Ringen um Tirol Milch

Mit wem wird die finanziell angeschlagene österreichische Molkerei Tirol Milch künftig kooperieren? NÖM oder Berglandmilch? Das Duell der beiden größten Molkereien Österreichs um die Tirol Milch spitzt sich zu.

Der Kampf um die Genossenschaftsmolkerei Tirol Milch liest sich wie ein Krimi:

Teil 1: Diskussion über Fusion von Tirol Milch mit Berglandmilch

Zunächst wurde über eine geplante Übernahme der Tirol Milch durch die ebenfalls genossenschaftlich geführte Berglandmilch diskutiert. Der Ex-Obmann der Tirol Milch Hans Schweiger trat für eine Fusion mit der Berglandmilch ein und glaubte auch die Mehrheit der Vorstandsmitglieder der Genossenschaft hinter sich zu haben. Der Tirol-Milch-Geschäftsführer Carl-Albrecht Benker zweifelte allerdings die Notwendigkeit einer Fusion an und erklärte, dass die Tirol Milch auch allein bestehen könnte. Brisant dabei, wenig später überraschte der Geschäftsführer mit einem Kaufangebot der Aktiengesellschaft NÖM. Die Unstimmigkeiten sorgten für Konsequenzen: Benker wurde beurlaubt und Schweiger legte sein Amt nieder, da seine Entscheidung, möglichst bald mit der Berglandmilch zu fusionieren, für Misstrauen unter den Genossen gesorgt hatte. Nachfolger von Schweiger wurde Stefan Lindner.

Teil 2: NÖM kommt ins Spiel

Ohne dass es konkrete Gespräche zwischen der Tirol Milch und der NÖM gab, bekundete die NÖM weiter Interesse an der Tirol Milch. Doch bei einer Vorstandssitzung Ende Juni wurde bei der Tirol Milch beschlossen, dass zunächst eine Zusammenarbeit mit der Berglandmilch weiterverfolgt werden soll. So reisten Berglandmilch-Chef Josef Braunshofer und Tirol Milch-Obmann Stefan Lindner bereits durch Tirol und versuchten die Bauern von einer Partnerschaft zu überzeugen. NÖM lässt trotzdem nicht locker: Eine Partnerschaft der beiden Unternehmen würde nach NÖM-Vorstand Alfred Berger eine Win-Win-Situation" bedeuten. Die NÖM habe schließlich einen starken Vertrieb in Italien und die Tirol Milch einen Maschinenpark für die Herstellung von Puddings, der dann ausgelastet werden könnte. Ein Angebot über eine Kooperation läge bereits auf dem Tisch. In einem ersten Schritt sei über eine Partnerschaft nachgedacht worden, in der weiteren Folge auch an eine gesellschaftliche Verschränkung.
Der Obmann des Tiroler Bauernbundes Anton Steixner äußerte sich zudem kritisch zu einer Fusion von Tirol Milch und Berglandmilch: „Mir persönlich wäre es lieber, es gibt Kooperationen und man arbeitet gescheit, dann bleibt der eigenständige Weg“. Nur wenn es tatsächlich strukturelle Vorteile gebe, sei die Fusion der richtige Weg. So wäre ihm pesönlich die Kooperation mit der NÖM lieber als eine Fusion mit der Berglandmilch.

Tirol Milch nach wie vor im Gespräch mit Berglandmilch

Tirol Milch-Obmann Lindner bleibt jedoch bei all den Diskussionen besonnen. Die Tirol Milch wäre nach wie vor im Gespräch mit der Berglandmilch. Der Umbau zu einer Aktiengesellschaft würde, wenn es zu einer Fusion mit NÖM käme,  zudem eine zu große Hürde für sein Unternehmen darstellen. Trotzdem, Gespräche mit infrage kommenden Kooperationen führe man generell mit allen Molkereien. Schließlich sollen wirtschaftliche Synergien genutzt werden.
Wie die Verhandlungen weiterlaufen, bleibt also spannend. Derzeit laufen Gutachten zur Wirtschaftlichkeit einer möglichen Fusion mit der Berglandmilch. Diese werden zunächst abgewartet und Mitte August in einer Vorstandssitzung der Tirol Milch präsentiert.