Milchviehtag Koesling Anderson

Millionenverluste im Osten!

Rund 650.000 Euro muss ein Milchkuhbetrieb mit 500 Kühen, 2015 und 2016 zusammengerechnet drauflegen. In weniger optimierten Unternehmen summieren sich die Verluste sogar auf 1,1 Mio. Euro. Ergebnisse der Unternehmensberatung Koesling Anderson.

„Es geht nicht mehr um Rentabilität sondern nur noch um Liquidität!“ Mit dieser aus unternehmerischer Sicht traurigen Feststellung eröffnete Tim Koesling vom gleichnamigen Beratungsunternehmen Koesling Anderson LEBG mbH aus Dahlenwarsleben den diesjährigen Milchviehtag im brandenburgischen Groß Kreutz. Zwar sei die Milchproduktion nun mal ein Produktionsverfahren, das nur geringe Margen zulasse, doch derzeit reichen selbst alle Anstrengungen nicht aus, um eine schwarze Null zu erreichen. Die aktuelle Situation erinnere ihn an das Jahr 2009, so Koesling.

Im Durchschnitt 721 Milchkühe

Das Beratungsunternehmen wertet mit dem Modul „ Milch Manager“ (horizontaler Betriebsvergleich) die ökonomischen und produktionstechnischen Kennzahlen von aktuell 109 größeren Milchkuhbetrieben aus. Insgesamt sind in die Auswertung 78.636 Kühe eingeflossen.
Der durchschnittliche Milchkuhbetrieb (Auswertung) hielt im vergangenen Wirtschaftsjahr 721 Kühe (55 bis 2.200 Kühe) und hat 8.943 kg Milch pro Kuh verkauft (7.400 – 10.500 kg).
Die Ergebnisse des Benchmark-Systems lassen sich zur Einordnung des eigenen Unternehmens nutzen. Wichtig erscheint dabei, sich nicht am Durchschnittsergebnis zu messen, sondern sich mit den erfolgreichen Betrieben zu vergleichen, so Berater Ingo Schimmelpfeng.
Hierbei bilden die bereits heute „optimierten Betriebe“ den Maßstab. Hierunter sind jene Unternehmen zu verstehen, welche hinsichtlich der Rentabilität zu den oberen 25 % der Betriebe gehören und in den vergangenen Jahren kontinuierlich ihr Ergebnis verbessert haben.
Dieser Gruppe wurde im Betriebsvergleich die Gruppe der noch „nicht optimierten Betriebe“ (-25 %) gegenübergestellt. Hier sind jene Auswertungsbetriebe mit einem schwachen Betriebszweiggewinn zusammengefasst.

Bis zu 12,3 ct Verlust bei jedem kg Milch

Im Ergebnis zeigt sich (Tabelle 1), dass selbst die optimierten Betriebe (+ 25%) einen Verlust von 1,7 Ct/kg Milch hinnehmen mussten. Allerdings erwirtschafteten sie im Auswertungszeitraum einen 10,6 ct/kg höheren Gewinn im Vergleich zu den „nicht Optimierten“ (- 25 %). Deren Verlust war mit -12,3 ct/kg Milch beträchtlich. Betrachtet man die Auswertungsergebnisse detailliert, so fällt auf, dass die optimierten Unternehmen immerhin noch einen minimalen Geldrohüberschuss in Höhe von 0,5 t/kg erwirtschafteten (- 25 %: -8,6 ct/kg).
Auch fällt auf, dass bei den Einnahmen (Milchgeld) kein Größeneffekt beobachtet werden konnte. Auf der Erlösseite unterschieden sich die beiden Gruppen hingegen enorm. Die variablen Kosten fallen bei den „nicht optimierten Betrieben“ mit 35,0 ct/kg etwa um 5,8 ct/kg höher aus als bei der Vergleichsgruppe (+ 25%). Die größte Differenz besteht bei den Personalkosten (+2,7 ct/kg). Große Unterschiede lassen sich auch bei den Futterkosten feststellen (insgesamt + 2,5 ct/kg bei Grund- und Kraftfutter). Aber auch bei den Festkosten sind die Differenzen zwischen den optimierten und noch nicht optimierten Betrieben beträchtlich (8,4 vs. 4,4 ct/kg).
Die größten Abweichungen ergaben sich – wie auch schon in den Jahren zuvor – durch höhere Futterkosten (+ 13 %) sowie Personalkosten (+ 27 %). Aber auch die Maschinen- und Gebäudekosten fielen in den nicht optimierten Betrieben höher aus (+ 66 %).

Hohe Milchleistungen sind unabdingbar

Für die deutlich besseren ökonomischen Kennzahlen sorgte in den optimierten Unternehmen aber auch die höhere Milchleistung: Während die erfolgreichen Betriebe im vergangenen Jahr eine Marktleistung von 9.189 kg ECM je Kuh verzeichneten, fiel die Leistung in den schwächeren Betrieben um 687 kg niedriger aus, bei gleichzeitig höherem Kraftfutterverbrauch. Es wurde somit wesentlich weniger Milch aus dem Grundfutter erzeugt (2.069 vs 2.756 kg). Eine Sonderauswertung zum Milchleistungseffekt macht deutlich, der IOFC (Income over Feed Cost), gemeint ist damit der Geldüberschuss nach Abzug der Futterkosten, bei höherer Milchleistung (+ 25 %) 1.244 € beträgt, bei geringerer Leistung ( -25 %) bleiben nur 890 € über. Selbst bei einem unterstellten Milchpreis von 25 ct/kg, rechnen sich hohe Milchleistungen. In diesem Fall würden die optimierten Betriebe noch einen IOFC von 876 € erwirtschaften, die wenig optimierten Unternehmen rund 200 € weniger pro Kuh und Jahr.

Prognose 2016

Keine guten Nachrichten bzw. keine erfreuliche Prognose für das laufende Wirtschaftsjahr konnte Ingo Schimmelpfeng präsentieren. Selbst für die Gruppe der optimierten Betriebe rechnet der Berater mit einem Verlust von durchschnittlich 3,3 ct/kg bzw. 303 € pro Kuh - vorausgesetzt, es gelingt in der produktion durch harte Sparmaßnahmen 2 ct einzusparen. Der Geldrohüberschus rutscht ebenfalls in's Minus mit -1,4 ct/kg. Doch wo?
"An den Grundsätzen einer wirtschaftlichen Milchproduktion hat sich auch bei niedrigen Milchpreisen nichts geändert, erklärte der Berater. Einsparpotenziale sieht er durch:
  1. Auslastung der Stallkapazitäten
  2. eine hohe verkaufte Milchmenge je Kuh
  3. sehr gute Grundfutterqualitäten
  4. einen effektiven Kraftfuttereinsatz (Leistungsgruppen!)
  5. niedrige Personalkosten durch eine hohe Arbeitsproduktivität
  6. Selektion unwirtschaftlicher Kühe (Selektionsgrenzen einhalten)

  1. Auslastung der Stallkapazitäten
  2. eine hohe verkaufte Milchmenge je Kuh
  3. sehr gute Grundfutterqualitäten
  4. einen effektiven Kraftfuttereinsatz (Leistungsgruppen!)
  5. niedrige Personalkosten durch eine hohe Arbeitsproduktivität
  6. Selektion unwirtschaftlicher Kühe (Selektionsgrenzen einhalten)