Nicht die Rasse, sondern die Leistung entscheidet!

Aus wirtschaftlicher Sicht spielt die Kuhrasse im Stall keine Rolle. Was letztlich zählt ist die Milchleistung. Noch besser rechnete es sich 2014/15, wenn die Kühe im Melkstand gemolken wurden und auch noch bio waren.

Nachzulesen ist dies im Rinderreport Baden-Württemberg 2015, der kürzlich von der LEL SchwäbischGmünd veröffentlicht wurde. Im Rinderreport sind die Ergebnisse von 418 konventionell und 19 ökologisch wirtschaftenden Milchkuhbetrieben aus dem Ländle" zusammengestellt. Die Daten, erhoben von den Beratungsdiensten Milchviehhaltung und Futterbau in Baden-Württemberg, beziehen sich auf das Wirtschaftsjahr 2014/15.
Im Durchschnitt haben die ausgewerteten Unternehmen 86 Kühe (+ 5 Kühe im Vergleich zum Vorjahr) gemolken, zusammengerechnet stehen hinter den Zahlen 38.000 Milchkühe (10 % der Milchkühe im Bundesland).
Die durchschnittliche Milchleistung bei 7.991 kg pro Kuh (+ 110 kg), die ECM-Leistung bei 8.128 kg pro Kuh. Nach Abzug der innerbetrieblich verwerteten Milchmenge (inkl. Ab-Hof-Verkauf) errechnet sich eine durchschnittliche Anlieferungsmenge von ca. 650.000 kg pro Unternehmen (+ 50.000 kg).

Holsteins mehr Milch … Fleckvieh besser vermarktbar

Holsteinbetriebe hatten zwar im Auswertungszeitraum die höchsten Deckungsbeiträge (DB II nach Grundfutter) erzielen können, allerdings sind die Unterschiede zu vernachlässigen. Egal ob braun, rot, schwarz, gefleckt oder von allem etwas, der DB II pendelt sich bei knapp über 1.200 Euro ein (siehe Tabelle 1). Das liegt vor allem an den starken Leistungszuwächsen der Holsteinkonkurrenz und an den wesentlich höheren Erlösen für Kälber, Altkühe und Zuchttiere der Nicht-Holsteins. Bleibt festzuhalten: Mit jeder Rasse bzw. mit gekreuzten Tieren lässt sich erfolgreich Milch produzieren!

Auch leistungsstarke Kühe können alt werden

Die Höhe der Milchleistung wird ja immer wieder kontrovers diskutiert. Der Vergleich unterschiedlicher Leistungsniveaus belegt jedoch, dass hohe Milchleistungen, sofern sie richtig gemanagt werden, zu einer höheren Wirtschaftlichkeit führen! Der Deckungsbeitrag von Betrieben mit weniger als 6.000 kg Milch liegt rund 750 Euro unter dem Wert, den leistungsstarke Unternehmen erzielt haben (Tabelle 2). Interessant ist auch zu sehen, dass Kühe mit hohen Jahresleistungen genau so alt werden können wie Kühe, die „wenig(er)“ Milch geben!

AMS: Mehr Milch – höhere Kosten

In Unternehmen, in denen der Melkroboter (AMS) die Milch „abzapft“, fällt die Milchleistung rund 500 kg höher aus im Vergleich zu Unternehmen, die auf konventionelle Melktechnik setzen. Allerdings reicht beim Einsatz von AMS diese Mehrmilch nicht aus, um die höheren Kosten zu kompensieren. Beim DB II schneidet die konventionelle Melktechnik deutlich besser ab (1.414 € vs. 1.200 € pro Kuh). Interessant ist zu sehen, dass trotz nur zwei Melkzeiten (und oftmals unterschiedlicher Melkroutine) der Zellgehalt in konventionellen Melkständen rund 20.000 Zellen/ml geringer ausfällt (konv.: 174.00 Zellen – AMS: 195.000 Zellen).

Bio mit deutlichem Vorsprung

Die Auszahlungspreise für Biomilch haben sich in den vergangenen Monaten/ Jahren kaum verändert. Im Vergleich zur konventionellen Milch ist der Abstand deutlich angewachsen. Allein im Auswertungszeitraum lag die Differenz beim Milchpreis bei 14,3 ct/kg (aktuell dürfte der Abstand sogar einige Cent mehr betragen!). Letztlich ist durch die bessere Bezahlung der Biomilch der Vorsprung der Öko-Betriebe beim DB II auf 427 Euro pro Milchkuh angestiegen! Und das, obwohl die Öko-Betriebe pro Kuh rund 1.600 kg weniger Milch gemolken haben. Aufgewogen wurde die Mindermilchmenge durch geringere Bestandsergänzungskosten (ältere Kühe), geringere Kraft- und Mineralfutterkosten sowie niedrigere Aufwendungen für den Tierarzt.
Zu in etwa ähnlichen Ergebnisse kommt auch die Auswertung der Testbetriebs-Buchführung. In dieser Auswertung erzielten die Öko-Betriebe einen um 30.000 Euro höheren Betriebsgewinn als vergleichbare konventionelle Unternehmen.
Diese Zahlen werden vermutlich viele Milcherzeuger ins Grübeln bringen ob eine Umstellung auf ökologische Produktionsweise nicht sinnvoll erscheint. Dazu zwei Anmerkungen:

  • Das bessere Abschneiden der „Bio-Melker“ hängt derzeit vom großen Milchpreisgefälle ab. Bei einem Anstieg der konventionellen Milchpreise stellt sich die Situation wieder anders dar. So hatten z.B. in der Hochpreisphase 2013/14 die Biobetriebe das Nachsehen, die Gewinne lagen rund 8.000 Euro unter denen der konventionellen Unternehmen
  • Öko-Betriebe wirtschaften extensiver (auch wenn eine intensive Grünlandbewirtschaftung unbedingt erforderlich ist) und benötigen deshalb auch mehr Futterfläche pro Kuh! Gerade in flächenknappen Unternehmen kann dies die Wirtschaftlichkeit extrem beeinflussen.

 

Trotz höherer Milchpreise: Bio-Milchkuhbetriebe können ihre Vollkosten nicht decken. Futter ist auch hier der Kostentreiber.


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