Situationsbericht 2011/12

Milchviehbetriebe verpassen Vorjahresergebnis nur knapp

Bundesweit konnten die auf die Milchviehhaltung spezialisierten Betriebe im Wirtschaftsjahr 2011/12 ihr Vorjahresergebnis nicht ganz halten. Im Durchschnitt erwirtschafteten sie einen Gewinn von 62.125 €, rund 4,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Ergebnisse fallen regional sehr unterschiedlich aus, starken Gewinnrückgängen im Norden stehen Einkommenssteigerungen in Bayern gegenüber.

Nochmals mit einem blauen Auge davongekommen – oder doch besser als zunächst befürchtet, so lassen sich die Zahlen des Situationsberichtes 2011/12 deuten. Angesichts des Verfalls der Milchpreise und der stark gestiegenen Rohstoffkosten (insbesondere Futtermittel) war zu befürchten, dass die Unternehmensergebnisse deutlich niedriger ausfallen.
Die Auswertung der 16.100 Buchführungsabschlüsse von landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben, die wie auch in den Vorjahren bereits vom Deutschen Bauernverband und Land-Data erstellt wurde, zeigt, dass mit durchschnittlich 62.125 Euro das Unternehmensergebnis der Futterbau-Milch- Betriebe nur wenig unter dem der Ackerbaubetriebe liegt. Höhere Erzeugerpreise für Milch (+ 7 %) und vor allem für Rinder (+ 14,1 %) sorgten für eine deutliche Ertragssteigerung. Dem standen aber erhebliche Mehraufwendungen bei Futtermitteln (+ 15,9 %) und Energie (+11,2 %) gegenüber. Ohne diese kräftigen Kostensteigerungen wären die Unternehmensergebnisse der Milchviehhalter wesentlich besser ausgefallen.
Im Durchschnitt der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe betrug das Unternehmens-ergebnis 58.200 Euro je Betrieb bzw. 39.700 Euro je Familienarbeitskraft.
Ökobetriebe, von denen schwerpunktmäßig Milchviehbetriebe ausgewertet wurden, verschlechterten sich im Unternehmensergebnis um 9 Prozent (59.800 Euro). Vergleichsweise hohe Zahlungen aus Agrarumweltmaßnahmen und die allgemeinen Flächenprämien sorgten für akzeptable Einkommensverhältnisse bei den Ökobetrieben.
Abb1

(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Menge macht's dann letztlich doch

Auch wenn die größeren Milchviehbetriebe ( 250.000 € Standardoutput) den stärksten Einbruch beim Unternehmensergebnis verbuchen mussten (-10,1 %), so verblieben ihnen unter dem Strich dennoch 113.615 €. In den kleineren Milchviehbetrieben haben die höheren Milch- und Viehpreise die Mehraufwendungen für die Produktionsmittel sogar überkompensieren können. Die Ergebnisse legten hier um 0,8 % zu, allerdings auf niedrigem Niveau (34.586 €).
Abb2

(Bildquelle: Elite Magazin)

Starke Verluste im Norden, Einkommenszuwachs in Bayern

Das höchste Einkommen erwirtschafteten mit 79.468 € die Milchbetriebe in Niedersachsen gefolgt von den in den fünf neuen Ländern angesiedelten Unternehmen mit 76.463 €. Ebenfalls noch über der 70.000 €-Marke halten konnten sich die Milcherzeuger aus Schleswig-Holstein mit 74.099 €. Mit relativ „geringen“ Gewinnen mussten sich auch im abgelaufenen Wirtschaftsjahr wieder die süddeutschen Milcherzeuger zufriedengeben. In Baden-Württemberg lag das durchschnittliche Unternehmensergebnis der Haupterwerbsbetriebe bei 55.563 €, beim Schlusslicht Bayern bei 54.990 €. Allerdings gelang den Bayern im Auswertungszeitraum ein Einkommenssprung von 4,3 %. Im Vergleich zu den norddeutschen Milchviehbetrieben haben auch die Melker in Baden-Württemberg noch vergleichsweise gut abgeschnitten. Hier sank das Unternehmensergebnis „nur“ um 1,7 %, im Norden hingegen um bis zu 18,6 % (Schleswig-Holstein).

Bundesland

Unternehmensergebnis (€)

% Veränd. 2011/12 zu Vorjahr

Ergebnis in E/Fam AK

% Veränd. 2011/12 zu Vorjahr

Niedersachsen

79.468

-9,6

55.248

-9,6

Neue Länder

76.463

-14,4

46.369

-14,6

Schleswig-Holstein

74.099

-18,6

55.568

-18,6

Hessen

68.450

-10,7

44.837

-10,7

NRW

64.200

-5,0

45.249

-3,5

Rh.-Pfalz/Saarl.

61.915

-17,2

26.471

-18,1

Ba-Württemb.

55.563

-1,7

36.197

-1,6

Bayern

54.990

4,3

35.728

4,8

Durchschnitt

62.125

-4,3

41.200

-1,0

Zu berücksichtigen ist, dass ein Teil des Unternehmensergebnisses für die Finanzierung von Existenz sichernden Neuinvestitionen aufzuwenden ist. Auch die Zahlungen für die Landwirtschaftliche Sozialversicherung - bei der Alterssicherung nur Teilsicherung - müssen aus dem Unternehmensergebnis getragen werden.

Noch 68 Prozent halten weniger als 50 Kühe

Zwei Drittel der Milch stammt bereits aus Betrieben mit 50 und mehr Kühen, obwohl nur 32 % der Milchviehbetriebe in diese Größenklasse fallen. Immer noch halten 68 % aller deutschen Milchviehhalter in 2012 weniger als 49 Milchkühe (auf sie entfielen 30 Prozent aller gehaltenen Milchkühe). Durchschnittlich wurden von jedem Milchviehhalter 49 Milchkühe gemolken. Die Spanne reicht von durchschnittlich 31 Milchkühen in Bayern bis zu 211 Milchkühen in Brandenburg.

In 2012 rund 3 Cent weniger Milchgeld

Zum Ende des dritten Quartals 2012 sind die Erzeugerpreise für Milch in Deutschland nach der seit Ende 2011 andauernden Talfahrt bundesweit wieder gestiegen. Nach Schätzungen der AMI zahlten die Molkereien im Oktober im bundesdeutschen Mittel 32,6 Cent je Kilogramm für Milch mit 4,0 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß. Das waren rund 1,8 Cent je Kilogramm mehr als im Vormonat. Auf das gesamte Jahr 2012 gerechnet wird mit einem Preisminus gegenüber dem Vorjahr 2011 von ungefähr 3 Cent gerechnet. Im Hinblick auf 2013 spricht vieles für eine recht ausgeglichene Lage am Milchmarkt, sodass sich die Erzeugerpreise weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau bewegen dürften.
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