Mehr Anerkennung für Frauen

Frauen leisten dieselbe Arbeit in der Landwirtschaft wie Männer, an einer ebenbürtigen Anerkennung fehlt es allerdings. Heute wird die oft unpassende Ansprache kritisiert und dass zu wenig Frauen in den Verbänden vertreten sind. Das soll sich ändern!

Frauen leisten in den landwirtschaftlichen Betrieben genauso viel wie ihre männlichen Kollegen. An der gleichwertigen Anerkennung in den an die landwirtschaftlichen Betriebe angebundenen Tätigkeitsfeldern fehlt es allerdings noch häufig. Das gilt weniger für die Anerkennung der Ausbildung, sondern viel mehr für eine noch zu oft unangebrachte, unterschätzende Ansprache der Frauen auf den Höfen durch Dienstleister oder Firmenvertreter (à la: Wo ist denn der Ihr Chef?" oder Ist Ihr Mann zu sprechen?"). Zudem werden Frauen noch oft vom Marketing ignoriert und in den Interessenverbänden fehlen die weiblich besetzten Positionen.

Frauen, die unsichtbaren Arbeitskräfte?

Dabei sind es rund 341.000 Frauen, die in Deutschland direkt in der Landwirtschaft tätig sind. Und diese haben ein gehöriges Mitspracherecht und Entscheidungsbefugnis auf den Höfen. Denn sie arbeiten nicht nur überwiegend in der Betreuung der Tiere sondern auch in Büromanagement/Buchführung sowie im Betriebsmanagement, das zeigen Erhebungen. So ergab eine Umfrage des unabhängigen Marktforschungsdienstleisters agri-Experts, das 25% der Frauen als Angestellte in Teil- oder Vollzeit auf den Betrieben arbeiten. 29% gaben an, in Selbstständigkeit zu arbeiten und 40% kreuzten an, kein vertragliches Arbeitsverhältnis zu haben. Letztere beschreiben die große Zahl unsichtbarerer Familienarbeitskräfte, die jedoch maßgeblich zum Erfolg der Betreibe beitragen und ein absolut nicht zu unterschätzendes Mitspracherecht haben:
  • Hinsichtlich der überwiegenden Tätigkeitsfelder gaben die Frauen folgendes unter Mehrfachauswahl an: 67% Stallarbeit/Tierversorgung, 62% Büromanagement/Buchführung, 43% Betriebsmanagement, 24% Feldarbeit sowie mit je rund 10% Öffentlichkeitsarbeit, Direktvermarktung und Sonstiges.
  • Hinsichtlich der Frage danach, wer Entscheidungen auf Betriebsebene trifft, gaben die Befragten Frauen zusammengefasst auf 90% an, Entscheidungen alleine zu treffen (8%) und gemeinsam mit dem Partner (82%).

Unter dem eingeschlossenen Link können Sie sich die Ergebnisse der agri-experts-Umfrage "Frauen in der Landwirtschaft"anschauen.

Ansprache lässt immer auch auf Wahrnehmung schließen

Nachbarländer, wie die Niederlande, sind uns hinsichtlich der Anerkennung der Frauen in der Landwirtschaft im Voraus: Sie sprechen Frauen in der Landwirtschaft gezielt und wertschätzend an. Hier gibt es den „Boerindag“ für Rinderzüchterinnen oder mit „De Boerin“ ein landwirtschaftliches Fachmagazin nur für Frauen. Aber auch in Deutschland tut sich etwas und hierzu kommt - es verwundert kaum - die Energie dafür meistens aus Frauenhand.
So etwa beispielhaft von Anne-Mette Evers, die beim Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOST) für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Sie ist schon oft der Frage nachgegangen, wo im Agrarumfeld FRAU bisher als ernst zu nehmende Kundin angesprochen und damit also als eine solche wahrgenommen wird. Und sie hat bei ihrem" Verband schon selbst gemeinsam mit ihren Kolleginnen einiges dafür auf die Beine gestellt, dass Milchkuhhalterinnen sich ernsthaft und aufrichtig angesprochen fühlen.
Frau Evers Gedanken und Erfahrungen aus dem Agrar-Marketing zur Anerkennung durch angemessene Ansprache der Frauen finden Sie auf der Letzten Seite in unserer druckfrischen und siebten Ausgabe EliteFrauen. Schauen Sie rein - unter dem eingebundenen Link können Sie den Kommentar
frei zugänglich als pdf lesen. Das komplette Heft EliteFrauen finden Abonnenten hier als eMagazin.

Der DBV will weiblicher und jünger werden

Auch in der Berufs- und Branchenvertretung tut sich etwas. Es scheint, dass die Zeiten des überspitzten DBV-Images der alten, weißhaarigen Männer" enden sollen. So betonte der Deutsche Bauernverband, die größte landwirtschaftliche Berufsvertretung in Deutschland und Dachorganisation aller 18 Landesbauernverbände jüngst, das er dem Einfluss der Frauen in der Landwirtschaft gerechter werden will. DBV-Präsident Joachim Rukwied hat in einem Interview mit Agra-Europe (AgE) erklärt, dass sein Verband jünger und weiblicher" werden möchte. Rukwied betonte wortwörtlich: „Wir freuen uns über jeden jungen Landwirt und jede junge Landwirtin, die sich über ihren Betrieb hinaus in die Arbeit des Bauernverbandes einbringen möchten.“
Von der anderen Sichtweise, die Frauen in die Gremien einbringen könnten, würden alle profitieren und das sei essentiell für einen Verband". Vorwürfe einer fehlenden Willkommenskultur im Verband gegenüber Frauen seitens des Landfrauen-Verbands wies Herr Rukwied entschieden zurück. Er wies darauf hin, dass der DBV ein demokratisch aufgebauter Verband sei. Es gelte dabei das Bottom-up-Prinzip: Die Delegierten des BDV entscheiden auf Orts-, dann Kreis-, dann Landes- und Bundesebene, wer in entsprechende Positionen gewählt werde. Heißt zugleich, dass die einzelnen Landesverbände von der Basis aus daran arbeiten müssen, junge und auch weibliche Mitglieder zu werben, die sich nicht nur auf Demonstrationen engagieren, sondern auch politisch aktiv werden möchten.
Quellen: AgE, agri-Experts


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