Wildrettung

Richtig mähen für Wildschutz und saubere Silagen

Zumindest für die Ackergrasbestände sieht es nach einem frühen ersten Schnitt aus. Tipps, wie Sie beim ersten Schnitt Wildtiere und Futterqualität schützen.

Der Termin zum 1. Schnitt im Grünland fällt mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere zusammen. Gefährlich ist hierbei, dass sich Rehkitze und Junghasen bei Gefahr - also auch bei dem nahenden Mähwerk - tief ins Gras ducken, anstatt wegzulaufen. Neben dem Tierschutzgedanken stellen Tierkadaver in der Silage zudem eine Gefahr für die Futterqualität dar: Im Boden kommt die Bakterien-Art Clostridium Botulinum vor, die auf abgestorbenen, eiweißreichem Material (z.B. Tierkadavern) prächtig gedeiht und das Botulinum-Toxin produziert.

Dieses Gift ist eines der stärksten natürlichen Gifte und führt durch Lähmungserscheinungen zum Tod derer, die es aufnehmen. Das Gift übersteht auch den Silierungsprozess. Ebenfalls zur Verunreinigung des Futter mit einhergehendem Risiko für Fehlgärungen tragen zu tiefe Schnitthöhen bei.

Hier finden Sie Tipps für ein sauberes" Mähen. Über die Verlinkungen gelangen Sie direkt zu den entsprechenden Textabschnitten.

  • So beugen Sie Wildunfälle bei der Mahd vor - mehr Infos.
  • So wenig Schmutz wie möglich in die Grassilage einbringen - mehr Infos.

So beugen Sie Wildunfällen bei der Mahd vor

Für die Grasmahd haben sich verschiedene Maßnahmen bewährt, um Wildtiere zu schützen:

  • Nur von Innen nach außen mähen! Futterflächen sollten grundsätzlich von innen nach außen gemäht werden, um Rehen, Feldhasen oder Fasanen während der Mahd die Flucht raus aus dem Bestand zu ermöglichen.
  • Vergraulen am Vorabend: Am Abend vor der Mahd sollte jemand einige Pfosten mit Knistertüten, Riechlappen oder Flatterbändern (6 bis 10 Stäbe pro Hektar, vor allem im Randbereich) aufstellen und erst kurz vorher wieder entfernen. Wichtig: Die Farbe blau verwenden, denn darauf reagiert das Wild besonders. Über Nacht führen die Ricken ihre Kitze dann aus der Gefahrenzone. Ist die Jagd verpachtet, sollte der Mähtermin mindestens 24 Stunden vorher mit dem Jagdpächter abgesprochen werden. Jäger sollten bei der Durchführung der Vergraulungsmaßnahmen" unterstützen und beispielsweise die Flächen z.B. mit Jagdhunden ablaufen.
  • Drohneneinsatz erst kurz vor der Mahd: Der Einsatz von Drohnen in Kombination mit Infrarottechnik kann außerdem helfen, Jungtiere auf großen Flächen zu lokalisieren und zu retten. Die Fluggeräte sind mit einer Wärmebildkamera ausgestattet und fliegen am Abend vorher/frühmorgens (keine Sonneneinwirkung) die Fläche ab. Anschließend können die ehrenamtlich tätigen Retter anhand der GPS-Daten Rehkitze und andere „Wärmequellen“ orten und herausholen. Fragen Sie am besten bei Ihrem Jagdverband nach – vielleicht gibt es auch in Ihrer Nähe ein Projekt! In der Regel arbeiten die Teams auf Spendenbasis, sodass keine gigantischen Kosten anfallen.
  • Signaltongeber/"Wildretter" beim Mähen: Am Trecker lassen sich sogenannte „Wildretter“ anbringen. Durch einen sehr lauten, schrillen Signalton mit 105 dB Schalldruck vertreibt das Gerät fast alle Hasen und Kaninchen ab einem Alter von drei Monaten, erwachsene Fasane, Rehkitze ab dem Alter von etwa drei Wochen und jedes erwachsene Wild. Die Wildtiere werden während der Mahd aufgescheucht. Der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV) empfiehlt zwei Geräte pro Erntemaschine. Und das Beste: Der Wildretter lässt sich leicht selbst bauen, die Bauteile kosten unter 15 Euro! Weitere Infos und Bauanleitung finden Sie unter LJV bzw. Reichelt (Bauanleitung).
Bestände von Wiesen und Ackerfutter sollte immer von Innen nach Außen gemäht werden, damit Wildtiere flüchten können.

