Milchmarkt: Rückblick 2013 – Ausblick 2014

Milchanlieferung und Milchpreise erreichen neuen Allzeitrekord – Weiterhin stabile Milchpreise bis ins Frühjahr 2014! Getrübt wird der positive Ausblick indess etwas durch eine massiv zu erwartende Überlieferung und einer damit verbundenen Superabgabe.

Der deutsche Milchmarkt hat sich im Jahr 2013 wesentlich fester entwickelt als bereits zum Jahresbeginn erwartet. Die Milcherzeugerpreise erreichten einen neuen Allzeitrekord von schätzungsweise 37,50 €/100 kg Milch ab Hof mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß. Gleichzeitig war die verarbeitete Milchmenge wiederum höher als je zuvor. Treibende Kräfte für die Hausse waren witterungsbedingte Produktionsausfälle in Exportländern in der ersten Jahreshälfte und eine stark wachsende Nachfrage Chinas, die die Weltmarktpreise für Milchprodukte nach oben getrieben haben.

Im Tagesdurchschnitt 2,1 % mehr Milch erfasst

Die deutschen Milcherzeuger haben ihre Milchanlieferungen 2013 erneut deutlich ausgedehnt. Mit voraussichtlich 30,3 Mio. t haben sie erstmals die Marke von 30 Mio. t übertroffen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im Tagesdurchschnitt 2,1 % mehr Milch erfasst.
Anlieferung

(Bildquelle: Elite Magazin)

Das Wachstum war zeitlich in der zweiten Jahreshälfte und regional im Norden der Bundesrepublik konzentriert. Die niedersächsischen Erzeuger steigerten ihre Ablieferungen voraussichtlich um etwa 5 %, während die Entwicklung in Süddeutschland eher von Stabilität gekennzeichnet war. Ein Grundstein für die steigende Erzeugung wurde durch die leicht steigenden Kuhbestände gelegt. Nachdem bis 2006 kontinuierlich weniger Milchkühe gehalten wurden, steigt ihre Zahl inzwischen wieder leicht an. Mit 4,22 Mio. wurden im Mai 2013 ca. 0,8 % mehr Milchkühe gezählt als ein Jahr zuvor. Ihren niedrigsten Stand hatte die Milchkuhherde in Deutschland im Jahr 2006 mit 4,05 Mio. Tieren erreicht.

Strukturwandel geht weiter

Der Strukturwandel auf den Milchviehbetrieben hat sich auch 2013 weiter fortgesetzt. Im Mai 2013 belief sich die Zahl der Haltungen noch auf knapp 81.000. Die durchschnittliche Kuhzahl je Haltung stieg auf 52,2 und hat damit wurde die Marke von 50 Kühen je Betrieb erstmals übertroffen. Haltungen mit mindestens 100 Kühen nehmen kontinuierlich zu, während die Anzahl an Ställen, in denen weniger als 100 Milchkühe stehen, kontinuierlich abnimmt. Am schnellsten schrumpfen die Haltungen mit weniger als 50 Kühen. Zunehmend mehr Kühe werden im Norden der Bundesrepublik gehalten. Dort wurden Zuwächse von mehr als 2,0 % registriert, während die Kuhzahlen in Süddeutschland leicht rückläufig waren.

