USA

Molkereien werfen hunderte Milchfarmer raus!

In den USA führen Überkapazitäten bei den Molkereien zunehmend dazu, dass Molkereien ihren Milchfarmen kurzfristig die Lieferverträge kündigen.

Kürzlich hat es im US-Bundesstaat Wisconsin 11 Milchfarmen getroffen. Arla Foods hat den betroffenen Farmern mitgeteilt, die Milchabholung im Sommer einzustellen. Die Farmer lieferten an die “Hollandtown Cheese”, den führenden Hersteller von Havarti Käse in den USA. Die Käserei produziert seit 1998 für Arla, im Jahr 2006 hat der skandinavische Konzern die Käserei aufgekauft. Die Käserei, die nach europäischen Standards produziert, verarbeitet nach eigenen Angaben nur Milch von Farmen, die keine Hormone zur Steigerung der Milchproduktion einsetzen. Donald Stohrer, der Geschäftsführer von Arla Foods in den USA, begründete diese drastische Maßnahme mit einem Überangebot an Milch.

Mehrere hundert Farmen sind betroffen

Bereits im April diesen Jahres erklärte die Molkerei „Grassland Dairy Products Inc“ 75 Milchfarmern im mittleren Westen der USA, dass das Unternehmen ab dem 1. Mai ihre Milch mehr abholen werde. Die Molkerei erfasst Milch von 600 Farmen und verarbeitet diese in erster Linie zu Butter. Seit Jahren verkaufte die Molkerei aber auch ultrafiltrierte Milch nach Kanada zur Käseherstellung. Im März kündigten überraschend die kanadischen Geschäftspartner aufgrund neuer staatlicher Verordnungen das Ende der Zusammenarbeit an. Grassland Dairy wiederum hat sofort reagiert und ebenfalls die Notbremse gezogen.
Zuvor hat der Molkereikonzern „Dean Foods“ (12.000 Lieferanten in den USA) den Milchankauf von mehr als 100 Milchfarmen in acht US-Bundesstaaten gestoppt. Begründung: Die Verbraucher würden weniger Milch trinken, zudem würden andere Molkereien in den Frischmilchmarkt drängen. Für die betroffenen Milchfarmer ist es derzeit sehr schwierig, einen neuen Abnehmer zu finden. Die US-Amerikaner trinken 28 Prozent weniger Milch als noch im Jahr 2000, 42 Prozent weniger als 1970!

Mindestens 2 % zu viel Milch derzeit

Die Molkereigenossenschaft „Land O’ Lakes“ setzt ebenfalls auf eine Verringerung der Milchmenge, allerdings werden hier keine Milchlieferanten ausgeschlossen, vielmehr hat das Unternehmen Strafzahlungen eingeführt für den Fall, dass bei einer 100%igen Kapazitätsauslastung des Milchwerks die Milchmenge weiter ansteigt.
Für die betroffenen Milchfarmer ist es derzeit sehr schwierig, einen neuen Abnehmer zu finden. In Wisconsin sind z.B. alle 400 Molkereien kapazitätsmäßig voll ausgelastet. Der renommierte Milchmarktexperte der Universität Wisconsin, Bob Cropp, warnt vor einer Milchschwemme. Er empfiehlt den Farmern die Milchproduktion um zwei bis drei Prozent zu drosseln. Letztlich würde dadurch auch der Milchpreis wieder ansteigen.

Milchmarkt in 2017 mit neuem Rekord

Der Milchmarkt in den USA war 2017 erneut von Wachstum und neuen Rekorden gekennzeichnet. Die Milcherzeugung wuchs bei steigenden Milchleistungen um 1,4 % auf 97,7 Mio. t. Die erzeugten Mengen wurden nahezu vollständig an die 1.306 Molkereibetriebsstätten angeliefert und dort verarbeitet. Sogar die Anzahl der Betriebsstätten ist in den vergangenen zwei Jahren wieder gewachsen, nachdem sie bis 2015 stetig gesunken war. Im ersten Quartal von 2018 stieg die Milcherzeugung  erneut an, im Schnitt um 1,5 %.
Hintergrund ist, dass die Zahl der Milchkühe seit 2013 kontinuierlich zunimmt. In 2017 erhöhte sie sich im  um 0,7 % auf knapp 9,4 Mio. Tiere und hat damit ihren höchsten Stand im abgelaufenen Jahrzehnt erreicht. Die Milchfarmer versuchen durch steigende Milchleistungen die fehlenden Erlöse durch die geringen Milchpreise (im Vergleich zu den Spitzenjahren 2013 und 2014) zu kompensieren.
Quelle: Dairy Herd; wisconsinagriculturist.com; progressivedairy.com; Wisconsin State Journal; ZMB
Text: G. Veauthier