Milchmarkt

Discounter senken Milch- und Butterpreise radikal

Der Discounter Aldi Süd hat die Preise für Trinkmilch und Butter um mehr als 10 % gesenkt. Andere Konkurrenten wie Netto Marken-Discount wollen jetzt nachziehen und ebenfalls die Preise für Milchprodukte senken.

Aldi Süd hat in dieser Woche eine neue Rabattschlacht eingeläutet. So reduzierte das Unternehmen in Mühlheim a.d. Ruhr die Preise für Trinkmilch um sechs Cent. Damit kostet laut Spiegel online fettarme Milch (1,5 % Fett) nur noch 45 Cent und Milch mit 3,5 % Fett nur noch 51 Cent.
Auch die Preise für Butter und Schlagsahne wurden von dem Discounter deutlich gesenkt. So kostet Butter (250 Gramm) jetzt 75 Cent (-14 Cent) und Schlagsahne 37 Cent (-7 Cent).  Mitbewerber von Aldi Süd wie der Netto Marken-Discounter und die Penny-Kette haben sich entschlossen mit den Preisen für Milchprodukte nachzuziehen.
Ausgeöst wurde der Preisrutsch bei Aldi Süd in Folge der kürzlich beendeten Verhandlungsrunde zwischen den Molkereien und den Handelskonzernen. Demnach sollen erste Abschlüsse Abschläge bei Frischmilch in Höhe von 4 bis 4,5 Cent vorsehen. Die Kontrakte laufen insgesamt ein halbes Jahr. Bereits im November 2011 mussten die Molkereien einen Abschlag bei den Trinkmilchpreisen von 2 bis 3 Cent pro Liter Milch akzeptieren.

Besorgnis wächst

Die jüngsten negativen Preisabschlüsse in den Listungsgesprächen für Frischmilch, Joghurt und Butter sind bei den deutschen Milchbauern auf völliges Unverständnis gestoßen. Darauf hat der Deutsche Bauernverband (DBV) in Berlin hingewiesen. Die Milchmenge werde sich innerhalb weniger Monate wieder reduzieren, da die diesjährigen Auswinterungsschäden beim Getreide, den Ölsaaten wie auch auf dem Grünland zu einer Futterverknappung führen würden. Deshalb komme es jetzt darauf an, die laufenden Verträge für Frischprodukte sukzessive wieder nach oben zu bringen, betonte der DBV.
Dass die sinkenden Frischmilchpreise nicht komplett auf die Auszahlungspreise durchschlagen, liegt am stabilen Käsemarkt, der mehr als die Hälfte der deutschen Milchproduktion umfasst.

Dennoch steigt der Druck auf die Milcherzeuger weiter, da auch die Kosten für Energie und Futtermittel angezogen haben. Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) weist darauf hin, dass dies nicht nur kleinere, sondern auch mittlere und große Betriebe betrifft.

Ein Grund für die Ergebnisse der vergangenen Verhandlungsrunden ist u.a. die weiter steigende Milchproduktion. Tatsache ist, es wird so viel produziert wie noch nie, sagte der Vizegeschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW, Gerd Krewer. So sei im Jahr 2011 die abgelieferte Milchmenge um 2,4 % auf 29,3 Millionen Tonnen angestiegen. Dieser höheren Milchmenge stehe auf der anderen Seite eine sinkende Nachfrage auf dem Binnen- und Weltmarkt gegenüber.

Politik ist sich nicht einig

Vor dem Hintergrund steigender Milchmengen gibt es zwischen den Bundesländern erhebliche Meinungsunterschiede über die zukünftige Milchmarktpolitik. So sprachen sich bei der Agrarministerkonferenz vergangene Woche in Konstanz die Grünen- und SPD-Landwirtschaftsminister für eine Marktstabilisierung in Krisenzeiten aus. Der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz, Alexander Bonde (Verbraucherminister Baden-Württemberg), forderte u.a. eine freiwillige Einschränkung der Milchliefermenge gegen einen finanziellen Ausgleich. Dagegen bezeichnete jedoch Dr. Herrmann Onko Aeikens, Landwirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt, eine freiwillige Produktionseinschränkung als Instrument von gestern". Die Perspektiven auf dem Milchmarkt blieben positiv, auch wenn es vorübergehend wie derzeit schwierige Phasen geben könne.

Rohstoffpreis sinkt auf 25,5 Cent

Der aus den Marktpreisen für Butter und Magermilchpulver ermittelte Kieler Rohstoffwert Milch verringerte sich im April 2012 um 2,4 Cent (- 8,6 %) auf 25,5 Cent je kg Milch. Im Vergleich zum April-Wert des Vorjahres liegt der aktuelle ife-Rohstoffwert Milch für April 2012 um 9,1 Cent bzw. 26,3 % niedriger.
Rohstoffwert

Der Rohstoffwert ist in den letzten Monaten mit wachsendem Abstand unter die durchschnittlichen Milchauszahlungspreise gesunken. (Bildquelle: Elite Magazin)