Milch Marker Index: Produktionskosten sind sprunghaft angestiegen

Die MEG Milch Board hat erstmals den neuen Milch-Marker-Index (MMI) veröffentlicht. Demnach verteuerte sich die Milchproduktion in 2012 um rund 2,5 Cent. Kritiker bemängeln, dass die Kosten zu hoch angesetzt wurden.

Laut den Berechnungen der MEG Milch stiegen seit dem Jahr 2009 die Milcherzeugungskosten um mehr als 6,3 Cent pro Kilogramm bzw. um 17 Prozent. Allein im Jahr 2012 verteuerte sich demnach die Milchproduktion in Deutschland im Durchschnitt um 2,47 Cent, von 40,75 Cent auf 43,22 Cent je Kilogramm Milch. Den größten Kostentreiber stellten dabei die deutlich gestiegenen Preise für zugekauftes Futter dar.

Unterdeckung von 25 %

Erstmalig veröffentlicht die MEG Milch Board auch eine Preis-Kosten-Ratio für die Milcherzeugung. Sie setzt die ermittelten Milcherzeugungskosten ins Verhältnis zu den amtlich erfassten Milcherzeugerpreisen. Dieser Kennwert ist ein Maß für die Unter- oder Überdeckung und lehnt sich an die in den USA bereits bewährte Milk-Feed Price Ratio" an. Allerdings wurden hier auch alle kostenwirksamen Bestandteile der Milchproduktion und der Einkommensansatz berücksichtigt und nicht nur die Futterkosten.
Laut der MEG Milch Board weist die Preis-Kosten-Ratio für 2012 einen Wert von 0,75 auf und zeigt eine deutliche Unterdeckung, die vor allem durch den Rückgang der Milcherzeugerpreise bei gleichzeitigem deutlichen Anstieg der Milcherzeugungskosten zu einer starken Öffnung der Preiskostenschere führte. Im Jahr 2012 lag der Durchschnitt der in Deutschland ausgezahlten Milcherzeugungspreise nur geringfügig über den sogenannten pagatorischen Kosten, welche auf den Betrieben allein für Betriebsmittel zur Milcherzeugung sowie die Abschreibung von Zinsen und Steuern anfallen. Die Arbeitskosten für die selbstständigen Milchviehhalter und ihre mithelfenden Familienangehörigen konnten bei Weitem nicht gedeckt werden.

Jahr

2009

2010

2011

2012

Milcherzeugungskosten absolut

ct/kg

37,10

39,55

40,87

43,41

Milcherzeugungskosten relativ

%

100

107

110

117

Milcherzeugerpreise

ct/kg

25,84

31,89

35,92

32,68

Preis-Kosten-Ratio

0,70

0,81

0,88

0,75

Zeitnahe Orientierung für Preisverhandlungen

„Gerade in den Preisverhandlungen mit den Molkereien müssen die Vertreter der Erzeugerseite auch die Kostenentwicklung zeitnah analysieren und mit entsprechenden Argumenten ihre Preisforderung untermauern“, fordert Peter Guhl, Vorsitzender der MEG Milch Board. „Besonders in Inflationszeiten kann ein solches Werkzeug den Landwirten helfen, eine Milchpreisentwicklung parallel zur Kostensteigerung einzufordern, so Peter Guhl weiter.

Jeder rechnet anders

Kritik schlägt der MEG Milch Board aus den Reihen der deutschen Agrar-Betriebswirte entgegen. Diese bemängeln, dass zur Berechnung der Daten nicht auf vorhandene Systeme (wie z.B. die BZA) zurück gegriffen, sondern ein eigener Weg beschritten wurde. Zudem sei die Zuordnung der Kosten zu pauschal, auch seien die Zahlen von 2009 nur mithilfe von Indexwerten hochgerechnet. Für Diskussionen dürfte auch die Tastsache sorgen, dass laut MEG Milchboard die Betriebe im Mittel eine Unterdeckung aufweisen, während hingegen die Buchführungsstatistiken Gewinne ausweisen bzw. erwarten lassen.

Alle Daten online abrufbar

Die Daten stehen ab sofort online zur Verfügung. Künftig wird die MEG Milch Board den MMI vierteljährig aktualisieren, sodass auch mögliche saisonale Schwankungen bei den Erzeugerkosten abgebildet werden.  www.milch-marker-index.de
 
Lesen Sie zu diesem Thema auch bei Elite Online Milch-Marker-Index soll Auszahlungspreise stabilisieren|_blank sowie unseren Brennpunkt in Heft 2/2013: MMI – ein Argument für höhere Preise?