Lange Hochpreisphase am Weltmarkt

Treiber für den Preisanstieg waren Exportmöglichkeiten zu deutlich höheren Preisen auf den Weltmarkt. Im Frühjahr 2013 kam es in den wichtigsten Exportländern für Milchprodukte zu witterungsbedingten Angebotsausfällen. Zu nennen sind vor allem eine starke Dürre in Neuseeland und der ungewöhnlich lange Winter in Europa. Bereits zuvor war die Milchproduktion weltweit durch sinkende Margen gedämpft gewesen. Bei gleichzeitig stark wachsender Nachfrage aus China zogen die Weltmarktpreise im April massiv an. Seitdem haben sie sich auf hohem Niveau mit geringen Schwankungen behauptet. Damit ist am internationalen Markt nun eine ungewöhnlich lange Hochpreisphase zu verzeichnen. Während in der Vergangenheit nur kurzfristige Preisspitzen zu beobachten waren, wenn die Preise Rekordhöhen erreichten, bewegen sich die Preise nun bereits seit April auf einem „Hochplateau“. Dies könnte ein Indiz für strukturelle Veränderungen im Markt sein. Nach den kurzen Preisspitzen 2007 und 2011 hatten noch Nachfragerückgänge der Importeure die Preise schnell wieder nach unten gebracht. Aktuell wird die Kaufzurückhaltung in anderen Importländern durch die hohe Nachfrage aus China kompensiert, so dass die Preise sich nun ungewöhnlich lange  auf Rekordniveaus behaupten können. Bislang liegen auch keine Anzeichen für die Bildung von Beständen, die üblicherweise Preisrückgängen vorausgeht, vor.
Weltmarkt

(Bildquelle: Elite Magazin)

Export deutscher Milchprodukte floriert

Auch 2013 war die deutsche Milchwirtschaft sehr erfolgreich im Exportgeschäft. Vor allem der Käseexport, eine tragende Säule des Auslandsgeschäfts, ist weiter gestiegen. Er dürfte 2013 wiederum eine neue Rekordmarke erreicht haben. In immer mehr Ländern erfreut sich deutscher Käse zunehmender Beliebtheit. Aufgrund von Beschränkungen veterinärrechtlicher Zulassungen ist der Käseexport nach Russland, den wichtigsten Drittlandsmarkt, empfindlich eingebrochen. Diese Rückgänge konnten durch höherer Lieferungen nach Italien und die Niederlande sowie in zahlreiche andere Länder mehr als kompensiert werden. Deutlich zugelegt haben auch die Butterausfuhren.

Rohstoffwert legt im Dezember wieder zu

Gestiegene Preise für Magermilchpulver lassen den Kieler Rohstoffwert weiter steigen. Mit einem Dezember-Wert von 44,8 Cent pro kg Milch ab Hof nähert sich der Kieler Rohstoffwert wieder seinem bisherigen Jahreshöchstwert, den er bereits mit 45,6 Cent pro kg im Septmber 2013 erreicht hatte. Hauptursache für den Preisanstieg ist der höhere Erlös für Magermilchpulver. Erstmals im Mai 2013 übersprang der Kieler Rohstoffwert die Marke von 40 Cent/kg. Seit August bewegt er sich mit sehr kleinen Schwankungen um 45 Cent/kg. Für die kommenden Monate gehen die Kieler Marktexperten von einer weiterhin positiven Entwicklung aus.

Ausblick 2014: Weiterhin hohe Milchpreise zu erwarten

2014

(Bildquelle: Elite Magazin)

