Milchbauern protestieren wieder

Mehrere tausend europäische Milcherzeuger demonstrierten vergangenen Mittwoch in Straßburg vor dem Europäischen Parlament. Sie wollen sich dafür einsetzen, sich nach dem Wegfall der Quote 2015 europaweit zu bündeln und den Milchmarkt flexibel marktangepasst zu steuern. BDM-Sprecher Hans Foldenauer machte darauf aufmerksam, dass die EU-Politik dafür noch vor dem Auslaufen der Quote die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen muss. Allerdings verfolgt die Europäische Kommission derzeit eine völlig andere Strategie.

So unterstrich Brigitte Misonne (Generaldirektion Landwirtschaft der Europäischen Kommission) erst vor einer Woche auf dem DKB Eliteforum, die Vertragsbeziehungen zwischen Landwirten und Molkereien stärker zu verbreiten und gegebenenfalls verbindlich zu machen. Denn im Gegensatz zur europäischen Milchproduktion, die sich eher auf den Markt ausrichtet, orientiere sich Deutschland noch stark an der Höchstmenge bzw. Quote. Um den europäischen Milchproduzenten eine „sanfte Landung“ nach dem Quotenausstieg 2015 zu ermöglichen, müsse der Mengen- und Preisdruck weiter aus dem Milchmarkt genommen werden. Dazu sollten schon bestehende und neue Verträge mit Molkereien stärker genutzt werden. Schlüsselaspekte in den Kontrakten sollten neben Preis und Liefermenge auch Lieferhäufigkeit und Vertragsdauer sein. Die Ausgestaltung der Verträge werde die EU den Mitgliedstaaten überlassen, so Misonne.
Hans Foldenauer (BDM) hält es dagegen für einen Trugschluss, zu glauben, dass es ausreiche, die Position der Molkereien zu stärken, um den Milchmarkt in Ordnung zu bringen. „Die Milcherzeuger müssen mit der Möglichkeit einer flexiblen Milchmarktsteuerung eine eigene starke Marktstellung erhalten“, so Foldenauer. „Die Molkereien stehen aber unter großem Wettbewerbsdruck und machen ihren Gewinn daher vor allem über den Einkauf billiger Milch.“ Deren Interesse an kostendeckenden Milchpreisen für die Milcherzeuger sei, so Foldenauer weiter, daher sehr begrenzt.

Molkereien zunehmend unter Druck?

Die Lebensmitteldiscounter üben offenbar durch immer kürzere Vertragslaufzeiten höheren Druck auf die Molkereien aus. Wie die Westfälischen Nachrichten berichteten, laufen die Verträge zwischen Molkereien und Discountern heute oft nur noch einen, maximal zwei Monate. Die Tageszeitung zitiert den Geschäftsführer des Zentralverbandes Deutscher Milchwirtschaftler (ZDM), Torsten Sach, mit der Aussage: Bei diesen Schwankungen ist der Milchmarkt kaum noch kalkulierbar." Vor einigen Jahren seien noch Vertragslaufzeiten von mindestens sechs Monaten, oft auch einem Jahr, üblich gewesen. Als Grund für diese Entwicklung wird der anhaltend hohe Preiskampf bei Milchprodukten angeführt