Milchmarkt: Noch sieht’s gut aus!

Aufgrund der deutlich erholten Milcherzeugerpreise dürfte das Angebot am EU-Milchmarkt bis zum Jahresende weiter zunehmen. Seit kurzem wird das Vorjahresniveau zunehmend überschritten. Allerdings dürften regional schlechte Grundfutterqualitäten und die in vielen Ländern reduzierten Kuhbestände eine Milchschwemme verhindern.

Alles in allem dürfte sich jedoch bis zum Jahresende 2017 sukzessive ein Mengenvorsprung zum Vorjahr aufbauen. Die deutet auch die jüngste Prognose der EU-Kommission an (Short Term Outlook). Darin geht die Kommission für das gesamte Jahr 2017 von einem Zuwachs der Milchanlieferung um 0,7 % aus. Aufgrund des 0,1%igen Mengenrückgangs im ersten Halbjahr, würde das in den Folgemonaten bis Dezember 2017 einen Zuwachs um durchschnittlich 1,5 % bedeuten.
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in diesem Jahr wird in den Quartalen 3 und 4 die Milchmenge das Vorjahresniveau voraussichtlich wieder übertreffen. (Bildquelle: Elite Magazin)

Top-Produzenten bleiben zurückhaltend

Die Molkereien in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2017 im Tagesschnitt 2,8 % weniger Milch erfasst als ein Jahr zuvor. Damit war in Deutschland EU-weit mengenmäßig der stärkste Rückgang zu verzeichnen. Zur Jahresmitte haben sich die Milchmengen dem Vorjahresniveau bis auf 0,5 % angenähert.
In Frankreich stellte sich die Mengensituation ähnlich dar. Nach starkem Minus im Januar und Februar von teils über 5 % hat sich der Rückgang der Milchanlieferung im weiteren Verlauf in abgeschwächter Form fortgesetzt. In den ersten sechs Monaten von 2017 lagen die Milchmengen insgesamt um 2,3 % unter denen des Vorjahreszeitraumes.
In den Niederlanden zeigten sich im Verlauf der ersten Jahreshälfte die Auswirkungen des Phosphatreduktionsprogrammes. Nach anfänglich noch leichten Steigerungen lagen die Anlieferungsmengen seit April unter der Vorjahreslinie. In der Summe hoben sich diese beiden Entwicklungen nahezu auf. Im weiteren Verlauf ist durch das Phosphatreduktionsprogramm mit weiteren Mengenrückgängen zu rechnen.
Auch im Vereinigten Königreich war die Anlieferungen bis April rückläufig, seitdem bewegen sich die Mengen aber wieder über dem Vorjahresergebnis.
Ein Produktionsanstieg gegenüber dem Referenzzeitraum in 2016 war insbesondere in Irland (0,2 Mio. t), in Polen und in Italien mit ebenfalls jeweils rund 0,2 Mio. t zu beobachten. Ebenfalls im Plus, jedoch weniger deutlich, waren Rumänien, Bulgarien, Spanien, Zypern, Belgien, Griechenland und Österreich.
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In den "großen" Milcherzeugerländern der EU liegt das Rohstoffaufkommen noch unter dem Vorjahresniveau. Kräftiger gemolken wird hingegen in Irland, in Polen und in Italien. (Bildquelle: Elite Magazin)

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Vorallem in den Niederlanden wurden in der ersten Jahreshälfte viele Milchkühe geschlachtet. Hintergrund ist die Einführung einer Phosphat-Quote; viel Milcherzeuger müssen aufgrund zu hoher Nährstoffgehalte ihre Kuhbestände reduzieren. (Bildquelle: Elite Magazin)

Halbjahresbilanz mengenmäßig nahezu ausgeglichen

In der gesamten EU hat sich der Mengenrückstand weiter reduziert. Von Januar bis Juni 2017 waren die EU-weit angelieferten Milchmengen schätzungsweise nur noch 0,1 % geringer als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. In Brüssel wird erwartet, dass bei weiter steigenden Milchpreisen Milcherzeuger mehr Futterkonzentrate kaufen und letztlich auch mehr Milch produzieren werden. Auf jeden Fall wird einer erheblichen Zunahme im letzten Quartal erwartet. Für das Jahr 2018 rechnen die Marktanalysten der EU mit einer weiteren Steigerung der Milchproduktion um + 0,9 %.

US Farmer geben weiter Gas

Ausschlagegebend für die weitere Entwicklung dürfte die Entwicklung in Asien und im asiatischen Raum sein in den kommenden Monaten sein. Nach einer Milchsaison mit ungünstigen Wetter und sehr niedrigen Preisen, fiel das Milchaufkommen in Neuseeland bereits in der zweiten Saison moderat aus. Der starke Anstieg der Milchpreise könnte auf den beiden Inseln zu einem signifikanten Anstieg der Milchproduktion führen. In den USA wird die Milchmenge voraussichtlich um rund 2% ansteigen. Positiv zu werten ist die in den USA anziehende heimische Nachfrage nach Milchprodukten. Auch die globale Nachfrage (vor allem in Asien) wird als gut bewertet. Das könnte helfen, die Preise am Weltmarkt zu stützen.
Quelle: EU, AMIa
Bearbeitet: Veauthier