Milchpreise: Talsohle scheint durchschritten

Eine rückläufige Milchanlieferung in der EU lässt auf eine weitere Erholung des Milchmarktes hoffen. Viele Anbieter schätzen die weitere Entwicklung in diesem Jahr wieder günstiger ein. Sie sind nicht bereit, Butter und Milchpulver auf längere Termine im Voraus zu verkaufen. Ob der Preisanstieg moderat oder steil (wie in 2007/08) verläuft, hängt jedoch von verschiedenen unbekannten Faktoren ab, wie z.B. der Kaufkraft in Asien und dem Abbau der EU-Interventionsbestände.

Das Tal der Milchpreise scheint durchschritten, darauf wies Monika Wohlfahrt, Geschäftsführerin der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB), auf dem 1. Berliner Milchforum hin. Gründe für den positiven Aufwärtstrend sieht die Milchmarktexpertin in der rückläufigen Milchanlieferung in der EU (-0,1%) und in den anderen wichtigen Exportländern wie den USA, Argentinien und Australien. Gute Argumente für eine feste Haltung liefern auch die vorliegenden Informationen über das aktuelle Milchaufkommen: In der EU und den Vereinigten Staaten nimmt derzeit die Milcherzeugung nur saisonal zu, es ist aber weniger als vor einem Jahr. In Russland und der Ukraine wurde 2009 weniger erzeugt, und eine Erholung ist noch nicht in Sicht. Hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist die Erzeugung Neuseelands im laufenden Wirtschaftsjahr, das im Mai zu Ende geht. Australien erzeugt ohnehin weniger. Auch in Lateinamerika hat die Produktion stagniert.
Hinzu kommt laut Wohlfahrt, dass der Export von Milchprodukten entgegen des allgemeinen wirtschaftlichen Trends wieder angestiegen sei. So legte z.B. der Export von Molkenpulver von 344.000 t in 2007 auf 387.000 t im Jahr 2009 zu. Auch werden wieder größere Mengen Käse nach Russland exportiert.
Auch nach Einschätzung des Informations- und Forschungszentrums der Ernährungswirtschaft (ife) in Kiel wird sich in diesem Jahr Milch deutlich besser über Butter und Magermilchpulver verwerten lassen als noch in 2009. Die aus den Marktpreisen für Butter und Magermilchpulver errechneten Erlöse für Milch dürften sich nach den jüngsten Beobachtungen im Monat März nicht mehr weiter abschwächen, teilt das ife mit. Sowohl der Kieler Rohstoffwert als auch der aus den Weltmarktpreisen sich ergebende Rohstoffwert lägen inzwischen ganz nah beeinander.
Ob und wie stark sich die rückläufige Milchanlieferung, die bessere Verwertung bei Butter und Pulver sowie der sich langsam erholende Export auf die Milchpreise im Jahresverlauf auswirken wird, hängt jedoch maßgeblich vom Abbau der EU-Interventionsbestände ab. Geplant ist, mit dem Auslagern im Mai zu beginnen. Vieles hängt aber auch von der Entwicklung der Käse-Inlandsnachfrage ab. Legt der Käsekonsum wieder zu, bleibt der Export „stabil“, dürften die Milchauszahlungspreise bald wieder anziehen.