GVO-frei füttern

Lupine und Raps als Soja-Alternativen

Immer mehr Milch wird GVO-frei produziert. Ob neben Raps auch Körnerleguminosen als Eiweißfuttermittel zur Verfügung stehen und was es dabei zu beachten gilt, hat Thomas Engelhard auf dem 43. Tag des Milchviehhalters in Sachsen-Anhalt zusammengefasst.

 „Ca. 90% der jährlichen Weltproduktion an Sojabohnen werden in Südamerika produziert. Davon sind ca. 97% gentechnisch verändert“, beginnt er seinen Vortrag. Und wenn im Jahr 2015 von den insgesamt produzierten 280 Mio. t Soja allein China 82 Mio. t importiert (zum Vergleich: Deutschland importiert 4 Mio. t), kann man sich leicht ausrechnen, dass die Soja-produzierenden Länder auf europäische, „GVO-frei“-Trends wenig Rücksicht nehmen werden. Doch wie lassen sich Milchkühe trotzdem ohne gentechnisch veränderte Pflanzen füttern?

Schritt 1: Rationen optimieren

Eine wiederkäuergerechte Fütterung bei guter Energieversorgung und hoher Grobfutterqualität bildet die Basis. Vor der Umstellung gehört die Ration auf den Prüfstand: Wie sehen die Tiere aus? Was sagen die MLP-Ergebnisse? Gibt es Luxuskonsum, der den Stoffwechsel der Tiere stark belastet? Wie gut habe ich die Silageproduktion im Griff? Der Siliererfolg bestimmt gerade bei Grassilagen über den Proteinwert und den Energiegehalt.

Schritt 2: Alternative Eiweißträger einsetzen

Um deren Bedarf gering zu halten, sollte die Proteinversorgung effizient und bedarfsorientiert ausgelegt werden, ohne Vorhalten oder Sicherheitszuschlag. Für den Ersatz von Soja stehen verschiedene gentechnisch unveränderte Futtermittel zur Verfügung: Rapsextraktionsschrot und andere Rapsprodukte, Sonnenblumenextraktionsschrot, Körnerleguminosen (Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen, Sojabohnen), Schlempen und Biertreber.
Rohproteingehalte

(Bildquelle: Elite Magazin)

Doch welches eignet sich am besten? In Bezug auf die Rohproteingehalte sticht Rapsextraktionsschrot (RES) heraus. Im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot (SES) weist es einen Energiegehalt von 80%, einen Rohproteingehalt von 75%, einen UDP-Anteil von 115% und höher und einen nXP-Gehalt von mindestens 85% auf – bei einem Preis von 55 bis 75% im Vergleich zum SES. Im Vergleich zu GVO-freiem Sojaextraktionsschrot kostet Raps sogar nur 45%.

Achtung: Raps könnte knapp und teurer werden

). Der Verbrauch von Rapsextraktionsschrot ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und liegt jetzt mit rund 4 Mio. t auf dem Niveau des Sojaverbrauchs in Deutschland. In sächsischem Milchkuhrationen stammte 2015 bereits 91% des Rohproteins in Extraktionsschroten aus Rapsschrot!
Experten schätzen, dass das Verbrauchspotential für Rapsschrot mit steigendem Interesse an GVO-freiem Futter auf rund 6 Mio. t ansteigen könnte. Daher könnte es in den kommenden Jahren zu einem knappen Angebot und steigenden Preisen kommen. Die Verfügbarkeit ist auch bei den anderen Allternativen ein Problem: 2015 lag die Anbaufläche für alle Körnerleguminosen in Deutschland (ohne Soja) bei lediglich 147.000 ha.
). Der Verbrauch von Rapsextraktionsschrot ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und liegt jetzt mit rund 4 Mio. t auf dem Niveau des Sojaverbrauchs in Deutschland. In sächsischem Milchkuhrationen stammte 2015 bereits 91% des Rohproteins in Extraktionsschroten aus Rapsschrot!
Experten schätzen, dass das Verbrauchspotential für Rapsschrot mit steigendem Interesse an GVO-freiem Futter auf rund 6 Mio. t ansteigen könnte. Daher könnte es in den kommenden Jahren zu einem knappen Angebot und steigenden Preisen kommen. Die Verfügbarkeit ist auch bei den anderen Allternativen ein Problem: 2015 lag die Anbaufläche für alle Körnerleguminosen in Deutschland (ohne Soja) bei lediglich 147.000 ha.

Besser Lupine als Erbsen und Ackerbohnen

Bei den Körnerleguminosen ist die Lupine (blau, süß) am ehesten für die Milchviehfütterung geeignet. Erbsen und Ackerbauen haben, jahrzehntelang als Stärkelieferant gezüchtet, einen sehr hohen Stärkegehalt. Für Milchkuhrationen ist dieser der begrenzende Faktor bzw. man könnte nur eine geringe Menge Soja ersetzen. Dazu kommt eine sehr hohe Variation in den Inhaltsstoffen, diese schwanken z.T. extrem. Unbedingt Futtermittelanalysen durchführen, Tabellenwerte reichen nicht aus!

Futtermittel

MJ NEL

g Rohprotein

% UDP

g nXP

g RNB

g Stärke

g Zucker

g Rohfett

Austauschäquivalent je kg

Erbse

8,5

250

15

187

10

478

61

15

300 g Sojaschrot + 700g Weizen

Ackerbohne

8,6

298

15

194

17

422

41

16

450 g Sojaschrot + 550 g Weizen

Lupine (blau, süß)

8,9

333

20

219

18

101

54

57

600 g Sojaschrot + 400 g Weizen

Ob sich der Anbau lohnt, muss betriebsindividuell entschieden werden. Das Ertragsniveau ist bei den Körnerleguminosen vergleichsweise gering und schwankt, die Vermarktung außerhalb des eigenen Betriebes schwierig und die Nutzungskosten der Fläche im Vergleich zu Getreide oder Raps ist hoch. Trotzdem kann es im Sinne der Bodenfruchtbarkeit, der Vorfruchtwirkung oder des Greenings einzelbetrieblich Sinn ergeben, diese Ackerfrüchte anzubauen.
Baut man die Lupine auf den eigenen Flächen an, kann man sie in der Fütterung durchaus nutzen. In einem Fütterungsversuch des LLG Sachsen-Anhalt (Iden) und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen einer reinen RES- und einer RES-/Lupine-Ration. Toasten kann den UDP-Gehalt in Lupinen um ca. 10% steigern. -cs-