Mit unterschiedlichen Strategien zum Erfolg

Beim diesjährigen Herbsttreffen der EDF-Deutschlandgruppe (European Dairy Farmers) erkundeten die Teilnehmer die Region Mittelsachsen zwischen Dresden und Chemnitz. Wie man durch Management auch in alten Typenställen hohe Leistungen ermelkt oder was bei einer Roboteranlage für 540 Kühe zu beachten ist, hat Elite für Sie herausgefunden.

Zum Einstieg ein paar Zahlen und Fakten zur Milcherzeugung in Sachsen:
  • Die sächsischen Milcherzeuger produzieren mit etwa 187.000 Milchkühen (vgl. Bayern: 1 Million) rund 1,8 Mio. t Milch im Jahr. Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresleistung von 9.171 kg Milch pro Kuh. 
  • Auch in Sachsen findet eine Konzentration der Milcherzeugung statt, denn zwei Drittel der Kühe werden in großen Beständen gehalten. Die Anzahl der Milchviehbetriebe hat sich seit dem Jahrtausendwechsel um 40 % verringert.
  • Im Durchschnitt stehen auf jedem Betrieb 161 Tiere. Das ist aber deutschlandweit noch nicht die Spitze, in Brandenburg beträgt die durchschnittliche Kuhzahl 248 Tiere.
  • Nur 0,7 % der Tiere werden ökologisch gehalten. Es sind einfach keine Vermarktungsmöglichkeiten gegeben. Auch automatische Melksysteme sind noch nicht sehr weit verbreitet. Bisher werden 4,2 % der Tiere in AMS gemolken. Insgesamt haben 32 Betriebe diese Technik eingebaut, wobei 38 der insgesamt 149 AMS-Boxen in nur zwei Betrieben stehen.
  • Verbesserungspotenzial sehen die sächsischen Milcherzeuger noch in der Arbeitsproduktivität. Auch die Lebensleistung der Tiere sollte weiter steigen, bisher erreicht nur jede fünfte Kuh eine Lebensleistung von mehr als 30.000 kg.
  • Der wichtigste Milchverwerter in der Region ist Müller (Milchwerk Leppersdorf).

  • Die sächsischen Milcherzeuger produzieren mit etwa 187.000 Milchkühen (vgl. Bayern: 1 Million) rund 1,8 Mio. t Milch im Jahr. Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresleistung von 9.171 kg Milch pro Kuh. 
  • Auch in Sachsen findet eine Konzentration der Milcherzeugung statt, denn zwei Drittel der Kühe werden in großen Beständen gehalten. Die Anzahl der Milchviehbetriebe hat sich seit dem Jahrtausendwechsel um 40 % verringert.
  • Im Durchschnitt stehen auf jedem Betrieb 161 Tiere. Das ist aber deutschlandweit noch nicht die Spitze, in Brandenburg beträgt die durchschnittliche Kuhzahl 248 Tiere.
  • Nur 0,7 % der Tiere werden ökologisch gehalten. Es sind einfach keine Vermarktungsmöglichkeiten gegeben. Auch automatische Melksysteme sind noch nicht sehr weit verbreitet. Bisher werden 4,2 % der Tiere in AMS gemolken. Insgesamt haben 32 Betriebe diese Technik eingebaut, wobei 38 der insgesamt 149 AMS-Boxen in nur zwei Betrieben stehen.
  • Verbesserungspotenzial sehen die sächsischen Milcherzeuger noch in der Arbeitsproduktivität. Auch die Lebensleistung der Tiere sollte weiter steigen, bisher erreicht nur jede fünfte Kuh eine Lebensleistung von mehr als 30.000 kg.
  • Der wichtigste Milchverwerter in der Region ist Müller (Milchwerk Leppersdorf).

Typenställe und (trotzdem) hohe Leistung

Die Veranstaltung beginnt auf dem Hauptstandort der AGRO – Produkt GmbH Leubsdorf im Erzgebirge. Hier werden 900 Kühe in ehemaligen DDR-Typenställen gehalten. Trotz der Altbausituation schaffen es Gehard Opitz und Thomas Wirth, ihren Kühen eine Milchleistung zwischen 9.200 und mehr als 10.000 kg Milch (4 % Fett, 3,35 % Eiweiß) zu entlocken. Die Basis bildet ein ausgeklügeltes Herdenmanagement. Gefüttert wird über ein Futterbandsystem, bei dem zentral gemischt und bis zu acht Mal täglich frisches Futter vorgelegt wird. Eine durchdachte Gruppeneinteilung ermöglicht es, die Tiere abhängig vom Laktationsstadium bedarfsgerecht zu füttern und zu betreuen.

