AbL KLJB Universität Kassel Milchtagung

Kleine Mengenänderung, große Wirkung

Auf der Milchtagung der AbL und KLJB sowie Uni Kassel wurde diskutiert, wer und wie Verantwortung im Milchmarkt trägt. Dass sich derzeit zu wenige überhaupt ihrer Verantwortung bewusst sind, kritisierte Ottmar Ilchmann, Milchsprecher der AbL.

Milcherzeuger und -vermarkter und Mitglieder haben auf der Milchtagung der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft), KLJB (Katholische Landjugendbewegung) und Universität Kassel am vergangenen Montag (05.03.2018) mit Vertretern der EU-Kommission, Erzeuger- und Interessensgemeinschaften über die Entwicklungen in der Milchwirtschaft diskutiert.

Kleine Mengenunterschiede, große Wirkung!

Über die Entwicklungen am europäischen Milchmarkt sprach Jens Schaps, Direktor für Märkte und Marktanalysen bei der EU-Kommission. „Kleine Mengenveränderungen am Milchmarkt führen zu großen Preisschwankungen“, erklärte er. Das Russland-Embargo habe die Auswirkungen des Quotenendes zudem noch verstärkt. Die Ursachen der schwankenden Rohmilchpreise lägen neben den angelieferten Mengen außerdem in veränderten Präferenzen der Verbraucher. Wissenschaftliche Studien könnten sehr schnelle Veränderungen der Nachfrage von verschiedenen Milchprodukten herbeiführen. „Der Erfolg der Milchwirtschaft hängt zu 90% vom Binnenmarkt ab“, stellte Schaps fest. Er empfahl Milcherzeugern deshalb die Bündelung in Erzeugerorganisationen um damit mit Molkereien über Preise und Mengen zu verhandeln. Diese müssten jedoch verbindlich sein, da bei freiwilligen Lösungen nicht alle Marktteilnehmer mitmachen würden.

„Weltmarktpreise in der Krise maßgeblich von Deutschland gemacht“

„Es geht nicht, dass jeder, der zu Geld kommt oder gut mit der Bank kann, seinen Stall spiegelt, voll Kühe stellt und der Molkerei dann sagt: Guck mal, ihr müsst mir doch alles abnehmen!“, so Peter Guhl, Vorsitzender der bundesweiten Milcherzeugergemeinschaft MEG Milch. Er forderte eine flächendeckende Pflicht von Lieferverträgen, in denen Menge und Preis der gelieferten Milch festgelegt würden. Andernfalls drohe wieder eine Überproduktion, die bereits während der letzten Milchkrise zu einem weltweiten Preisverfall geführt habe. „Der Weltmarktpreis in den Krisen wurde maßgeblich in Zentraleuropa, maßgeblich in Deutschland gemacht“, so Guhl. Als Vergleich nannte er die Milchproduktion in Frankreich, dort würde eine ähnliche Menge Milch produziert. Während Krisenzeiten sei dort der Preisverfall jedoch deutlich geringer ausgefallen als in Deutschland, da Frankreich in den Vorjahren die Milchproduktion nicht so extrem gesteigert hatte wie Deutschland.

Das Tierwohl leidet in der Krise

Ottmar Ilchmann, Milchsprecher der AbL, kritisierte das fehlende Verantwortungsbewusstsein und sprach von einer „kollektiven Handlungsunfähigkeit“ der Branche. Während Milcherzeuger die Mengen steigern würden und die Molkereien sich weigerten, die Forderungen des Kartellamts umzusetzen, hielte sich die Politik zurück. Konkrete Vorschläge zur Verbesserung nannte er nicht.
Ilchmann wies anschließend auf den Zusammenhang zwischen Milchpreisen und Tierwohl hin. Keine Organisation hätte während der Milchkrise thematisiert, dass Kostendruck auch zu Abstrichen beim Tierschutz führen könne. Nur bei optimalen Milchpreisen seien die Landwirte jedoch in der Lage, die Tiere angemessen zu versorgen.
Text: Oehler