Kälberaufzucht

SHA oder das 1 x 1 des Kolostrum-Managements

Gerne wird vergessen, dass mit einer schnellen, hygienisch einwandfreien und ausreichende Kolostrumversorgung der erste Grundstein für die Entwicklung des Kalbs zu einer gesunden und leistungsfähigen Kuh gelegt wird. Auf jeden Fall beachtet werden sollte die SHA-Regel!

Neugeborenen Kälbern gehört in den ersten Lebenswochen die höchste Aufmerksamkeit des Herdenmanagers bzw. seines Teams, um die Verlust- und Erkrankungsrate so gering wie möglich zu halten. Dass die Versorgung der Neugeborenen auf keinen Fall vernachlässigt werden darf, belegen neueste Forschungsergebnisse. Demnach mindern zu geringe tägliche Zunahmen in den ersten Lebenstagen die Aufwuchsleistung und schwächen das Immunsystem. Die Auswirkungen sind bis weit in der ersten Laktation nachweisbar.
Gerne wird vergessen, dass mit einer schnellen, hygienisch einwandfreien und ausreichende Kolostrumversorgung der erste Grundstein für eine gesunde und leistungsfähige Kuh gelegt wird. Auf jeden Fall beachtet werden sollte die SHA-Regel:

Schnell: So schnell wie möglich nach der Geburt sollte das Kolostrum abgemolken und dem Kalb vertränkt werden. Die Antikörper im Kolostrum sind relativ große Moleküle, die durch die Darmwand ins Blut aufgenommen werden. Die „Löcher“, durch die die Moleküle aufgenommen werden, beginnen sich innerhalb der ersten Stunden nach der Geburt zu schließen, so dass die Aufnahmefähigkeit für Kolostrum nach acht bis zwölf Stunden um fast 50 % gesunken ist. Zeitlich proportional dazu, nimmt auch der Gehalt an Antikörpern in der Biestmilch ab. Es ist daher wichtig, die Kuh so schnell wie möglich nach der Geburt zu melken.
Hygienisch einwandfrei: Kotpartikel, Dreck und Blut sind etwas, was in dem Kolostrum nichts verloren haben. Das kann selbst die qualitativ hochwertigste Biestmilch ruinieren und im Falle des Vertränkens das Kalb krank machen. Die Euter sollten deshalb zur Kalbung sauber, im besten Fall abgeflammt sein, denn an den Haaren haftet besonders viel Dreck, der beim Abmelken in das Kolostrum gelangt. Kot und Dreck versetzen das Kolostrum mit einer erheblichen Menge an Bakterien. So händeln Sie Kolostrum, damit es hygienisch einwandfrei bleibt:
  • Nur saubere Euter melken!
  • Eimer, in den Sie das Kolostrum melken, sollten stets so gereinigt werden, wie Sie auch Ihre Melkmaschine reinigen. D.h. warm vorspülen, mit Seifenwasser schrubben und schließlich mit säurehaltigem Wasser nachspülen, um eine Desinfektionswirkung zu haben.
  • Soll Kolostrum eingefroren werden, so sollte es vorher im Kühlschrank runtergekühlt werden. Warmes Kolostrum direkt eingefroren, erwärmt  nicht nur den Gefrierschrank, sondern bietet den Bakterien Chance sich zu vermehren, weil der Abkühlvorgang so länger dauert.

  • Nur saubere Euter melken!
  • Eimer, in den Sie das Kolostrum melken, sollten stets so gereinigt werden, wie Sie auch Ihre Melkmaschine reinigen. D.h. warm vorspülen, mit Seifenwasser schrubben und schließlich mit säurehaltigem Wasser nachspülen, um eine Desinfektionswirkung zu haben.
  • Soll Kolostrum eingefroren werden, so sollte es vorher im Kühlschrank runtergekühlt werden. Warmes Kolostrum direkt eingefroren, erwärmt  nicht nur den Gefrierschrank, sondern bietet den Bakterien Chance sich zu vermehren, weil der Abkühlvorgang so länger dauert.

Das Pasteurisieren bietet in jedem Fall eine exzellente Methode, die Anzahl von Bakterien gering zu halten und gleichzeitig die Antikörper zu erhalten.
Ausreichende Menge: Kälber sollten mit der ersten Mahlzeit 150 bis 200 g Antikörper enthalten. Sie können das Kolostrum mit dem üblichen Kolostrometer (Spindel) oder mit einer neuen Technologie, dem sog. „Brix refractometer“ testen. Ein Tropfen Kolostrum reicht für die digitale Auswertung. In den meisten Fällen der Kolostrumqualität ergibt dies eine Gesamtmenge von drei bis vier Litern, die gefüttert werden soll.

Bleibt festzuhalten

Fast jeder Krankheitsausbruch eines Kalbes ist auf ein unsachgemäßes Kolostrum-Management zurückzuführen. Leider wird zur Lösung von Problemen oftmals auf Impfungen gesetzt, dabei ist es sinnvoller, die Lücke im Kolostrum-Management zu finden und zu schließen. Das spart Zeit, Geld und liefert gesunde Kälber.
Quelle: Fred Gingrich; Dairy Herd Management 2012