Färsen werden getrennt aufgestallt, daneben gibt es Gruppen für Trockensteher, Kolostrum-Kühe, Hochleistende, Altmelkende sowie solche Tiere, die positiv auf Aureus getestet wurden. Eine Ketosepropylaxe ist Standard. Kühe mit Gelenkproblemen werden in einem weiteren Standort auf Stroh gehalten. Gemolken wird drei Mal täglich (2x18-FG). Für eine hohe Fruchtbarkeitsrate sorgt die „Beteiligung“ der Mitarbeiter, die bei jeder erfolgten Besamung einen Bonus von einem Euro erhalten. Helligkeit und Hygiene sind den Betriebsleitern wichtig. So werden beispielsweise alle zwei Jahre die Decken durch einen Lohnunternehmer gereinigt, desinfiziert und neu geweißt.
49 Beschäftigte und 9 Lehrlinge kümmern sich darum, im Stall für Ordnung und auf dem Acker für Markfrucht- und Futteranbau zu sorgen. Auf 1.443 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche werden Raps, Brotroggen, Nahrungsweizen, Braugerste, Grassamen, Kartoffeln und Futtergetreide erzeugt. Hier kann die anfallende Gülle optimal verwertet werden. Für die Vermarktung setzen die Betriebsleiter insbesondere auf die Vorteile von Erzeugergenossenschaften. Rund 20 % der Fläche besteht aus Grünland. Stark zergliedert und oft in Hanglage dient es im Sommer als Weidefläche für das Jungvieh.
Probleme bereiten den Betriebsleitern die hohen Flächenverluste durch Baumaßnahmen. Auch geeignete Arbeitskräfte sind nicht leicht zu finden. „Ein gutes Image ist das A und O. So kommen wir trotzdem an gute Leute und genügend Fläche“, ist Thomas Wirth überzeugt. In Zukunft möchte er die Haltungsbedingungen für seine Tiere noch weiter verbessern. Bald soll mit dem Bau einer neuen modernen Milchviehanlage für 1.600 Kühe begonnen werden, gemolken werden soll im 60er Melkkarussell.

Acht VMS für 540 Kühe

Dieses Projekt ist auf der Agrozuchtfarm Breitenau e.G. bereits verwirklicht worden. Im Januar diesen Jahres konnten 600 Milchkühe in den neuen Kuhstall in Oederan einziehen. Rund fünf Millionen Euro wurden auf dem Standort investiert (inklusive Fahrsiloanlagen, Biogasanlage, Investitionen in die Technik), um sich fit zu machen für die Zeit nach 2015. Aufgrund der schwierigen Arbeitssituation in Sachsen wird auf diesem Betrieb voll auf Automatisierung gesetzt. „So ist es zwar nicht leichter, Arbeitskräfte zu bekommen, jedoch sind gerade die Jüngeren begeistert bei der Sache“, erläutert der Betriebsleiter Hans-Jürgen Gerlach. Acht VMS melken 80 Tiere je Roboter im Feed-first-System, auch gefüttert wird automatisch. Sieben bis acht Mal täglich bekommen die Tiere von Schienen geführten Verteilwagen ihr Futter vorgelegt. „Dadurch gibt es kaum Futterreste, die Tiere fressen die berechnete Menge“, nennt der Herdenmanager die Vorteile des Systems.
Durch die Automatisierung müssen natürlich auch die Arbeitsroutinen angepasst werden. Gearbeitet wird von vier Uhr bis halb zwei in zwei Schichten. Sechs Angestellte teilen sich die Arbeit im Stall: Immer zwei AK je Schicht kümmern sich um Reinigung und Desinfektion sowie die Kontrolle der Milchviehherde. Unterstützt werden sie durch einen Herdenmanager und einen Fütterer. Auf 1.185 ha Acker und 365 ha Grünland wird das Futter für die Milchkühe sowie eine Damwildherde und Schlachtgeflügel erzeugt, Getreide und Raps werden an Großhändler vermarktet. Wie im ersten Betrieb wird auch hier eine kleine Herde Mutterkühe genutzt, um die Grünlandflächen im Wasserschutzgebiet zu bewirtschaften.
Neben der Verwertung der Rindergülle hat die Biogasanlage noch einen weiteren Vorteil: Fällt einmal der Strom aus, kann innerhalb einer Minute von Einspeisung zur Eigennutzung umgeschaltet werden. Dazu muss die Anlage herunterfahren und auf das benötigte Niveau neu hochgefahren werden. Das bringt die nötige Sicherheit, um den Betrieb am Laufen zu halten.
Seit dem Einzug haben sich Fruchtbarkeit und Eutergesundheit positiv entwickelt. Nach einigen Rückschlägen ist die Herde auf einem Leistungsniveau von 9.689 kg Milch bei 3,95 % Fett und 3,44 % Eiweiß bei guter Eutergesundheit angelangt. „Wenn wir die Anlage nochmal bauen würden, würden wir es genau so wieder machen – nur eins empfehlen wir Berufskollegen: Ein kleiner Melkstand oder eine Rohrmelkanlage für die Frischmelker macht das Handling im Roboterbetrieb noch einfacher“, sind sich Betriebsleiter und Herdenmanager einig.