Mit einem blauen Auge davon gekommen

Die im Sommer 2009 teilweise katastrophalen Milchpreise konnten nur bedingt durch Einsparungen beim Kraftfutter, günstigeres Grundfutter (geringere Düngerkosten) sowie Einsparungen im Stall kompensiert werden. BZA-Ergebnisse aus 3 Bundesländern.

In Norddeutschland zeigt die beschleunigte Aufstockung, dass die Betriebe, welche die  Milchviehhaltung beibehalten wollen, die geringeren Erlöse pro Liter Milch über steigende Kuhzahlen und damit mehr Milchmenge wettzumachen. Dadurch sowie durch massive Einsparungen (Futterkosten) ist es den Milcherzeugern gelungen, die durch die niedrigen Milchpreise entstandenen Verluste größtenteils wieder auszugleichen. Das zeigen die jüngst veröffentlichen Betriebszweigauswertungen aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Anders stellt sich die Situation im Süden dar. Die Milcherzeuger in Baden Württemberg haben ihre Herden nicht aufgestockt, sie mussten deshalb auch größere Einbußen  verkraften bzw. sich mit geringeren Gewinnen zufrieden geben. Wie auch in den Vorjahren klaffen die einzelbetrieblichen Differenzen weit auseinander, die Unterschiede zwischen den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben sind über die Jahre in etwa gleich geblieben.

Schleswig-Holstein:

In den Unternehmensberatungsringen für die Milchviehbetriebe wurden im Auswertungsjahr 2009/2010 für 1.197 Milchviehbetriebe Vollkostenauswertungen erstellt. Die Beratungsbetriebe sind in der vergangenen Auswertungsperiode um durchschnittlich 4,7 Kühe gewachsen und halten nun im Mittel 96,2 Kühe. Damit setzt sich das Wachstum der Vorjahre weiter fort, seit 2007 sind die Durchschnittsbestände der ausgewerteten Beratungsbetriebe um 21,6 Kühe angestiegen.
Der Milcherlös ist gegenüber dem Vorjahr noch mal um 1,11 Ct auf 26,72 Ct/kg verkaufter Milch abgesunken. Die Direktkosten konnten in den Auswertungsbetrieben um 2,63 auf 22,98 Ct gesenkt werden. Addiert man zu diesen Direktkosten noch die Gemeinkosten in Höhe von 12,90 Ct hinzu, ergeben sich Produktionskosten von 35,88 Ct/kg ECM. Der Gewinn beträgt im Mittel der Betriebe nur 5,8 ct/kg ECM, dies sind 1,79 ct mehr als im Vorjahr!
MIt blauen Auge davon gekommen

(Bildquelle: Elite Magazin)

Niedersachsen:

Die Auswertung der vornehmlich im Nordwesten Niedersachsens erstellten Betriebszweigauswertungen Milchviehhaltung um fasst unterschiedliche Regionen. Insgesamt sind die Daten von 523 Milchkuhbetrieben in die Auswertung eingeflossen:
Der Kuhbestand stieg in den Auswertungsbetrieben gegenüber dem Vorjahr um 5 Kühe auf durchschnittlich 91 Kühe, die rechnerische Ablieferungsmenge je Betrieb stieg um rund 58.000 kg auf 780.888 kg Milch. Mittlerweile sind in der Auswertung 108 (21%) „Millionäre“ enthalten; im Raum Stade melken 10 % der Betriebe schon jetzt mehr als 200 Kühe.
Bedingt durch den historisch tiefen Milchpreis von 28,6 Cent je kg abgelieferte Milch (inkl. Mwst) ergab sich mit 2.457 € ein um 133 € geringerer Milcherlös pro Kuh als im Vorjahr. Die Markterlöse sanken im Vergleich zum Vorjahr um 147 € auf 2.843 €. Der Erlösabfall konnte durch den Leistungsanstieg teilweise kompensiert werden. Die pro Kuh erzeugte Milchmenge (abgeliefert mit natürlichen Inhaltsstoffen) ist um 173 kg auf 8.586 kg Milch angestiegen (8.731 kg ECM). Unter dem Strich errechnet sich eine Direktkostenfreie Leistung von 1.020 € (11,6 Ct/kg ECM). Aus der Direktkostenfreien Leistung müssen noch die Festkosten (AfA; Reparaturen; Flächenkosten bestritten werden.
Mit blauen Auge davon gekommen

(Bildquelle: Elite Magazin)

Baden-Württemberg:

In die Auswertung (Rinderreport 2010) eingeflossen sind die Daten von über 30.500 Milchkühen aus 441 Betrieben (die ausgewertete Betriebe liegen mit einem Durchschnittsbestand von 68 Kühen allerdings deutlich über dem Landesdurchschnitt von 32 Kühen).
Erstmals konnte keine Milchleistungssteigerung ermittelt werden. Die Leitungskennzahlen unterscheiden sich denn auch kaum vom Vorjahr. Stagnation war auch bei den Kuhzahlen zu beobachten. Der Milchpreis ist im Auswertungsjahr, gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,35 Ct auf 30,85 Ct gesunken, die Milcherlöse um 243 € je Kuh auf 2.310 €! Trotz Kosteneinsparungen (60 €/Kuh) gelang es nicht, die Mindereinnahmen zu kompensieren. Der Durchschnittsbetrieb erzielte im Wirtschaftsjahr 2009/10 ein Arbeitseinkommen (Gewinn; Einnahmen – Kosten (inkl. GF-Vollkosten)) von 112 € je Kuh.
Mit blauen Auge davon gekommen

(Bildquelle: Elite Magazin)