Bestände von Wiesen und Ackerfutter sollte immer von Innen nach Außen gemäht werden, damit Wildtiere flüchten können. (Bildquelle: DJV)

So wenig Schmutz wie möglich einbringen

Um so wenig Schmutz wie möglich in das Erntegut einzuarbeiten, empfehlen sich folgende Tipps: 

  • Auf 8 cm Schnitthöhe mähen: Wird der Grasbestand zu kurz geschnitten ( 8 cm), ist die verbleibende Photosyntheseleistung der Pflanzen geschwächt. Das erwünschte zügige Wachstum für den Folgeschnitt wird gestört. Auch ist der Nährstoffgehalt der Silage durch einen zu tiefen Schnitt gefährdet: Im unteren Teil der Grashalme (3 bis 5 cm) sind die Rohprotein­gehalte deutlich geringer. Wird zu tief gemäht, tritt ein Verdünnungseffekt ein. Zudem nimmt der Schmutzeintrag durch anhaftende oder aufgewirbelte Erde zu.
  • Bei vielen Maulwurfshaufen besser ohne Aufbereiter: Gibt es viele Maulwürfe, dann erhöht ein Zetter/Aufbereiter am Mähwerk tendenziell den Schmutzeintrag ins Futter. Hier kann ggfs. besser darauf verzichtet werden. Bei der Kombination einfaches Mähwerk mit Schwadablage und anschließendem Wenden wird das Futter bei gutem Erntewetter in 24 bis 36 Stunden trocken genug.
  • Wenden: Kreiselzettwender und Schwader sollen keinen Staub aufwirbeln, sondern das Gras anlüften und wenden. Entscheidend ist es, die Technik richtig einzustellen: Erst auf dem Hof und dann im Feld überprüfen. Es sollte mindestens eine Daumenbreite Luft (2 bis 3 cm) Abstand zwischen Zinken und Boden sein (Oberlenkereinstellung). Beim Wenden auf dem Stoppel liegen gebliebenes Futter trocknet durch die geringere Schichtdicke trotzdem ab! Ggfs. den Luftdruck der Reifen am Schwaderfahrwerk vereinheitlichen. Tasträder mindern das Risiko, dass Zinken beim Durchfahren von Bodenunebenheiten erden" (bei Tastrad Oberlenker ins Langloch). Achtung: Gerade ältere Schwader „nicken“ gerne einmal nach vorne und fördern so mit jeder Umdrehung Dreck ins Futter.
  • Sauber einfahren: Nicht nur an nassem Gras haftet Schmutz eher, auch das Fahren mit den Abfahrwagen über unbefestigte Zufahrten zum Silo erhöht den Anteil an Sand und Erde im Futter.
  • Gepflegte Grasnarben: Wie stark das Gras schon vor der Ernte verschmutzt, hängt im Wesentlichen von der Grasnarbe ab. Regen oder Wind wirbeln umso mehr Erdpartikel auf, je lückiger der Bestand durch Maulwurfs-, Auswinterungs- oder Mäuseschäden ist. Grasnarbenpflege im Frühjahr (und Spätsommer) hilft dem ab. Gülle sollte immer möglichst früh nach dem Schnitt ausgebracht werden, so dass sich die Streifen" der bodennaher Ausbringung noch auflösen können.


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