Fütterung

IOFC: Neue Kennzahl zur Beurteilung der Futterkosten

Die Futterkosten machen 40 bis 50% der Gesamtkosten der Milcherzeugung aus. Durch eine Rationsumstellung ergibt sich daher ein großes Optimierungspotential. Dabei stellt sich aber auch oft die Frage, ob sich mit einer veränderten Ration tatsächlich auch ein höherer Milcherlös erzielen lässt. Amerikanische Fütterungsspezialisten berechnen deshalb die Kennzahl „Income over feed cost“ (IOFC), zu Deutsch: „Erlös nach Futterkosten“.

Der IOFC für den eigenen Milchviehbetrieb lässt sich einfache berechnen, indem man die gesamten Futterkosten von den Milcherlösen abzieht:
IOFC (€/kg) = Milchmenge (kg/Kuh) * Milcherlös (€/kg) – Futterkosten (€/Kuh).
Das Ergebnis gibt einen Überblick über die Futterkosten in Relation zu den Milcherlösen. Es zeigt an, wie gut die Herde das Futter in Milch umsetzt. Der Erlös nach Futterkosten steht dann für die Abdeckung von weiteren Kostenblöcken wie Arbeit, Gebäudekosten oder anderen Spezialkosten zur Verfügung.

Wie effizient werden die eingesetzten Futtermittel in Milch umgesetzt?

Das ist eine wichtige Frage, die sich der Betriebsleiter immer wieder stellen sollte. Durch die Auswertung des IOFC können Entscheidungen im Bereich Fütterung und Herdenmanagement zielgerichteter und sicherer getroffen werden. Denn wenn sich durch einen Futtermittelwechsel bzw. durch den Zusatz eines Futtermittels zwar die Milcherlöse steigern lassen, aber gleichzeitig auch die Futterkosten deutlich erhöht werden, kann der IOFC pro Kuh und Tag sinken. Wenn die Erlöse durch niedrige Milchpreise sinken, ist ebenfalls eine Überprüfung der Ration notwendig.
Der IOFC stellt die aktuellen Milcherlöse den aktuellen Futterkosten gegenüber und prüft, ob sie in einem guten Verhältnis zueinander stehen. Wichtig ist allerdings, dass bei Interpretationen der IOFC und Anpassung der Ration nicht nur ökonomische, sondern auch ernährungsphysiologische Aspekte berücksichtigt werden!

Auf die Datengrundlage kommt es an

Für die Verwertbarkeit des IOFC ist eine aktuelle und konstante Datengrundlage entscheidend. Die Erfassung der Erlöserseite ist hierbei einfach: Die abgelieferte Milchmenge wird mit dem aktuellen Milchpreis multipliziert und durch die Anzahl der Kühe dividiert. Für die Erhebung der Futterkosten ist die Kenntnis der Futterbeladepläne inklusive Futterwiegungen notwendig: Wie viel fressen die Kühe am Tag? Welche Komponenten werden gefüttert und was kosten diese? Die Preise für Zukauffuttermittel sind schnell auf den Abrechnungen der Lieferanten zu finden. Schwierig ist dagegen die Erhebung der Grundfutterkosten. Hierbei müssen Sie im Vorfeld entscheiden, ob mit Marktpreisen oder Herstellungskosten gerechnet werden soll.

IOFC sinkt mit zunehmender Laktationsdauer

Betrachtet man den IOFC pro Kuh, stellt man schnell fest, dass das Ergebnis stark vom jeweiligen Laktationsstadium der Kuh abhängig ist. Gerade zu Beginn der Laktation setzten die Kühe das angebotene Futter besonders effizient in Milch um. Frischmelker erreichen deshalb schnell einen IOFC von 7 bis 10 € pro Tag. Dieses Ergebnis ist sogar noch ausbaufähig. Gegen Ende der Laktation hingegen nimmt die Effizienz ab, mit der das Futter in Milch umgewandelt wird. Der IOFC fällt hier auf 3 bis 6 € ab. Wird dieser Wert nicht erreicht, hängt das oft mit zu hohen Kraftfuttergaben zusammen. Die Ration der Altmelker sollte daher genau überprüft werden.

Schachstellen gezielt aufdecken

Wenn die betriebseigene Datengrundlage eine IOFC-Berechnung nach Laktationsstadien ermöglicht, weil Fütterungsgruppen und Milchmengenmessung vorhanden sind, sollte eine separate Auswertung nach Fütterungsgruppen erfolgen. Mögliche Fehlerquellen im Fütterungs- oder Herdenmanagement lassen sich so leichter aufdecken. So senken beispielsweise viele Kühe mit Sperrmilch den IOFC, da sie zwar keine Milcherlöse einbringen, aber Futterkosten verursachen. Auch der Start in die Laktation ist für das IOFC-Ergebnis wichtig. Denn nur, wenn die Kühe gut in die Laktation starten, lässt sich neben der Einstiegsleistung auch die Persistenz erhöhen. Dies führt insgesamt zu einer höheren Futtereffizienz, besonders im letzten Laktationsdrittel.

Betriebsvergleich durch IOFC

In den USA arbeiten bereits viele Betriebe mit der Kennzahl IOFC. Sie dient besonders auf großen und stark wachsenden Betrieben dazu, eine ökonomische Fütterung zu gewährleisten und Fehlentscheidungen zu vermeiden. Regionale amerikanische Modellrechnungen zum IOFC arbeiten mit durchschnittlichen Futtermittel- und Milchpreisen. So entsteht ein Standard-IOFC, mit dem sich Betriebe vergleichen können.
Dieser Standard-IOFC steht in Deutschland bislang nicht zur Verfügung. Aber es gibt noch zwei andere Werte, an denen sich Milchviehbetriebe orientieren können: „High IOFC-Benchmark“ und „Low IOFC-Benchmark“:
  • Wenn die Futterkosten nur 40% der Milcherlöse ausmachen, sprechen die amerikanischen Fütterungsspezialisten von einem „High IOFC-Benchmark“. Die Milchproduktion ist im Hinblick auf das Verhältnis Futterkosten zu Milcherlösen profitabel.
  • Werden für die Futterkosten hingegen 60% der Milcherlöse benötigt, handelt es sich um einen „Low IOFC-Benchmark“. Hier sollte die Futteraufnahme, der Einsatz von Futterzusätzen und die eingesetzte Kraftfuttermenge kritisch geprüft werden. Die Futterkosten wären in diesem Fall zu hoch und es verbleibt zu wenig Einkommen, um die weiteren Kostenblöcke der Milchproduktion zu decken.

 
  • Wenn die Futterkosten nur 40% der Milcherlöse ausmachen, sprechen die amerikanischen Fütterungsspezialisten von einem „High IOFC-Benchmark“. Die Milchproduktion ist im Hinblick auf das Verhältnis Futterkosten zu Milcherlösen profitabel.
  • Werden für die Futterkosten hingegen 60% der Milcherlöse benötigt, handelt es sich um einen „Low IOFC-Benchmark“. Hier sollte die Futteraufnahme, der Einsatz von Futterzusätzen und die eingesetzte Kraftfuttermenge kritisch geprüft werden. Die Futterkosten wären in diesem Fall zu hoch und es verbleibt zu wenig Einkommen, um die weiteren Kostenblöcke der Milchproduktion zu decken.

Quelle: Dr. Denise Völker (Landwirtschaftliche Betriebsberatung Hamburg)