 Auch für das Jahr 2014 sind die Aussichten für den Milchmarkt günstig. 2013 geht wie bereits 2012 mit sehr niedrigen Beständen an Milchprodukten bei den Werken und Verwendern zu Ende. 2014 wird mit deutlich höheren Milchpreisen beginnen als die Vorjahre. Für die ersten Monate sind bereits eine Vielzahl von Kontrakten zu stabilen Preisen geschlossen, die eine zunächst stabile Erlössituation erwarten lassen. Dies wird die Milcherzeugung aller Voraussicht nach weiter stimulieren, so dass mit erneut steigenden Milchanlieferungen zu rechnen ist. Trotz der inzwischen auch in anderen Teilen der Welt wieder expansiven Milcherzeugung bewegen sich die Preise am Weltmarkt für Milchprodukte auch Ende 2013 auf unverändert hohem Niveau. Das Angebot ist im Verhältnis zur Nachfrage vergleichsweise knapp. Anders als in früheren Hochpreisphasen macht sich bislang kein generelles Einbrechen der Nachfrage bemerkbar. Nachfragerückgänge in armen Ländern werden bislang vor allem durch das boomende Kaufinteresse Chinas kompensiert. Die Einkäufer haben im ablaufenden Jahr stets zögerlich eingekauft und sich nicht die üblichen Vorräte angelegt. Damit werden sie voraussichtlich immer wieder kurzfristig in den Markt zurückkommen müssen, wie es bereits 2013 der Fall war.
Auch die Analysten der Rabobank prognostizieren in ihrem Quartalsbericht für die ersten drei Monate im Jahr 2014 stabile Milchpreise. Sie berufen sich in ihrem Gutachten ebenfalls auf die enormen Zukaufe in China, die um bis zu 20 % zulegen dürften. Mit einem leichten Absinken der Auszahlungspreise rechnen die Marktexperten erst im Frühjahr 2014, wenn die saisonale Milchanlieferung ihren Höhepunkt erreichen wird.
Ebenfalls optimistisch gibt sich der US-Milchmarktexperte Bob Cropp von der Universität Wisconsin. Er sagt für die USA in 2014 einen Milchpreis von $19,40 pro hundredweight (ca. 45,3 kg), voraus. In 2013 dürfte sich die durchschnittliche Auszahlungsleistung bei $19,85 einpendeln (der Allzeitrekord wurde in 2011 mit $20,14 eingestellt).

Im späten Frühjahr könnten die Preise bröckeln

Wie sich die Preise in Deutschland letztlich entwickeln werden, hängt davon ab, ob es den Molkereien gelingt die höheren Milchmengen, die 2014 aller Voraussicht nach erzeugt werden, im Export unterzubringen. Der Verbrauch in Deutschland und den meisten übrigen EU-Ländern wächst kaum noch. Wenn die Erzeugung auch in anderen Teilen der Welt wieder stärker wächst, kann der Milchmarkt wieder näher an eine Gleichgewichtssituation kommen, was in der zweiten Jahreshälfte zu einer gewissen Entspannung auf der Preisseite führen kann. Ein Stück weit ist der Markt aber immer noch unberechenbar. Unvorhersehbare Ereignisse wie witterungsbedingte Produktionseinbrüche oder eine gesamtwirtschaftliche Krise in einer wichtigen Region können unerwartete Preisbewegungen in die eine oder andere Richtung auslösen.

Hohe Quotenüberlieferung zu erwarten

Für das laufende Quotenjahr 2013/14 zeichnen sich bereits im Dezember hohe Überlieferungen ab. Aus der jüngsten Hochrechnung von ZMB und AMI ergibt sich Überschreitung der anteiligen Quoten von 1,4 %. In den letzten Monaten ist die Quotenausnutzung von Monat zu Monat kontinuierlich gestiegen. Wenn die Zuwachsraten beim Milchaufkommen im ersten Quartal von 2014 unverändert bleiben sollten, wäre mit Überlieferungen von mehr 0,5 Mio. t rechnen. In den acht Monaten des Abrechnungsjahres haben die deutschen Milcherzeuger 2,6 % mehr Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum. Damit ist die Steigerung wesentlich größer ausgefallen als Spielraum im Rahmen der Quoten von knapp einem Prozent vorhanden ist. Die Fettkorrektur ist bei niedrigeren durchschnittlichen Fettgehalten den Berechnungen zu Folge leicht gesunken.
Quotenprofil

(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Abgabenbelastung des einzelnen hängt wesentlich von der Saldierungsrate ab. Über diese kann im Voraus nur spekuliert werden. Bei insgesamt wesentlich höheren Überlieferungen wird sie aber aller Voraussicht nach deutlich niedriger ausfallen als in den beiden Vorjahren mit jeweils über 90 Prozent.
Quelle: AMI/ZMB/Rabobank/DairyOutlook