Elite Workshop "Mehr aus Maissilage"

Shredlage ist mehr als nur lang gehäckselter Mais

Unter strahlend blauen Himmel fanden sich bei den beiden Elite Workshops Mehr aus Maissilage am 9. und 13. September in der Nähe von München und Cuxhaven rund 150 Milcherzeuger und Lohnunternehmer ein.

Am Vormittag erhielten die Teilnehmer zunächst einen theoretischen Input; vier Referenten, u.a. aus den USA, informierten über neue Methoden das Häckselgut aufzubereiten (Shredlage), über neue Entwicklungen des Managements der Silierkette sowie über neue Fütterungsstrategien.
Am Nachmittag wurde dann mit dem neuen Shredlage-Cracker (Claas) Mais gehäckselt und die Ergebnisse begutachtet. Im Anschluss wurden in vier Workshops die Einsatzmöglichkeiten der innovativen Erntetechnik ebenso intensiv diskutiert wie Optimierungsmaßnahmen der gesamten Erntekette.

Alle Körner müssen zerrieben sein

Ross

Ross Dale, der Erfinder der Shredlage-Technologie. (Bildquelle: Elite Magazin)

 „Shredlage ist lang gehäckselte Maissilage, aber nicht jeder Langschnitt-Mais ist Shredlage!“ So fasst Ross Dale, Tierernährer und Erfinder der Shredlage-Technologie, den Unterschied zwischen lang gehäckseltem Mais und Shredlage zusammen. Shredlage zeichnet sich neben einer Schnittlänge von 26 bis 30 mm durch vollständig zerriebene Körner und in Längsrichtung aufgefasertes Pflanzenmaterial aus. Durch das Auffasern und Zermahlen sollen Stärke und Faser besser verdaulich sein. Besonders der Gehalt an physikalisch effektiver NDF (peNDF), also dem Anteil der Faser, der zum Kauen anregt und die Pansenmatte formt, ist in Shredlage deutlich höher als in kurz gehäckselter Maissilage. Dies führt letztlich dazu, dass Shredlage-Mais in der Futterration Stroh oder Luzerne ersetzen kann.
Erzeugt wird Shredlage durch einen speziell geformten Corncracker im Maishäcksler. Damit auch tatsächlich das gewünschte Ergebnis erzielt wird, müssen während der Ernte ein das Häckseln intensiv kontrolloiert werden: 95 % der Pflanzenteile müssen weniger als 7 mm Durchmesser aufweisen. In einem Liter des frischen Ernteguts müssen alle Maiskörner vollständig zerrieben sein, es dürfen keine vollständigen oder nur halbangeschlagenen Körner mehr zu finden sein.
Bei Trockenmassegehalten über dem Optimum (32 bis 34%) sollte die Häcksellänge verringert werden, bis auf 21 mm. So lässt sich eine ausreichende Verdichtung im Silo noch sicherstellen. Länger als 30 mm sollte allerdings auch feuchter Mais ( 30 %TS) nicht gehäckselt werden, da sonst die gefahr besteht, dass die Kühe das Futter selektieren.

Erste Ergebnisse aus Deutschland

Häcksler

Mehrmals wurden die Einstellungen im Häcksler (Häcksellänge und Walzenabstand) verändert und die Ergbenisse intensiv diskutiert. (Bildquelle: Elite Magazin)

Eine längere Schnittlänge wirkt sich nicht auf die Strukturwirksamkeit der Silage aus. Dazu braucht es tatsächlich die intensivere Aufbereitung durch den Shredlage-Cracker, wie Christian Harker feststellte. Er hat in seiner Bachelorarbeit (FH Onsbarück) die ersten Erfahrungen deutscher Futterbaubetriebe mit Shredlage zusammengetragen. Insgesamt wurden neun Praxisbetriebe befragt: Im Schnitt ernteten die Betriebe mit einer Häcksellänge von 26 mm und einem Walzspalt von 1 mm. Ergebnisse:
  • Während der Ernte gab es keine Probleme oder verringerte Durchsatzleistungen.
  • Nach gut 50 Tagen im Einsatz konnten drei der neun Betriebe den Strohanteil in der Ration ohne negative Folgen senken.
  • Die Milchleistungen waren nicht signifikant angestiegen, allerdings wies die Milch auf drei der acht Betriebe höhere Milchfettgehalte auf.
  • Die Kühe selektieren nicht, die Betriebsleiter fanden dazu deutlich weniger Körner im Kot.

