Witterung

Neues Prognosemodell soll Dürreperioden besser vorhersagen

Der Deutsche Wetterdienst testet ein Modell, dass mittels Prognose der Bodenfeuchte Dürreperioden bis zu 6 Wochen vorhersagen kann. Aktuell ist die Lage unsicher, da die unteren Bodenschichten nach wie vor zu trocken sind.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat ein Langzeit-Prognosemodell entwickelt, mit dem extreme Trockenheit, wie die Dürre im Jahr 2018, bis zu sechs Wochen im Voraus vorhergesagt werden kann. Hierbei konnte laut Thomas Leppelt, Agrarmeteorologe beim DWD, die sehr eingeschränkte Langfrist-Vorhersagbarkeit von Niederschlägen durch eine angeschlossene Modellierung der Bodenfeuchte verbessert werden. Die Betrachtung dieser ermögliche sogar eine Verbesserung der Vorhersagbarkeit über mehrere Wochen. Grund dafür ist die langsame Veränderung bzw. die hohe Persistenz der Bodenfeuchte, so dass sich bei bekannten Ausgangssituationen die Entwicklungen wesentlich länger abschätzen lassen.
Die neue Vorhersagemöglichkeit kann zwar nicht vor den witterungstechnischen Folgen für die angebauten Pflanzen schützen, könnte den Landwirten aber dabei helfen, sich frühzeitig auf die anstehende Trockenheit einzustellen und dann entsprechend angemessene pflanzenbauliche Maßnahmen zu ergreifen (z.B. Bewässerung, frühzeitig geplante Ernte) oder einzusparen (z.B. Düngung oder Pflanzenschutz).
Auch eine Vorhersagemöglichkeit für extreme Nässe über das neue Modell ist nicht ausgeschlossen. Bisher wurde das Modell jedoch nur für das Jahr 2018 und die dort aufgetretene Dürre verifiziert. Daher können wir bisher keine gesicherte Aussage zur Vorhersage von extremer Nässe machen, erklärt Thomas Leppelt.

Bodenfeuchte aussagekräftiger als Niederschläge

Laut dem DWD konnte das neue Modell (nachträglich!) aus im Mai 2018 erfassten Informationen zum Bodenwasserhaushalt die dann in den Folgewochen eingetretene Dürre mit einer überregionalen Genauigkeit vorhersagen. Berechnet wurden bei diesem Test Bodenfeuchten unter Winterweizen. Verglichen mit anderen Ansätzen, bei denen z.B. die Niederschläge herangezogen werden, weise das neue Prognosemodell eine hohe Übereinstimmung zwischen Vorhersage und tatsächlich erfolgter Beobachtung auf, heißt es.
Die im Juni 2018 in großen Teilen Deutschlands begonnene und anhaltende Dürre hätte mit den heute verfügbaren Instrumenten also schon Mitte Mai 2018 mit guter Qualität vorhergesagt werden und somit helfen können, die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen frühzeitig auf die Trockenheit einzustellen.

Vorhersagen voraussichtlich ab Frühjahr 2020

Das langfristige Dürreprognose-Modell befindet befindet sich derzeit noch in der Entwicklungsphase. Im vorgesehenen weiteren Testverlauf von einem Jahr soll das Modul auch auf andere Kulturen, Jahreszeiten und Starttermine erweitert und angewandt werden. Auch die optimale Darstellungsform, z.B. als Ampellösung, wird noch diskutiert.
Demnach könnte das neue Trockenheit-Vorhersagemodul möglicherweise zum Vegetationsbeginn 2020 zur Verfügung stehen.

Was zeigen die Modelle für die nächsten Wochen?

Zurzeit setzt der DWD das neue Modell noch nicht standardisiert ein. Was wir aber haben ist eine Vorhersage vom 18. März 2019, die in den nächsten sechs Wochen bis Ende April keine extreme Trockenheitsentwicklung aufzeigt, so Leppelt.
Das passt mit den aktuellen Messungen zusammen. So erklärt Falk Böttcher, Agrarmeteorologe beim DWD, dass die derzeitige Situation sich so darstellt, dass die oberen Bodenschichten, die aktuell von den Wurzeln erreicht werden können, durch die erfolgten Niederschläge relativ gut mit Wasser versorgt sind. Die Pflanzenentwicklung darf so in das Frühjahr hinein in den meisten Regionen unter dem Aspekt günstig gesehen werden. Dennoch ist es derzeit in einigen Regionen bereits wieder sehr trocken, das bietet zwar eine gute Befahrbarkeit, lässt aber auch gemeinsam mit der aktuellen Kälte das Pflanzenwachstum stocken, dass sich im März üppig entwickelt hatte.
Und die tieferen Bodenschichten (je nach Wasserspeicherfähigkeit der Böden unter 80 bis 100 cm), die in 2018 leer-gesogen wurden, haben noch kein Wasser gesehen! Deshalb wäre es verheerend, wenn sich auch in diesem Jahr eine ähnlich trockene Situation wie in 2018 einstellen würde. Denn dann wäre nach jetzigem Stand schon im Mai die Bodenfeuchte verbraucht, so Böttcher.
Für den Moment zeigen die Wetterprognosen, dass es mit der Niederschlagsentwicklung eher im Bereich der Normalwerte weitergehen soll und dies bei leicht über-normaler Lufttemperatur.
1 Bodenfeuchte unter Gras, sandiger Lehm, 0 bis 60 cm
Bodenfeuchte unter Gras

(Bildquelle: Deutscher Wetterdienst)

Infos zur aktuellen Bodenfeuchte-Situation

Den aktuellen Zustand des Bodenwasserhaushaltes verglichen mit dem langjährigen Mittel in Tiefen bis zu 1,8 m zeigen anschaulich die regelmäßig veröffentlichten Grafiken des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ).
Hinweis: Der sogenannte Dürremonitor (Grafik 2) zeigt den Zustand am Ende des in der Abbildung abgegebenen Datums. Zudem veröffentlicht das UFZ täglich tagesaktuelle Ansichten zur absoluten Bodenfeuchte in Prozent der nutzbaren Feldkapazität (%nFK) im Oberboden (25 cm). Die Karten finden Sie unter folgendem Link: https://www.ufz.de
2 Karten UFZ-Dürremonitor
Duerremonitor

In den tieferen Bodenschichten hat sich die Situation der Bodenfeuchte seit der Dürre 2018 noch nicht wieder verbessern können.! (Bildquelle: UFZ)

Quellen: DWD, UFZ


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