Selektieren verboten

Von der Homogenität der Futterration hängt es ab, ob Kühe selektieren oder nicht. Tipps zu richtigen Rationsgestaltung, dem Mischprozess und dem Monitoring gibt Dr. Frank Looff im Seminar TMR-Audit.

„Milch ist die Abwesenheit von Stress“ erklärte der Fütterungsexperte von Diamond V, bei der Fortbildung für die jungen Kuhtrainees, direkt am Anfang. Das Ziel eines jeden Betriebes sollte es also sein, das Stresslevel für die Kühe so niedrig wie möglich zu halten, egal ob in der Haltung, beim Melken oder am Futtertisch. Besonders die Fütterung ist entscheidend: Ist die Ration nicht homogen, können die Kühe selektieren. Ein Konkurrenzverhalten entsteht, da alle Kühe gleichzeitig bei neuer Futtervorlage nach leckeren Bestandteilen suchen. Ist der Mischprozess optimal, wird weniger selektiert und es entsteht weniger Stress für die Tiere. Ranghöhere Kühe sind hier im Vorteil gegenüber Färsen. Das führt dazu, dass die Tiere der Herde unterschiedliche Rationen fressen.
Zentrales Thema der Schulung war, es diesen Zusammenhang zu verdeutlichen. Dabei halfen 24-Stunden Videoaufnahmen, die den Futtertisch und das Verhalten der Kühe zeigten. Die Aufnahmen stellten dar, wie die Kühe sich von Fressplatz zu Fressplatz arbeiteten, um überall die leckersten Futterbestandteile rauszusuchen. Bei einer gut durchmischten Ration hingegen, blieben die Kühe liegen und gingen nicht zum Futtertisch, da sie keine Angst hatten, dass ihnen etwas entgeht.
Die Nachtstunden sind ebenfalls eine Schwachstelle, weil dort die Betriebe dann meist kein Futter anschieben. Dadurch sind die Kühe oft mehrere Stunden ohne Futter. Wenn dann morgens der Landwirt das Futter vorlegt, entsteht wieder Konkurrenzverhalten, da alle Kühe Hunger haben und fressen wollen. Abhilfe schafft eine Anschiebautomatik, die auch nachts die Futterversorgung sicherstellt. Eine andere Alternative ist es abends, zu füttern, sodass genug Futter bis morgens liegen bleibt.

Per Wärmebild den Siloanschnitt fotografieren

Im praktischen Teil des Tages ging es vor allem um Silage- und Mischqualität. Am Silagehaufen setzte Dr. Frank Looff eine Wärmebildkamera ein, um eventuelle Nacherwärmungen aufzuzeigen. Doch die Miete war in Ordnung. Auch wenn der Siloanschnitt auf dem Bildschirm komplett in Rot angezeigt wurde, hieß dies nicht automatisch, dass das gesamte Silolager nacherwärmt ist.
Denn ein Silolager kann man sich wie eine Thermoskanne vorstellen, das heißt die Temperatur, mit der einsiliert wurde, bleibt im inneren des Silolagers erhalten. Beim Aufdecken und Anschneiden kühlt die Oberfläche nur langsam ab. Deswegen ist es normal, dass bei der Wärmebildanalyse die frische Entnahmestelle rot erscheint (siehe Bildergalerie). Das Rot spiegelt dabei die Temperatur wieder, mit der einsiliert wurde. Oben ist keine Wärme zu sehen, da die Silage dort schon abgekühlt ist. Problematisch wird es, wenn im oberen Teil nicht gut verdichtet wurde, denn dann dringt dort zuerst die Luft ein. Die Hefen fangen an zu arbeiten und setzen Energie in Form von Wärme frei. Neben dem Energiegehalt geht auch die Futteraufnahme der Tiere zurück.
Ob Silage nacherwärmt ist, oder einfach nur warm einsiliert wurde, kann man überprüfen, indem man warme Silage zur Seite legt und in ein paar Stunden überprüft, ob die Wärme noch da ist. Wenn noch Wärme feststellbar ist oder sogar zugenommen hat, sind Hefen aktiv und es handelt sich um eine Nacherwärmung. Wenn die Silage hingegen abgekühlt ist, befindet sich alles im „grünen“ Bereich.

Einfache Maßnahmen - große Wirkung

Dieselbe Ration kann unterschiedlich viel Milch erzeugen. Um ein Defizit in der Mischgenauigkeit zu erkennen, kommt eine Schüttelbox zum Einsatz. Damit wird das frisch vorgelegte Futter mit den Futterresten verglichen. Sind die Bestandteile in den verschiedenen Sieben im Vorher-Nachher-Vergleich gleich groß, ist die Ration homogen. Ergeben sich signifikante Unterschiede, muss nachgebessert werden.
So kann beim Mischprozess verbessert werden:

  • Kleine Mengen am Anfang, große Mengen am Ende befüllen.
  • Erst den Gegenschneider einlassen und später beim Nachmischen wieder herausnehmen.
  • Den Futtermischwagen beim Mischen auf einen geraden Untergrund stellen.
  • Den Futtermischwagen nicht überfüllen.
  • Die Nachmischdauer ausreichend bemessen.
  • Mischprotokolle verschiedener Fahrer abgleichen.
  • Die Messer der Schnecke regelmäßig wechseln.
  • kurzes Stroh und Gras vermischen sich besser

Weitere Informationen und Tipps zum Thema TMR-Audit gibt es bei unseren e-Learning.

KuhTrainee:

Das Seminar war gleichzeitig eine Fortbildung für die ersten acht KuhTrainees":
Was macht man, wenn man keine Leute fürs Herdenmanagement findet? Man bildet sie sich selber aus! Das war die Idee einer Gruppe junger Landwirte aus Norddeutschland, die ein Kuhtrainee-Programm ins Leben gerufen haben. Das Traineeprogramm dauert ein Jahr. Der erste Durchgang hat am 1. August 2019 begonnen. Jeder Trainee verbringt auf vier Betrieben jeweils drei Monate. Zu Beginn jedes Blocks gibt es eine externe Fortbildung. Ende Januar 2020 findet die Bewerbungsphase für das nächste Jahr statt. Weitere Infos findest du hier.