  • Während der Ernte gab es keine Probleme oder verringerte Durchsatzleistungen.
  • Nach gut 50 Tagen im Einsatz konnten drei der neun Betriebe den Strohanteil in der Ration ohne negative Folgen senken.
  • Die Milchleistungen waren nicht signifikant angestiegen, allerdings wies die Milch auf drei der acht Betriebe höhere Milchfettgehalte auf.
  • Die Kühe selektieren nicht, die Betriebsleiter fanden dazu deutlich weniger Körner im Kot.

Dies deckt sich mit den Ergebnissen aus dem Versuchszentrum Riswick: Dort war die Milchleistung bei Fütterung der Shredlage ebenfalls nicht angestiegen, die Kühe kauten jedoch länger wieder (höherer pH im Pansen) und bauten  zu Beginn der Laktation deutlich Körperkondition weniger ab.

Knackpunkt Verdichtung

Maack

Im Silo wurde die Dichte ermittelt. (Bildquelle: Elite Magazin)

 Ein Knackpunkt bei Shredlage liegt in der Verdichtung. Shredlage wies in einem Versuch von Dr. Christian Maack (Uni Bonn) einen deutlich höheren Anteil an groben Strukturpartikeln auf als Kurzschnittsilage. Die Körner wurden im Test vollständig aufgeschlossen. Im Versuchsbehälter (120l-Fass) ließ sich die Shredlage um 8 bis 10 % schlechter verdichten als kurz gehäckselte Silage mit 7 mm Häcksellänge. Das zeigte sich auch im echten Silo: Konventionelle Silage war immer stärker verdichtet, doch oben und in den Randbereichen war die Lagerungsdichte bei Shredlage um bis zu 15% geringer. Allerdings wurden die Sollwerte erreicht.
Fazit: Shredlage lässt sich gut silieren – aber es ist noch wichtiger, beim Einfahren in das Silo dünne Schichten (max. 20 cm!!) abzuladen und von Anfang an intensiv zu walzen! Siliermittel der Wirkungsrichtung 2 (aerobe Stabilität), im oberen Teil des Silohaufens eingesetzt, sichern den Siliererfolg ab. Setzen Sie einen zusätzlichen Walzschlepper ein, zudem benötigen Sie durch die fluffige Struktur 10 bis 15% mehr Transportkapazität (ein Wagen mehr). Der Häcksler benötigt genausoviel Diesel wie einer mit normalem Corncracker, allerdings wird der Lohnunternehmer durch den höheren Verschleiß Mehrkosten von ca. 25 €/ha gelten machen.

Shredlage gemeinsam mit Fütterungsberater einführen

 Wenn Sie Shredlage in der Ration einsetzen möchten, sollten Sie dies gemeinsam mit Ihrem Fütterungsberater umsetzen. Denn letztlich muss die gesamte Ration angepasst werden. Bleiben Sie dabei, kann zudem das Gras in der nächsten Ernte deutlich kürzer gehäckselt werden als gewohnt; die Maissilage übernimmt die Strukturwirkung. Und: „Man muss bei Silage nicht immer den maximalen Qualitäten hinterherrennen!“, schätzt Dr. Wolfram Richardt (LKS Lichtenwalde). Gerade mit Shredlage ist Stärke besser verfügbar, der NDF-Gehalt steigt. Da Stärke zwar gut melkt, ein zu hoher Einsatz aber leicht in negativen Spätfolgen wie Klauenproblemen münden kann, muss deren Menge auf 7.000 g/Tier/Tag begrenzt werden. Bei hohen Anteilen an Maissilage kommt man rasch an diese Grenze, sodass eigentlich kein weiteres stärkehaltiges Futtermittel (Getreide) mehr ergänzt werden kann! Daher sollte im Voraus die Zusammensetzung der Ration geplant und die Ernte entsprechend ausgerichtet werden.
Besteht die Ration überwiegend aus Maissilage, sollte die Maissilage nicht zu viel Stärke enthalten (20 bis 25 %, ca. 6,5 MJ NEL). Es bietet sich an, den Mais tief zu schneiden und das gesamte Pflanzenmaterial zu nutzen. Wird Maissilage als Energiezusatz in Grassilage-Rationen gefüttert, darf der Mais gerne höher geschnitten werden, da hier der Stärkegehalt nicht der begreneznder Faktor ist!
Tipp: Shredlage punktet mit ihrer Strukturwirkung. Aber auch in grasbasierten Rationen kann sich der Einsatz der aufbereiteten Maissilage lohnen: In diesem Fall das Gras kürzer häckseln (ca. 12 mm)!
Die beiden Workshops wurden unterstützt von der Firma Claas.