MMI: Nur 82 % der Produktionskosten gedeckt

Trotz der gestiegenen Milchpreise entsprechen sich Auszahlungspreis und Produktionskosten in der deutschen Milcherzeugung noch nicht. Laut dem Milch-Marker-Index (MMI) sind die Produktionskosten nur zu 82 % gedeckt.

Eine gemeinsame Berechnung des European Milk Board (EMB) mit der Milcherzeugergemeinschaft MEG-Milch Board veranschaulicht, dass die Erzeugungskosten in Deutschland im April 2013 durchschnittlich bei 43,03 Cent/kg Milch lagen, jedoch die Milcherzeuger in diesem Zeitraum durchschnittlich nur 35, 25 Cent/kg Milch erlösen konnten. Das EMB spricht von „chronischer Unterdeckung“ der Erzeugungskosten. Anhand des MMI, der vierteljährlich die Produktionskostenentwicklung für Milch misst, kann diese Gegebenheit belegt werden. So weißt der MMI für Deutschland im April 2013 mit 116 Punkten (2009=100 Punkte) gegenüber der Auswertung Januar 2013 mit 113 Punkten auf einen leichten Anstieg der Gesamtkosten der Milcherzeugung hin. Der entspricht knapp 1 Cent/kg Milch.
Die Preis-Kosten-Ratio (Verhältnis Milcherlös und Gesamtkosten Milcherzeugung) liegt bei 0,82 und die Unterdeckung der Kosten bleibt mit – 18% unverändert hoch. Dies ist auch der Tabelle 1 zu entnehmen.

Jahr/Vierteljahreswert

2009

2010

2011

2012

Januar 2013

April 2013

Milcherzeugungskosten in ct/kg

37,10

39,55

40,87

43,41

41,76

43,03

Milcherzeugerpreise

25,84

31,89

35,92

32,48

34,95

32,25

Preis-Kosten-Ratio

0,70

0,81

0,88

0,75

0,84

0,82

Bei der MMI-Bestimmung im April 2013 wurden erstmalig Daten aus dem landwirtschaftlichen Testbetriebsnetzes des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMVEL) aus dem Jahr 2011 (zuvor 2009) genutzt. Eine Aktualisierung der spezifischen Kosten für die Pflanzen- und Tierproduktion, Lohnarbeit, Abschreibungen, Löhne, Pacht, Zinsen und Steuern konnte so vorgenommen werden. Der einberechnete Einkommensansatz lag im April 2011 bei 12,48 Cent/kg Milch, Beihilfen von 6,07 Cent/kg Beihilfen wurden abgezogen. Allein für die Deckung der realen Zahlungsströme müssen aktuell 36,62 Cent/kg aufgewendet werden.
Für den Vorsitzenden des MEG-Milch Board, Peter Guhl, steht fest dass dieses Milchgeld für eine gerechte Entlohnung der eingesetzten Arbeit nicht ausreicht. Erst bei Milchpreisen die oberhalb der magischen" 40 Cent-Marke liegen, können die durchschnittlichen deutschen Milchviehbetriebe kostendeckend wirtschaften. Die Aussicht auf diese ersehnte Grenzüberschreitung sieht laut Guhl im Moment nicht schlecht aus, auf dem Weltmarkt sind Verwertungen von 40 Cent und im Spotmarkt bei knappen 50 Cent bereits existent. Aufgrund dieser hervorragenden Marktlage müssten wenigstens jetzt die Produktionskosten gedeckt werden, Überschüsse könnten so erwirtschaftet und die finanziellen Verluste der letzten Jahre ausgeglichen werden. Doch dafür fehlt es schlicht und ergreifend immer noch an Marktmacht für die Erzeuger, ist Guhl überzeugt.
Für den EMB-Vorsitzenden Romuald Schaber sei die Einrichtung einer Monitoringstelle notwendig, die die tatsächlichen Erzeugerkosten Milch als Grundlage für eine Berechnung fairer Milchpreise nutzen würde. Um diese Preise tatsächlich am Markt erzielen zu können, müssten dann laut Schaber Anpassungen der Milchmenge vorgenommen werden".
 
Die nächste Veröffentlichung des MMI ist für Anfang Dezember 2013 geplant.