Molkerei-Kongress 2019

Mehr Klasse statt Masse

Die deutsche Milchbranche will sich vom Mengenwachstum verabschieden und durch eine höhere Veredlung der Milch eine bessere Marge erzielen. Dieses Fazit lässt sich aus den Diskussionen der rund 230 Teilnehmer des Molkerei-Kongresses ableiten.

Schon traditionell wird der Molkerei-Kongress mit einem Rückblick auf den Milch- bzw. Verbrauchermarkt eröffnet. In diesem Jahr berichtete Christian Däumler, Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Es sei ein Wertewandel bei den Konsumenten zu beobachten, attestierte Däumler. Das lange währende Motto „Geiz ist geil“ hätten die Konsumenten abgelegt. Statt dem Preis habe sich in letzten Jahren die Qualität durchgesetzt. Das zeige sich inzwischen auch in den Regalen des Handels: „Früher gab es eine Bio-Marke, inzwischen ist es eine ganze Kategorie, über die der Handel versucht, sich zu profilieren.“

"Der Wandel ist alternativlos"

Das Umdenken der Verbraucher scheint auch bei den Molkereien angekommen zu sein. Die deutschen Molkereien arbeiten nach eigenem Bekunden mit Hochdruck daran, den wachsenden Kundenforderungen nach Glaubwürdigkeit, Nachhaltigkeit und Transparenz gerecht zu werden, wie gleich mehrere Molkerei-Geschäftsführer versicherten. So betonte u.a. Thorsten Rodehüser, COO Private Label der Deutsches Milchkontor GmbH (DMK), dass mittlerweile der Kunde im Zentrum stehe, während das Unternehmen früher darauf konzentriert habe, vor allem Milchmengen unterzubringen. „Der Wandel ist für uns alternativlos.“
Ähnlich äußert sich Guido Kühne, Geschäftsführer Vertrieb bei der FrieslandCampina Deutschland. Man wolle im Unternehmen „keinen Stein auf dem anderen lassen“ und verstärkt in die Analyse einsteigen, um die Kundenwünsche besser zu ergründen

Das Verramschen muss aufhören

Wie ein Tritt gegen das Schienbein mussten die Molkereimanager die Preissenkungen für Butter und Käse empfunden haben, welche die Discounter gerade angekündigt haben. Heftig kritisiert wurden auch seitens der Molkereien die immer wieder von den Handelsketten durchgeführten Aktionen, Markenjoghurts oder andere Milchprodukte mit 30, 40 oder gar 50 Prozent zu rabattieren. Für besonderen Unmut sorgte die jüngste Aktion von Netto, den Bauer-Joghurt für 17 Cent zu „verramschen“. Auch wenn ein Verkauf unter Einstandspreis nicht zu beweisen ist, sei dieses Vorgehen von Netto jedenfalls ein besonderes Beispiel für die Wertevernichtung und sende das falsche Signal an den Verbraucher. Diesem werde suggeriert, dass wertvolle Milchprodukte permanent billig zu bekommen seien.
Viele Molkereimanager beklagten zudem, dass inzwischen die Hälfte des Absatzes einiger wichtiger Eckartikel über Aktionen erzielt werde. Mitunter kosteten Marken dadurch weniger als Handelsmarken.

Gesättigte Märkte fordern Differenzierung

In weiteren Vorträgen standen die Themen Transparenz und neue Anforderungen an die Milchprodukte im Fokus, denn klar ist, dass sich Molkereiprodukte mit dem neuen Zeitgeist auseinandersetzen müssen. Die am häufigsten genannten Schlagworte waren: klimaneutrale Produktion, Ende der Anbindehaltung und Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen. Einig waren sich die Molkereimanager in ihrer Einschätzung, dass die Unternehmen künftig verstärkt als Ideengeber gefordert sind. Nach Ansicht von Heinrich Gropper, einem der führenden Zulieferer für Handelsmarken in Deutschland ist klar, dass die gesättigten Märkte, am Ende zu einer weiteren Differenzierung von Milchprodukten werden führen müssen.
Sofern es gelingt, Produkte zu entwickeln, die jederzeit auf Bedürfnisse des Verbrauchers eingehen dürften die Chancen gut sein, dass Molkereiprodukte bei den meisten Einkaufsakten berücksichtigt werden, ist sich Däumler sicher.
Einen positiven Ausblick wagte auch Georg Herbertz von der Unternehmensberatung Herbertz Dairy Food Service.Der Bedarf an Milch und Molkereiprodukte wird weltweit weiterwachsen. Die Mengen, die in der EU produziert werden, können nicht oder nur schwer in anderen Teilen der Welt bereitgestellt werden! Dadurch besteht Hoffnung für eine Erholung der Milchpreise!
Quelle: Molkerei-Kongress 2019 | Der Molkerei-kongress wird alljährlich von der Lebensmittelzeitung im Februar in München ausgerichtet.
Weitere, ausführliche Informationen zum Molkerei-Kongress 2019 finden Sie im Web-Magazin „Elite Impulse“ Ausgabe 2/19 ab dem 3. April 2019.