Milchtrinker wollen, dass es Kühen und Milcherzeugern gut geht

Deutsche Verbraucher von Milchprodukten geben an, beim Kauf ihrer Milcherzeugnisse besonders viel Wert auf Tierwohl, Regionalität und faire Entlohnung zu legen. So das Ergebnis einer Umfrage vom Marktforschungsunternehmen Mintel.

Dass die Hälfte der Deutschen (51%) eine regionale Erzeugung als einen der wichtigsten Faktoren sehen, die ihren Kauf von Milch beeinflussen, ist ein Ergebnis aus einer neuen Verbraucherumfrage des Marktforschungsunternehmen Mintel. 72% der Bundesbürger würden sich demnach zudem wünschen, dass Milchverpackungen mehr Informationen über Ursprung und Produktion der Milch angeben. In 2016 waren es nur 43% der Verbraucher, die diesen Wunsch äußerten, was das wachsende Interesse der Bundesbürger am Ursprung ihrer Milch unterstreicht.
Das Wohl der Milchkühe, die den Rohstoff für ihre konsumierten Milchprodukte erzeugen, scheint die Verbrauchern dabei besonders zu interessieren – Tierwohl in der Milchproduktion ist ein wichtiger Faktor für über ein Drittel (35%) der deutschen Konsumenten, Tendenz steigend: 2016 waren es noch 31%. 68% der deutschen Verbraucher geben zudem an, daran interessiert zu sein Milch von Kühen, die ausschließlich mit frischem Grünlandfutter, Heu und Getreide gefüttert werden, auszuprobieren.

Kuhmilch mit Tierschutzangaben ist ein EU-weit wachsender Trend

Nach Mintel Erkenntnissen ist die Behandlung von Milchkühen in ganz Europa ein wichtiger Einfluss bei den Kaufentscheidungen von Milch. Während deutsche Verbraucher diesen Faktor in Europa am wichtigsten (35 %) einschätzen, gaben auch 32% der italienischen Verbraucher, 23% der französischen und spanischen Konsumenten und 19% polnischen Verbraucher an, dass ethische Tierhaltung für sie ein wichtiger Faktor beim Milchkauf ist.
Das Interesse von Verbrauchern an nachhaltigen Milchprodukten scheint sich in Produktinnovationen niedergeschlagen zu haben. Laut Mintel Global New Products Database (GNPD), ist der Anteil von neu eingeführter Kuhmilch mit Tierschutzangaben in Deutschland zwischen 2012 und 2016 von 5% auf 22% gestiegen (siehe Übersicht 1). Ein ähnlicher Trend ist in ganz Europa zu beobachten, wo sich die Einführungen von Kuhmilch mit Tierschutzangaben in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt haben. Während nur 6% der Einführungen im Jahr 2014 Angaben in Bezug auf Tierschutz führten, stieg dies im Jahr 2016 auf 14% der Markteinführungen in ganz Europa an.
Derzeit sind die Niederlande der führende Markt für tierfreundliche Produkteinführungen im Milchsektor, wo 80% der im Jahr 2016 eingeführten Produkte als tierfreundlich ausgezeichnet waren, gefolgt von Portugal (66%), Frankreich (33%) und Dänemark (30%).
Tierwohl Milch

Der Anteil an neu eingeführten Milcherzeugnissen mit Angaben zum Tierschutz in der Herstellung wächst in Deutschland rasch. Quelle: Mintel (Bildquelle: Elite Magazin)

Faire Entlohnung für die Milcherzeuger gewünscht

Während fast vier von zehn deutschen Verbrauchern (37%) die faire Behandlung der Landwirte als einen der wichtigsten Faktoren bei ihren Kaufentscheidungen von Milch sehen, sind weniger Konsumenten in anderen großen europäischen Märkten wie Polen (13%), Italien (14%) und Spanien (22%) dieser Meinung.
Dies spiegelt sich ebenfalls in Produkteinführungen in Europa wieder: Milcherzeugnisse, die eine faire Behandlung der Landwirte garantieren, machten nur 3% aller Neueinführungen von Milch im Jahr 2016 aus. Der Anteil dieser fairen Milcheinführungen war in Österreich am höchsten, mit 12% der Einführungen, die faire Bezahlung der Landwirte garantierten, gefolgt von Großbritannien mit 11% und Deutschland mit 10%. Das faire Löhne für Milchbauern in Deutschland den Verbrauchern immer wichtiger werden, zeigt sich daran, dass Produkte aus fairer Herstellung von 2% der Markteinführungen im Jahr 2012 auf 10% aller Markteinführungen im Jahr 2016 gestiegen sind.

Deutsche Milchtrinker pochen auf Regionalität, Bio und GVO-freie Milch!

Eine regionale Herkunft von Milch ist in Deutschland ebenfalls von größerer Bedeutung als in den benachbarten Märkten. Während über die Hälfte (51 %) der Deutschen angeben, in ihren Kaufentscheidungen lokal produzierte Molkereiprodukte zu priorisieren, sinkt diese Zahl in Spanien auf 30%, in Polen auf 36% und auf 39% in Frankreich.
Andere Bereiche in denen Milchprodukte in Deutschland interessante Entwicklungen zeigen, sind ‘Bio’ und ‘free from’. Bio-Milch ist nach wie vor beliebt: 27% der deutschen Konsumenten gaben an ‘Bio’ als wichtiges Kaufargument zu sehen und 36% der Produkteinführungen in Deutschland waren 2016 als Bio ausgezeichnet. “Frei von Gentechnik” scheint außerdem verstärkt auf Interesse zu stoßen: 44% der Neueinführungen im Jahr 2016 trugen dieses Label, deutlich mehr als die  20% der Einführungen 2012 behaupteten.
Produkteinführungen, die als Frei von" Allergenen und Laktose vermarktet werden, sind von 18% im Jahr 2012 auf 11% im Jahr 2016 zurückgegangen.

Erzeuger müssen die Nachfrage bedienen ...

Julia Büch, Food and Drink Analyst bei Mintel, sagte zum Ergebnis der Umfrage: Nachhaltigkeit hat sich im deutschen Milchsektor zu einem zunehmend wichtigen Faktor entwickelt. Die tierfreundliche Haltung von Milchkühen, die frei auf der Wiese grasen, ist inzwischen zu einer Erwartung der Verbraucher geworden," und ergänzt: Milchhersteller müssen mit dem gestiegenen Interesse an der Erzeugung ihrer Milchprodukte mithalten, um die Ansprüche der Verbraucher zu erfüllen. Mit der gestiegenen Relevanz der Milchwirtschaft in ganz Europa werden Hersteller ihre Anstrengungen verstärken müssen, um die Nachfrage der Verbraucher zu erfüllen."
Zur Info: Mintel’s Verbraucherumfragen basieren auf Stichprobenerhebungen von mindestens 1.000 Verbrauchern (16 Jahre und älter) in Deutschland. Die Umfragen wurden online mithilfe von Lightspeed GMI durchgeführt und die Befragten wurden nach einem Stichprobenverfahren per Zufall ausgewählt. Die Umfragen sind repräsentativ für die Bevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Region. Mehrfachnennungen waren bei den Umfragen möglich.
Quelle: Mintel
Bearbeitet: Berkemeier