15. Milchviehtag von Koesling Anderson

Nordost-Betriebe brauchen 35 Cent

Auffällig war im vergangenen Jahr die große Gewinnspanne zwischen den Milchviehbetrieben im Nordosten. Während erfolgreiche Betriebe einen Unternehmergewinn von 1,8 Cent/kg Milch erwirtschaften konnten, mussten weniger erfolgreiche einen Verlust von - 9,1 Cent/kg hinnehmen. Das lag vor allem an den variablen Kosten, denn Futter und Personal wurden deutlich teurer.

In den horizontalen Betriebsvergleich des Beratungsunternehmens Koesling Anderson flossen Daten von 100 Betrieben mit insgesamt 69.300 Kühen und einer erzeugten Milchmenge von rund 590 Millionen kg Milch ein. Berater Ingo Schimmelpfeng konnte im Vergleich zum Vorjahr (2011) eine leichte Verringerung der Zellzahlen melden, eine Steigerung der Milchmenge auf 8.563 kg/Kuh sowie einen Anstieg der durchschnittlichen Herdengröße um 20 auf nun 694 Kühe (ausgewertete Mitgliedsbetriebe). Allerdings stellten weiterhin hohe Kälberverluste (12,1%), ein durchschnittlicher Milchpreis von 31,8 ct/kg und gestiegene Kraftfutterpreise (+14 € auf 248 €/t) die Betriebe vor große Herausforderungen.

Variable Kosten für 80 % des Erfolgs verantwortlich

Während im Mittel die Betriebe mit 35,2 Cent/kg Milch die Gewinnschwelle erreichten, konnten die 25 besten Betriebe diese Grenze bereits bei 30,0 Cent/kg ziehen. Es zeigten sich hierbei große Unterschiede: Die Differenz im Unternehmergewinn zwischen den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben (+25 %/- 25 %) lag bei 10,9 Cent/kg (Übersicht 1 und 2)!

Ergebnis

Optimierte Betriebe (+25)

Nicht optimierte Betriebe (-25)

Differenz

Cent/kg Milch

Cent/kg Milch

Deckungsbeitrag

6,4

-2,1

-8,5

Unternehmergewinn

1,8

-9,1

-10,9

Variable Kosten (gesamt)

28,9

37,8

8,9

Grundfutter

7,2

8,5

1,3

Kraftfutter

9,3

10,0

0,7

Personal

5,3

8,4

3,1

Festkosten

4,2

7,0

2,7

Es traten zwar kaum Unterschiede bei den Erlösen auf, jedoch zeigten die sogenannten „nicht optimierten“ Betriebe in allen Positionen höhere variable Kosten (insgesamt +8,9 Cent/kg Milch) und ebenfalls durchgehend höhere Festkosten (+2,7 Cent/kg Milch) als die „optimierten“ Betriebe. Insbesondere Futter und Personal schlagen hier zu Buche. So kostet die Grundfutterbereitstellung mit 8,5 Cent/kg Milch rund 1,3 Cent mehr als bei den erfolgreicheren Betrieben, die Lohnkosten liegen sogar 3,1 Cent/kg höher.
Etwa 80 % des schlechteren Betriebsergebnisses ist demnach auf die höheren variablen Kosten zurückzuführen. Diese ständig zu kontrollieren kann daher überproportionale Kostensteigerungen verhindern, in dem man schneller auf veränderte Marktbedingungen reagieren kann.

optimierte Betriebe

Differenz

Milchmenge gesamt (kg)

6.253.795

2.135.381

Milchmenge (kg/Kuh)

9.013

818

Fettgehalt

3,89%

-0,11%

Eiweißgehalt

3,38%

-0,05%

Zellzahl (Tsd./ml)

223

-18

Grundfutterleistung (kg)

2.348

96

Kraftfutter (t/Jahr)

3,48

0,19

Endbestand Kühe

723

222

Abgangsrate (%)

30,1%

-6,3%

Kälberverluste inkl. Totgeburtenrate

12,1%

-1,7%

Milchpreis (Cent/kg)

31,8

0,2

Gewinnschwelle Milch (Cent/kg)

30,0

-10,7


 
Zwar waren die „optimierten“ Betrieben etwas größer. Wichtiger als Größe hat sich zur Sicherung des Gewinns aber ein gutes Betriebsmanagement und eine straffe Führung erwiesen, was deutliche Kostenvorteile mit sich bringt.

Futter- und Personalkosten im Blick behalten

Ab 2010 lassen sich deutlich steigende Personalkosten feststellen. Heute müssen rund 15 % mehr oder 6,7 Cent/kg Milch investiert werden, um gutes Personal zu bekommen und zu halten. Die Ursachen für die ansteigenden Personalkosten liegen in der begrenzten Verfügbarkeit von gutem Personal sowie in generell steigenden Lohnkosten durch das niedrige Niveau in der Tierhaltung. Außerdem schlagen Übergangsphasen wie Einarbeitungs- oder Altersteilzeit zu Buche. Einzige Stellschraube kann deshalb die Steigerung der Arbeitsproduktivität sein.
Ein Mittel gegen steigende Kraftfutterkosten ist die Erhöhung der Effizienz. Hier sind die ausgewerteten Betriebe auf einem guten Weg (414 g KF je kg Milch im Januar 2010 im Vergleich zu 394 g im Dezember 2012), nichts desto trotz gilt es Reserven zu haben. Steigerungen in der Milchleistung sind nötig, um diesen Wert weiter zu senken. Eventuell ist abhängig von den Grenzkosten ein optimaler Kraftfuttereinsatz bei etwas niedrigerer Milchleistung ökonomisch sinnvoller.

Ausblick

Für 2013 erwarten die Berater von Koesling und Anderson weiterhin steigende Kosten. Neben höheren Löhnen müssen wohl auch auslaufende (günstigere) Kraftfutterkontrakte neu und teurer abgeschlossen werden. Geschätzt wird ein Anstieg um weitere 0,4 Cent/kg Milch. Die Wirtschaftlichkeit der „optimierten“ Betriebe soll durch höhere Produktivität um etwa 2 Cent steigen, während die „nicht optimierten“ Betriebe mit einem Minus von 7 Cent weiterhin Potenzial für große Verluste bieten. Es gilt, ein Auge auf die Futterkosten zu haben, denn gute Milchviehbetriebe können auch weiterhin Gewinne machen.

2012

Veränderung

Einschätzung 2013

Deckungsbeitrag

6,4

8,1

Unternehmergewinn

1,8

3,8

abgelieferte Milch

31,8

2,2 (7%)

34,0

Schlacht- und Nutzkühe

2,1

2,1

Kälber und Jungvieh

1,3

-0,1

1,2

sonstige Erlöse

0,1

0,1

0,2

gesamt

35,3

37,5

Bestandsveränderung

-0,3

-0,3

Tierzukauf/Zuversetzung

0,8

0,8

Grundfutter

7,2

7,2

Kraftfutter

9,3

0,4

9,7

Personalkosten

5,3

0,1

5,4

Tierarzt und Medikamente

1,4

1,4

Energie und Wasser

1,2

1,2