Schwaches 1. Halbjahr am Milchmarkt

Wie haben sich die Entwicklungen am Weltmarkt, in der EU und in Deutschland im 1. Halbjahr dargestellt und welche Perspektiven bieten sich in den kommenden Monaten? Die AMI hat das Marktgeschehen ausführlich analysiert.

Nachdem die Preise für Milchprodukte in Deutschland bereits 2014 teils deutlich nachgeben hatten, hat sich zu Beginn des aktuellen Jahres zunächst eine leichte Erholung sowohl auf Erzeuger- als auch auf Produktebene abgezeichnet. Der Milchmarkt ist zwar auf einem deutlich reduzierten Niveau in das neue Jahr gestartet, dennoch ließ der Preisverlauf zumindest im Pulverbereich auf eine Erholung hoffen. Auch die Milcherzeugerpreise hatten sich knapp unter der 30-Cent-Marke eingependelt und sind nach dem Preisverfall im vergangenen Jahr zunächst nicht weiter gesunken. Vor dem Hintergrund der drohenden Überlieferungen haben die Anlieferungen der Erzeuger im 1. Quartal die Vorjahreslinie zunehmend unterschritten. Neben der zu befürchtenden Abgabenlast haben sich zudem die deutlich reduzierten Milchpreise dämpfend auf das Anlieferungsverhalten ausgewirkt. In Folge dessen tendierten die Preise an den Rohstoff- und Produktmärkten kurzzeitig leicht fester.
Ab Mitte Februar haben sich die Märkte jedoch wieder beruhigt. Unsicherheiten über den Verlauf des Milchaufkommens nach dem Quotenende führten zu einer Zurückhaltung der Käufer. In der Hoffnung auf schwächere Preise durch die zusätzlichen Milchmengen, die ab April erwartet wurden, wurden neue Abschlüsse, wo dies möglich war, nach hinten geschoben und weitere Entwicklungen abgewartet.
Seit der 2. Märzhälfte waren die Preistendenzen dadurch zumeist schwächer. Mit dem Fall der Milchquote ist das Milchaufkommen zwar nicht rasant in die Höhe geschnellt, aber viele Marktteilnehmer haben sich dies erhofft und auf sinkende Preise spekuliert. Durch die überwiegende Zurückhaltung wurde die Preisschwäche zusätzlich forciert.

Zunächst ruhig nach dem Quotenende

Nach dem Quotenende zeigte die Milchanlieferung in Deutschland in weiten Teilen einen für die Jahreszeit normalen Verlauf. Es war kein sprunghafter Anstieg des Milchaufkommens zu verzeichnen. Im April wurde die Vorjahresmenge bundesweit um schätzungsweise 1,5 % unterschritten. Mitte Mai hat die Milchanlieferung allerdings die Vorjahreslinie nach oben durchbrochen. Zu dieser Zeit dürfte auch die diesjährige Milchspitze erreicht worden sein. Seither bewegen sich die Milchmengen, begleitet von leichten Schwankungen, relativ stabil auf hohem Niveau. Der saisonale Rückgang war dabei nur sehr schwach ausgeprägt. Wie sich das Milchaufkommen im 2. Halbjahr entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Möglicherweise dämpfen neben den schwachen Milchpreisen auch die Folgen der in einigen Regionen herrschenden Trockenheit im Futter- und Getreidebau das Milchaufkommen nach der Jahresmitte.
Im Süden deutlich höhere Milchpreise
Für die Milcherzeuger ist der Start ins laufende Jahr im Zuge der geringen Verwertungsmöglichkeiten der Molkereien bei allen Milchprodukten ebenfalls sehr unbefriedigend ausgefallen. Im Schnitt der ersten 4 Monate lag der Milchpreis bei 29,9 Ct/kg und damit rund 10 Ct unter dem Niveau des Vorjahres. Dabei zeigte sich regional eine starke Spreizung der Auszahlungsleistungen von rund 3,5 Ct. Im Süden wurden deutlich höhere Milchpreise gezahlt als im Rest der Republik. Am niedrigsten war das Milchgeld im Norden Deutschlands, allen voran Schleswig-Holstein.  Die wirtschaftliche Situation in den Milchviehbetrieben hat sich in Folge der niedrigen Milcherlöse Anfang 2015 auf sehr niedrigem Niveau eingestellt. Im Zeitraum von Januar bis März war die Spanne aus Erlösen und variablen Kosten, basierend auf einer Modellrechnung der AMI, die niedrigste seit neun Jahren. Lediglich das 1. Quartal 2009 war ähnlich schwach.
Weltmarktpreise im Sinkflug
Auch am Weltmarkt hat der Wert für Milchprodukte deutlich Federn lassen müssen. Allerdings waren die Preisrückgänge unterschiedlich stark und im Vergleich zu Deutschland und der EU in anderem Umfang ausgeprägt. Die Weltmarktpreise für Milchpulver sanken von Januar bis Juni gegenüber dem Vorjahr um jeweils rund 44 %. Damit war der Preisverfall deutlich stärker als am Binnenmarkt und in Deutschland. Auch bei Butter lagen die Preise um gut ein Viertel unter dem Niveau des Vorjahres. Im Gegensatz dazu waren die Käsepreise nahezu stabil. In Folge dessen sank der jüngste FAO Food Price Index für Milchprodukte auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2009. Der Grund für diese Entwicklungen wird vor allem in dem hohen Exportangebot sowie in den nach wie vor umfangreichen Beständen in Neuseeland bei einer vergleichsweise ruhigen Nachfrage nach Milchprodukten gesehen. Daneben wird der Markt weiter von der Frage beeinflusst, ob und wann China wieder ein erhöhtes Interesse an Milchpulver anmeldet.
Auch bei der Internetauktion der neuseeländischen Molkerei Fonterra spiegelte sich die Preisschwäche am Weltmarkt deutlich wider. Der GlobalDairyTrade-Tender schloss Mitte Juni auf dem niedrigsten Stand seit 2009.
Lichtblicke vorerst noch Mangelware
Die Aussichten für die kommenden Monate sind wenig rosig. Durch die geringen Verwertungen an den Produktmärkten und die zuletzt nochmals schwächeren Abschlüsse mit dem Lebensmitteleinzelhandel sind für das Milchgeld im Juni weitere Abschläge zu erwarten. Auch danach dürfte der Verlauf eher stabil auf schwachem Niveau als wieder aufwärtsgerichtet sein. Es ist weiterhin ein hohes globales Milchaufkommen zu erwarten. Langfristig ist zwar von einem steigenden weltweiten Bedarf an Milchprodukten auszugehen, derzeit verläuft die internationale Nachfrage jedoch insgesamt gedämpft. Sollte die Nachfrage weiterhin schwach verlaufen, bleibt alternativ nur der Weg einer Anpassung des Angebotes durch weiter nachgebende Milchpreise. Dies dürfte seine Wirkung aber frühestens im 4. Quartal 2015, möglicherweise auch erst im 1. Quartal 2016 zeigen.
Die ausführliche Analyse dazu finden Sie im AMI-Onlinedienst Markt aktuell Milchwirtschaft.