MIV und DBV erwarten gutes Milchjahr 2013

Feste Rohstoffmärkte und steigende Verbraucherpreise hat der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Dr. Karl-Heinz Engel, für den diesjährigen Milchmarkt in Aussicht gestellt. Molkereiprodukte seien derzeit weltweit rege gefragt, gleichzeitig stehe man in der EU zu Beginn des neuen Milchwirtschaftsjahres quasi vor geräumten Lägern.

Die aktuellen Preisverhandlungen mit dem deutschen Lebensmittelhandel über die „weiße Linie“ haben daher unter guten Voraussetzungen begonnen. „Die Erzeugerpreise bewegen sich schon seit Jahresbeginn über der Vorjahreslinie“, stellte Engel weiter fest. Weitere Korrekturen nach oben seien aber notwendig, zumal auch die Produktionskosten auf den Höfen nicht halt gemacht hätten.

Michsektor braucht Weltmärkte

„In den letzten zwei Jahren sind die Preise für Dünger, Energie und Futtermittel im Durchschnitt um mehr als 45 % gestiegen“, ergänzte der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Folgart. Er betonte, ein guter Milchpreis sei nur dann möglich, wenn der Heimatmarkt verteidigt und gleichzeitig der Exportmarkt „beackert“ werde. Eine klare Absage erteilte der DBV-Vize indes der „rückwärtsgewandten Entscheidung“ des EU-Parlaments, nach Auslaufen der Milchquote in 2015 ein neuerliches staatlich verordnetes Milchmengen-Regime, gewissermaßen eine „Milchquote Light“, etablieren zu wollen. „Der Milchsektor braucht die Weltmärkte“, betonte Folgart. Mit einer erneuten Regulierung des Binnenmarktes nach 2015 könne man die Chancen des globalen Marktes aber nicht nutzen.

Heimische Märkte werden stagnieren

Exportmärkte sind auch laut dem Abteilungsleiter im Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Theodor Seegers, für die deutsche Milchwirtschaft in Zukunft unverzichtbar. „Der Sektor braucht die Weltmärkte“, betonte Seegers. Die Idee, die Milchproduktion in Deutschland und Europa auch künftig an der Binnenmarktnachfrage auszurichten, sei „absolut unrealistisch“. Auf den heimischen Märkten könne man künftig „bestenfalls mit einer stagnierenden Nachfrage“ rechnen. Steigende Wertschöpfung sei in Deutschland und Europa dann nur noch über noch stärkere Veredelung mit innovativen Molkereiprodukten möglich. Deshalb hänge die Zukunft der deutschen Milchwirtschaft entscheidend davon ab, ob sie sich auf Exportmärkten behaupten könne.

Gute Exportchancen

Die internationalen Wettbewerbschancen der europäischen Milchwirtschaft sind auch mit Blick auf die 2015 auslaufende Milchquote gut. Die Referentin der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission, Brigitte Misonne, sieht gute Chancen für Exportsteigerungen in diese Märkte sieht die Kommission von Magermilchpulver für China und Russland. Der EU-Export in die Volksrepublik könne für dieses Produkt in den kommenden Jahren um bis zu 90 %, der in die Russische Föderation um mehr als 25 % steigen. Weitere erhebliche Wachstumschancen sieht die Kommission für die kommenden Jahre mit einem Plus von bis zu 65 % beim Käseexport in die USA und mit bis zu 33 % Ausfuhrsteigerung beim Käsehandel mit Russland.

EU-Milchpaket wird unterschiedlich umgesetzt

Die Milchquote habe aus Sicht der Kommission „keine Rolle bei der Begrenzung der Milchproduktion mehr gespielt“, begründete Misonne das Auslaufen der Regelung zum 31. März 2015. Eine marktorientierte und an der Nachfrage ausgerichtete Milchproduktion sei in der EU weitgehend erreicht. Die Marktintervention der EU werde sich ab April 2015 auf „ein Sicherheitsnetz“ mit „Maßnahmen bei Störungen hinsichtlich der Binnenmarktpreise“ beschränken.
Die nationale Umsetzung des Maßnahmenpakets sei bisher recht unterschiedlich, erklärte Misonne. 15 von 27 Mitgliedstaaten hätten von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, den Milchabsatz über verbindliche Verträge zwischen Produzenten und Abnehmern zu regeln. Auch die nationale Registrierung und Anerkennung von Erzeugerorganisationen (EO) sei in den EU-Staaten unterschiedlich weit fortgeschritten. In Deutschland seien nach nationalen Rechtsvorschriften bereits 125 EO anerkannt worden, in Italien 32 EO, in Frankreich 8 EO und in Spanien 3 EO.