. Der TS-Gehalt sollte zum Häckseln solcher Bestände 26 bis 28 % TS betragen. Bei der TS-Ernteschätztabelle muss berücksichtigt werden, dass sich der TS-Gehalt in diesen Beständen nicht durch den Kolben erhöht (mehr Informationen zur Kontrolle des TS-Gehaltes hier). Zu berücksichtigen ist, dass Niederschläge in derartigen Maisbeständen den TS-Gehalt wieder sinken lassen, da der Stängel das Niederschlagswasser wie ein Schwamm aufsaugen kann. Rückgänge von 3 - 5 % TS sind bei stärkeren Niederschlägen in solchen Fällen zu erwarten. Sickersaftaustritt muss aber in jedem Fall vermieden werden.


Grüne, gut entwickelte Maisbestände mit normaler Kolbenentwicklung

 

 

  • Grüne Maisbestände, die auch bezüglich der Kolben verhältnismäßig gut aussehen, sollten noch nicht geerntet werden. Diese Pflanzen assimilieren weiterhin jeden Tag und können noch einen deutlichen Ertragszuwachs, vor allem Stärkeertragszuwachs, erreichen.
  • In solchen Beständen kann das Ende der Stärkeeinlagerung abgewartet werden (Schwarzer Punkt).
  • Der Ziel TS-Gehalt liegt hier bei 34 - 37 %.


Grüne, aber kolbenarme Maisbestände

 

 

  • Die meisten Fragen kommen bei grünen, aber kolbenarmen Maisbeständen auf. Hier gilt es, dass die grünen Blätter noch assimilieren und durchaus noch den Ertrag steigern können. Das gilt auch, wenn die unteren Blätter extrem strohig oder, die oberen Blattetagen – mit Ausnahme des Kolbenblattes – von der hohen Sonneneinstrahlung verbrannt sind.
  • Hier empfiehlt sich die von Pioneer entwickelte Ernteschätztabelle anzuwenden, bei der mittels Schätzung von Kolben-TS, Trockenkolbenanteil und Restpflanzen-TS der TS-Gehalt der Maissilage ermittelt werden kann:
  • Die Einschätzung des Restpflanzen-TS erfolgt mit dem Wringtest eines Stängels 0-40 cm über dem Boden:


18 % TS = Austritt von Flüssigkeit
24 % TS = Schaumbildung
28 % TS = kein Austritt von Sickersaft
Seit einigen Tagen sind Maisflächen mit hängenden Kolben zu beobachten

 

 

  • Hängende Kolben sind ein Anzeichen für die trockenheitsbedingte Not-Abreife. Bei diesen Maispflanzen ist die Nährstoffzufuhr in den Kolben gehemmt bzw. komplett eingestellt. Hier ist keine aktive Wasserabgabe im Kolben mehr zu erwarten. Diese Bestände können in Abhängigkeit der Feuchte im Stängel zeitnah gehäckselt werden.


Achtung: Die Lageranfälligkeit ist erhöht
Insgesamt ist auch die zunehmende Lageranfälligkeit der Bestände zu berücksichtigen. Der angekündigt Wind kann besonders bei extrem trockenen oder angeschnittenden Beständen zur Gefahr werden.

 

Silomais richtig ernten

Die Faktoren Erntezeitpunkt, Außentemperatur, Häcksellänge, Verdichtung und Nacherwärmung sind für eine erfolgreiche Silomaisernte immer entscheidend – in 2018 tuen sich hier jedoch Besonderheiten auf:

  • Der Erntezeitpunkt muss, wie oben genannt, je nach Bestand individuell festgelegt werden. Bei einem möglichen Ertragszuwachs sollte nicht zu schnell gehandelt werden, denn auch trotz der extremen Hitze in der letzten Woche haben sich viele Bestände aufgrund guter Wurzelentwicklung nicht deutlich verschlimmert.
  • Die Umgebungstemperatur beim Häckseln sollte beachtet werden. Keine Ernte bei Temperaturen von deutlich mehr als 30°C!. Sind solche Temperaturen angesagt, empfiehlt sich, die kühleren Temperaturen in der Nacht oder früh morgens für die Ernte zu nutzen.
  • Da die Maisbestände sehr inhomogen sind, muss auch die Häcksellänge zusammen mit dem Lohnunternehmen dauerhaft kontrolliert werden (mehr Informationen zur optimalen Häcksellänge hier).
  • Durch den hohen Zuckergehalt der Maispflanzen kann sich die Nacherwärmung zu einem großen Problem entwickeln. Eine gute Verdichtung und ein Siliermitteleinsatz ist hier außerdem zu empfehlen.

Welches Siliermittel einsetzen?

Durch die große Gefahr der Nacherwärmung im Silo sollten Spezialprodukte gegen Nacherwärmung eingesetzt werden. Siliermittel der DLG Gruppe 2 reduzieren die Nacherwärmung und verbessern die aerobe Stabilität.
Es können sowohl biologische als auch chemische Siliermittel verwendet werden – beide weisen allerdings Vor- und Nachteile auf, die bei der Kaufentscheidung und in der Anwendung berücksichtigt werden müssen.
  • Biologische Siliermittel auf Basis von heterofermentativen Milchsäurebakterien produzieren neben der Milchsäure auch Essigsäure. Hefen und Gärschädlinge werden dadurch wirksam reduziert. Diese Produkte (z.B. Silabac Stabilizer) sind kostengünstig und sicher in ihrer Anwendung. Um allerdings auch die vollständige Wirkung zu erreichen, sollte das Maissilo für mindestens sechs Wochen nach der Ernte geschlossen bleiben. Aufgrund der diesjährigen Futterknappheit sollte dieser Aspekt durchdacht und entsprechend eingeplant werden.

  • Chemische Siliermittel auf Säurebasis reduzieren den pH-Wert sofort nach der Dosierung. Die Silagen können somit frühzeitiger verfüttert werden. Sollte in diesem Jahr mit extrem niedrigen TS-Gehalten (u.a. kolbenlosen Mais) geerntet werden, kann bei akuter Futterknappheit der Einsatz dieser Siliermittel empfohlen werden. Diese Produkte sind allerdings deutlich teurer und schwieriger in der Anwendung.

Laut Ludger Rottmann gilt es, die dürrebedingt reduzierte Erntemenge mithilfe dieser Mittel zu schützen, um weitere Futterverluste aufgrund mangelhafter Konservierung zu vermeiden. Egal, welches Produkt eingesetzt wird, es sollte eine kurze Beratung in Anspruch genommen werden.
Quelle: Pioneer